Fujifilm hat das Geschäftsjahr zum 31. März 2009 abgeschlossen. Gleichzeitig gibt das Unternehmen einen umfassenden Restrukturierungsplan bekannt, der mit 145 Milliarden Yen eine unfassbare Menge Geld verschlingen wird:
„Den Laden wieder fit machen“ ist zugegebener Maßen etwas flapsig formuliert, aber bei einem „Sanierungsplan“ (PDF-Datei), der 145 Mrd. Yen (ca. 1,114 Mrd. €) in nur einem Jahr verschlingen wird, stockt einem schon mal der Atem.
Fujifilm will diese Summe im laufenden Geschäftsjahr (April 2009 bis März 2010) aufwenden, um folgende Maßnahmen zu finanzieren:
• Rationalisierung in der Verwaltung durch Strukturreformen,
• Sanierung des Fotogeschäfts, z.B. durch Fixkosten-Reduzierung und
• Reformierung des Digitalkamerageschäfts.
Das klingt alles in der betriebswirtschaftlichen Sprache schön, bedeutet aber konkret, dass Fujifilm plant, weitere 5.000 der mehr als 76.000 Arbeitsplätze – vor allem außerhalb Japans – abzubauen, regionale Niederlassungen zusammenzulegen und einen ersten operativen Verlust konzernweit auszuweisen. Immerhin gibt das Unternehmen keine Schließungen von Produktionsstandorten oder den Rückzug aus einem Geschäftsbereich bekannt.
Fujifilm hat den Fotobereich bereits stark „strukturiert“ (heruntergefahren) und will ihn weiter straffen, denn andernfalls hätte man, so sagt Fujifilm in dieser Grafik aus dem Sanierungsplan, in den Geschäftsjahren 07/08 und 08/09 große Verluste statt kleiner Gewinne gemacht.
Fujifilm hat mit einem Nettogewinn in Höhe von 10,5 Mrd. Yen (ca. 80,67 Mio. €) fast 90 % weniger Gewinn erzielt als im Jahr davor (siehe Earnings Data of FY2009/3; PDF-Datei). Der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr war zwar „nur“ um 14,5 % rückläufig, jedoch belasten hohe Ausgaben für die bereits begonnene Strukturreform und Wechselkurseinflüsse das Ergebnis negativ.
Der Bereich Imaging Solutions, der die Umsätze für Fotopapier, Farbfilme und Digitalkameras enthält, ist um 25 % auf 410,4 Mrd. Yen (ca. 3,15 Mrd. €) Umsatz geschrumpft. Allein die Aufwertung des Yens soll nach Angabe von Fujifilm 46,4 Mrd. Yen (ca. 357 Mio. €) ausmachen, die dem Unternehmen verloren gehen. Hinzukommen die fallenden Preise bei Digitalkameras. Fujifilm hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 8,2 Millionen Kameras verkauft. Letztlich bleibt Fujifilm nur ein operativer Verlust in Höhe von 29,3 Mrd. Yen (ca. 225 Mio. €) in diesem Geschäftsbereich.
Für das neue Geschäftsjahr geht Fujifilm von weiter sinkenden Umsätzen im Bereich Imaging Solutions aus (350 Mrd. Yen / 2,7 Mrd. €). Das Unternehmen wird konzernweit einen operativen Verlust in Höhe von 90 Mrd. Yen (ca. 692 Mio. €), verursacht durch die Restrukturierungskosten in Höhe von 145 Mrd. Yen (ca. 1,114 Mrd. €), hinnehmen müssen. Es soll sich dabei um den ersten operativen Verlust seit dem Börsengang im Jahre 1949 handeln.
(agün)
Ich könnte
den ganzen Tag agün-Artikel lesen: Wirtschaft zum selbst Verstehen!
Mehr davon!
Wieso bauen sie nicht einfach ne Kamera?
…die der Kunde will?
So einfach wärs.
Zum Beispiel…
[quote=Gast]…die der Kunde will?[/quote]
…diese 3D-Kamera, die als Prototyp auf der letzen Photokina vorgestellt wurde…das könnte im Consumerbereich bestimmt was werden.
Damit fangen sie offensichtlich
gerade wieder an.
http://www.photoscala.de/Artikel/Fujifilm-bringt-Instax-210-Sofortbildkamera
Der Verkauf von Filmpacks bringt auch deutlich mehr Rendite, als Speicherkarten.
Tja, Film ist eben tot liebe Freunde…
…muss man sich wohl mit abfinden.
Vielleicht ist Film ja tot,
dafür hält er länger, als digitale Medien. Bei den digitalen Speichern kommt man aus dem Datensichern nicht mehr raus und kann sich doch nie sicher sein, dass noch alle Aufnahmen da sind. Aber eigentlich braucht die alten Aufnahmen ja auch niemand mehr, deshalb werden bald Speichermedien auf den Markt kommen, die am Monatsende alle Daten löschen, schaut ja eh keiner mehr an.
Ja klar…
…das Problem am rückläufigen Filmabsatz ist die Tatsache, dass auch der allerletzte Agenturfotograf im hintersten Eck der Welt mit einer Digitalen SLR ausgerüstet ist. Die Presse als Grossabnehmer ist weggefallen, auf der andern Seite natürlich all die Knipser, deren Fotografiegewohnheiten die Digitale Technologie entgegenkommt. In der künstlerischen Fotografie ist Film aber nach wie vor dominant, bei Fotoreportagen die keinen so straffen zeitlichen und finanziellen Zwängen unterliegen ebenfalls, und Privatanwender, vor allem die jüngeren Genrationen, entdecken wieder den Reiz der analogen Fotografie. Wenn man sich den Gebrauchtmarkt bei hochwertigen Analogkameras anschaut, und den derzeitigen Stand mit jenem vor einem Jahr vergleicht, so stellt man fest, dass der Markt beinahe leergekauft ist, die Preise in Gefilde gestiegen sind und noch weiter steigen, die den einstigen Katalogpreisen alle Ehre machen.
Fuji hat
für meine Begriffe mehrere Probleme in der Kamerasparte:
– Sensoren, die zu nix dazupassen, außer ins eigene System
– daraus resultierend keine Anschlüsse nach irgendwohin
– kein durchgängig plausibles Kameraporfolio
– angefangen bei den üblichen Schrullikompaktkameras ala Japan/USA
– bis hin zu den Superzoom-Quatsch-Kameras, die fast so groß sind wie DSLRs
– und final einer DSLR, die auch nirgendwo so richtig hinpasst und absolut nix besser kann
ums kurz zu machen.
Der Laden ist eben alt geworden und hat nie richtig Probleme gehabt. Und ist vermutlich bis unter die Dachkante vermachtet. Da bewegt sich so schnell nix.
Die digitale Konversion ist zwar wie bei den anderen Herstellern abgelaufen, aber leider in eine einsame Ecke. Darüber hat man sich nie richtig für irgenwas entscheiden können: entweder brutal anwanzen an den üblichen albernen Mainstream mit den sattsam bekannten auswüchsigen Produkten in hundertausendster Variation, oder in die andere Richtung zu Kameratypen, die zwar sicher einen nicht schlechten Sensor beinhalten, aber von der Linie absolut zu keiner wirklich überzeugenden eigenen Positionierung führten.
Vorbei die Zeiten, wo Fuji noch extraordinäre Kameras im Portfolio und sich damit innerhalb der Gemeinde Respekt verschafft hatte.
Man wünscht sich von Fuji wieder definitiv gut durchkalkulierte, in der Funkionalität über dem Durchschnitt angesiedelte, aber dennoch preiswerte (nicht Billigheimer) Kameras, mit sehr guten Objektiven wie in der Vergangenheit, die gut innerhalb der jetzt sich formierenden technischen Landschaft drin stehen.
Eine Möglichkeit wäre, sich dem FT-Konsortium anzuschließen und den sich dort entwickelndem Teilepool auszuschöpfen (EVF hochauflösend z.B.), aber auch den Sensor in dieser Größenklasse einzubringen. Nicht jeder Kunde möchte ausnahmslos einen CMOS/LiveMOS-Sensor.
Und in der Weiterung wäre ein ähnlicher Sensor auf der Ebene MX/S2 usw. eine denkbare Realität. Z.B. in einer dann angepassten Fuji GA 645 (W) usw., die dann eben ein vollständig digitales System mit hoher Auflösung, hohen Kontrastwerten darstellt. Für Fotografen, die ein gut funktionierendes, leichtes System für unterwegs und überall brauchen. Und und.
Wer stehen bleibt, geht unter.
Die DSLR, die nichts besser kann…
Da hat wohl der Pixelzähler gesprochen. Aber Fuji hat etwas geschafft, was keinem andern Kamerahersteller gelungen ist: Im letzten halben Jahr sind die Verkäufe der S5 Pro (Debut: Photokina 2006!) massiv angestiegen, die rekordtiefen Preise um den Jahreswechsel herum sind inzwischen Geschichte: Für die S5 werden wieder stolze Preise vom Handel verlangt, was der Attraktivität der Kamera aber keinen Abbruch tut. Bei Flickr zeigt das Anwenderdiagramm nach oben und jeden Tag werden ca. 2200 Bilder neu hochgeladen. Offensichtlich wissen die Anwender die Tatsache zu schätzen, dass es keine andere Kamera auf der Welt gibt, die dermassen gute Bilder OOC liefert. Als wären die wirklich akkuraten Fujifarbtöne, der nach wie vor grösste Dynamikumfang aller digitalen Kameras und der wohl zuverlässigste Weissabgleich kein Argument. Für den Pixelzähler vielleicht nicht.
Na das Problem…
…aktuell ist, dass Fujifilm und andere ein reines Industrie-Sparten-Unternehmen ist und hier das große Leiden ausgebrochen ist. Siemens und GE leiden wg. Ihren großen Industrie-Sparten. Bei Siemens bereitet sogar ein anderer Bereich sogar ein Technologiebereich und zwar Medizintechnik Kummern und Sorgen. Läuft nicht so wie man es vor einigen Jahren noch vorhergesagt hat. Dh. auch Olympus kann die Stärken seines Medizintechnik und prof. Technologie-Bereich in der aktuelle Krise NICHT ausspielen.
Das was aktuell im technischen Bereich noch gut läuft sogar wächst ist der Energie- und Energie-Infrastruktur-Bereich.
Da paßt aber wirklich kein Fujifilm, Nikon, Canon, Olympus, etc. rein also muß man versuchen sich über die Runden zu retten.
Es werden auch nicht die einfachen Kameras die Renner sein sondern die Modelle, welche etwas neues anbieten. Fujifilm macht den Fehler, dass man einen funktionierenden Sensor durch einen neuen Sensor ersetzt ohne, dass die Kamera dadurch mehr kann als zuvor. Mehr Weitwinkel oder mehr Zoom bei guter Abbildungsleistung sind den meisten Kunden mehr wert als bei höheren ISO kaum sichtbar aber meßtechnisch besser zu sein wie bisher.
Den Laden wieder fit machen indem man die Standorte und die Mannschaft reduziert erniedrigt zwar die Grundkosten aber auch das Überlebens-Potential, wenn es wieder aufwärts geht.
Das kann man so
sagen:
[quote=Gast]Den Laden wieder fit machen indem man die Standorte und die Mannschaft reduziert erniedrigt zwar die Grundkosten aber auch das Überlebens-Potential, wenn es wieder aufwärts geht.[/quote]
Die, die heute Leute raus schmeißen, werden nachher, wennn die Ralley wieder los geht, Probleme haben, den Laden wieder auf Touren zu bringen. Deshalb versuchen ja die meisten Unternehmen, die Leute erst einmal zu halten. Die Frage ist nur immer, wie lange reicht das Geld, bis es an die Substanz geht.