„On Vacation“ ist der Titel eines Fotobuchs des jungen finnischen Fotografen Jussi Puikkonen. Sein Thema sind Sommerferienorte, die er während der Winterzeit fotografiert:
Der Winter dauert in Finnland satte 9 Monate. Bleiben also nur noch drei übrig für den Sommer. In diesen ist eigentlich alles wie in Mitteleuropa: In den Ferienbadeorten wie Hanki oder Naantali aalen sich Touristen in der Sonne, genießen das sommerliche Badeleben. Doch das ist es nicht, was den 1980 geborenen finnischen Fotografen Jussi Puikkonen interessiert. Er fotografiert ausschließlich, wenn die Ferienorte des Sommers Winterschlaf halten.
Ganz neu ist die Idee nicht: In den vergangenen Jahren haben nicht wenige Fotokünstler stille Dokumentationen von verlassenen Badestränden, verhängten Strandbars und stillgelegten Vergnügungsparks fotografiert. Das gleiche macht Puikkonen auch: Bilder über Ferienorte, die selber Ferien machen. Doch er macht es ungleich besser als viele andere, wie man beim Blättern in seinem Buch „On Vacation“ feststellt: Der in Amsterdam lebende, am Design-Institut der „Lahti University of Applied Sciences“ ausgebildete Fotograf, der als Director of Photography für das finnische Magazin „Kasino A4“ arbeitet, ist ein Meister ruhiger Melancholie und stiller Unaufdringlichkeit.
Lautlos sind diese Bilder. Still. Menschenleer. Aber auch von einer gewissen Ironie. Wir betrachten verschneite Campingplätze, eingefrorene Ausflugsboote, Wasser-Rutschen voller Schneematsch, unbespielbare Tennisplätze. Schön ist das. Traurig ist das. Traurig, weil kaum etwas trauriger ist, als wenn das laute Leben im Winter festfriert.
(Marc Peschke)
Jussi Puikkonen
On Vacation (bei amazon.de)
Gebunden. 96 Seiten. 48 Abbildungen
Englisch
Edition Patrick Frey 2008
ISBN 978-3-905509-75-5
59 Euro
Endlich wieder Bilder
anstatt der ganzen „Diskussionen“ über Fotofetische.
Die Fotos erinnern mich irgendwie an die Stimmungen in dem Buch „Der wunderbare Massenselbstmord“ von Aarto Paasilinna. Da beides Finnland beschreibt, scheint der Fotograf die Realität ziemlich gut eingefangen zu haben.
Interessante Bildbeispiele, voller fehlender Menschen, viel interessanter als altgewordene demolierte Telefonhäuschen.
Costa Brava
und Orte wie die Buchten in der Nähe von Lloret de Mar etc. im Winter, wenn sich dort kein Mensch und kein einziges Boot wiederfindet wirkt wie eingefroren. Dieser Künstler hat erkannt das andernorts die Natur im Winter diese Stimmung noch besser festhält und thematisiert. Die Motive sind nicht einfach gewählt. Man erwartet dort Menschen und Aktion.
Ich kann eine Winter-Tour an die Costa Brava nur empfehlen. Man entdeckt wo man auf dieser Welt aufgehängt ist.
Ich frage mich jedesmal wie es sein kann, daß Menschen sich wie Heuschrecken für kurze Zeit an bestimmten reichen Orten niederlassen und nie daran denken wie sich die Natur über Monate hinweg wieder selbst heilt/selbst heilen muß.
Fotografie muß eine lebendige Fotografie sein oder über das Leben, Sein und Handeln nachdenklich machen.
Für den einen erfüllen Bildbände einen Zweck und scheinbar nur für wenige ergibt sich ein Sinn indem was der Künstler liefert.
Es ist wie beim Kinderbuch. Es gibt Kinder die muß man mit etwas beschäftigen und als Erwachsene bleibt es dabei. Andere können sich mit sich selbst sowie selbst mit etwas beschäftigen, denn Sie haben spielend gelernt hinter allem einen Sinn zu suchen.
Mal ne Frage
[quote=Max Rheub]…Die Fotos erinnern mich irgendwie an die Stimmungen in dem Buch „Der wunderbare Massenselbstmord“ von Aarto Paasilinna….[/quote]
Wie kommen Sie bei diesen Motiven auf das genannten Buch?
http://bluecher.agunlimited.at/index.php?/archives/12-Arto-Paasilinna-Der-wunderbare-Massenselbstmord.html
bzw. auf den „Meister des skurillen Humors“?