Foto Anthony SuauDer Preis „World Press Photo of the Year 2008“ wurde vergeben, und selten nur ist ein so symbolträchtiges wie weltweit gültiges Foto zum Gewinner gekürt worden:

 
 
 

Foto Anthony Suau

Anthony Suau, USA, für Time
US-Wirtschaft in der Krise: Nach einer Zwangsräumung muss der Kriminalbeamte Robert Kole sicherstellen, dass die Bewohner ihr Haus verlassen haben. Cleveland, Ohio, 26. März 2008.

 
Das Foto, das bereits im März 2008 entstand, ist doppeldeutig bzw. missverständlich – besser gesagt wohl, bislang ungesehen, zeigt es doch nicht das, wonach es aussieht und wie wir solche Bilder kennen, einordnen können. Das ist kein Armeeeinsatz gegen Terroristen, auch kein Polizeieinsatz gegen Schwerverbrecher, vielmehr zeigt das Bild einen bewaffneten Polizisten vom Cuyahoga County Sheriff’s Department nach einer Zwangsräumung aufgrund einer Zwangsvollstreckung in einem Haus in Cleveland, Ohio. Er soll sicherstellen, dass das Haus waffenfrei ist und die Bewohner das Haus verlassen haben.

Ein interessanter Hintergrundbericht zu der Fotoserie von Anthony Suau findet sich bei pdn unter World Press Photo Winner Struggling To Find Work. Die Arbeit für Time wurde nie gedruckt, erschien aber online unter Tough Times in Cleveland.

Zurück zum World Press Photo of the Year 2008: „Nun kommt Krieg im klassischen Sinne“, so die Jury-Vorsitzende MaryAnne Golon, „in die Häuser der Menschen, weil sie ihre Hypotheken nicht bezahlen können.“ Und Juror Akinbode Akinbiyi glaubt, dass die Menschen auf der ganzen Welt denken werden „das ist es, was uns allen blüht“ (siehe: Anthony Suau (USA) wins premier award).

Ich zitiere hier mal Georg Büchner aus dem Jahre 1834:

Das Leben der Vornehmen ist ein langer Sonntag: sie wohnen in schönen Häusern, sie tragen zierliche Kleider, sie haben feiste Gesichter und reden eine eigne Sprache; das Volk aber liegt vor ihnen wie Dünger auf dem Acker.

Aus: Friede den Hütten! Krieg den Palästen!

(thoMas)