Sir Howard Stringer, Chef des japanischen Konzerns Sony, beschwört in einem Interview den Mut zu Veränderungen und die Nähe zum Kunden, und ringt bei den Japanern um Verständnis:

Porträtfoto von Sir Howard Stringer von Sony

Sir Howard Stringer ist der mächtigste Mann bei Sony. Nach Jahren als Chairman und CEO ist er auch mittlerweile der Präsident von Sony. Seit nun 11 Jahren ist der studierte Historiker bei Sony und hat sich, vor allem in Japan, nicht immer Freunde mit seiner Unternehmenspolitik gemacht. Stringer geht mit einem Interview in der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei in die Offensive und wirbt bei den Japanern um mehr Verständnis für den von ihm eingeschlagenen Kurs bei Sony.

Dabei schwelgt er ein wenig in alten Zeiten. Er versucht Kritik, er sei letztlich zu alt für das digitale Zeitalter, zu begegnen, indem er hier und da einige Beispiele für seinen „Weitblick“ einstreut. Die heutige Zeit würde gänzlich neue Produktkonzepte, wie seinerzeit den Walkman, erschweren. Sony habe den Versuch mit der PlayStation3 gewagt, aber die Kosten waren zu hoch. Der Kunde von heute sei ganz anders als der Kunde von vor 20 Jahren. Das Internet biete dem Kunden die Möglichkeit, den Inhalt und die Art von Produkten selbst zu bestimmen. Daher werde in Zukunft ein Großteil der elektronischen Produkte netzwerkfähig sein.

Stringer gesteht auch Fehler von Sony ein: So war der Musicdownload-Service CONNECT ein Fehlschlag, weil er nicht allen Kunden offen stand. Sony habe begonnen, u.a. mit der DSC-G3 Wi-Fi Digitalkamera, mit seinen Kunden zusammenzuwirken. Offene Technologie zu angemessenen Preisen sei der Schlüssel für den zukünftigen Erfolg.

Dass dieser Wandlungsprozess im Unternehmen nicht einfach ist, zeigen Stringers Andeutungen hinsichtlich „Leuten bei Sony, die das vielleicht nicht mögen“ oder „ich wünschte die japanische Presse würde anerkennen, wie wichtig das ist“.

Stringers Spagat zwischen amerikanischer Unternehmensführung und japanischer Mentalität ist auch im Handelsblatt nachzulesen.

(agün)