Foto der EOS 5D Mark IIDie EOS 5D Mark II ist eine so ambitionierte Foto- wie Filmkamera: 21 Megapixel im Kleinbildformat, HD-Filme (1920×1080) auf großem Sensor – das kann in der Kombination derzeit keine andere. Was genau sie kann, haben wir uns genau angesehen:

Mit der EOS 5D Mk II (Erstvorstellung und Technische Daten) stellte Canon im letzten Herbst das lange erwartete Nachfolgemodell der beliebten 5D vor. Anders als die alte 5D bietet der Sensor der Mk II die gleiche Auflösung wie der des Topmodells EOS 1Ds Mk III, nämlich 21,1 Millionen Pixel. Die Größe der einzelnen Pixel schrumpft damit gegenüber der alten 5D von 8,2 µm2 auf 6,4 µm2 wie bei der 1Ds Mk III. Eine dank neuem Bildprozessor Digic 4 optimierte Signalverarbeitung soll zusammen mit einem verbesserten Sensorlayout gleichwohl auch bei hohen und sehr hohen ISO-Einstellungen (bis ISO 24.600 ist möglich) für vergleichsweise rauscharme Bilder sorgen. Doch davon wird später noch die Rede sein.

Foto der EOS 5D Mark II

Abgesehen vom Sensor hat die neue 5D aber noch einige weitere interessante Neuerungen zu bieten, die von praktischer Relevanz sind. So wurde unter anderem die Menüstruktur überarbeitet, das Gehäuse besser gegen Umwelteinflüsse abgedichtet, das Display vergrößert, eine LiveView-Funktion mit AF integriert, weitere Individualfunktionen implementiert, die Bildfrequenz erhöht und – als erste DSLR – kann die 5D Mk II Videos im HD-Format aufzeichnen. Ganz schön viele Neuerungen also und so war ich höchst gespannt, wie sich die neue 5D in der Praxis bewährt.

In der Hand

Im Vergleich zu den 1D-Modellen der EOS-Familie wirkt die 5D Mk II beinahe zierlich. Genau 906 Gramm bringt sie mit Speicherkarte und Akku auf die Waage – ein Pfund weniger als die 1Ds Mk III. Dadurch eignet sie sich zwar deutlich weniger, um Eindruck zu schinden, aber um so mehr, um buchstäblich unbeschwert stundenlang zu fotografieren. Daher würde ich persönlich auch niemals auf die Idee kommen, die Kamera mit einem Akkupack (BG-E6) auf 1D-Format aufzumotzen, zumal der neue, nicht mit dem der alten 5D kompatible, Akku bei sparsamem Display-Gebrauch fast 1.000 Aufnahmen erlaubt. Selbst bei den im Testzeitraum sehr frostigen Temperaturen von deutlich unter Null Grad ließen sich noch 500 bis 700 Bilder mit einer Ladung machen. Wer natürlich intensiv von der Video- beziehungsweise von der Livebild-Funktion Gebrauch macht, wird öfter mal neuen Strom tanken müssen.

Die Abmessungen entsprechen praktisch genau denen der Vorgängerin (die Neue ist einen halben Millimeter höher als die Alte). Wie diese schmiegt sich daher auch die Mk II angenehm in die Hand. Die Gummierung sorgt für gute Griffigkeit, das gegen Schmutz und Feuchtigkeit abgedichtete Metallgehäuse hinterlässt einen durchweg soliden Eindruck. Nach vielen Profi-EOS-Generationen würde alles andere allerdings auch überraschen.

Der Blick durch den Sucher macht Freude. Groß ist das Bild und zeigt nun 98 Prozent des Bildausschnitts. Das sind immerhin zwei Prozent mehr als bei der alten 5D. Hundert Prozent wären schön gewesen, in der Praxis allerdings vermisst man die beiden Prozente nicht wirklich. Da ist schon eher zu bemängeln, dass auch die 5D Mk II nicht über einen Okularverschluss verfügt. Das dürfte es bei einer professionellen Kamera schon sein, denn wer macht sich wirklich die Mühe bei Aufnahmen vom Stativ, die Augenmuschel abzunehmen und das am Trageriemen befindliche, schlabbrige Gummiteil auf den Sucher zu fummeln? Ich decke stattdessen den Sucher meist mit der Hand ab – geht schneller, aber schöner wär’s, man müsste, wie bei der 1Ds, einfach nur ein Hebelchen bedienen und dicht wär’ er, der Sucher.

Foto der Rückseite der EOS 5D Mark II

Groß und brillant präsentiert sich das rückwärtige Display. Von 2,7 auf 3 Zoll ist es gewachsen, allerdings bei einer beträchtlich höheren Auflösung (920.000 Bildpunkte gegenüber 230.000 Bildpunkten bei der Vorgängerin). Das erlaubt eine deutlich zuverlässigere Beurteilung der Bilder direkt nach der Aufnahme und macht sich vor allem beim Fotografieren beziehungsweise Filmen im Live-View-Modus sehr angenehm bemerkbar. Eine effektive Entspiegelung sorgt dafür, dass man auch bei hellem Umgebungslicht ein recht klares Bild erhält. Selbst die Histogramm-Darstellung, die natürlich auch bei der 5D Mk II auf dunkelgrauem Hintergrund wiedergegeben wird, ist damit etwas besser ablesbar als bei den älteren EOS-Modellen. Zum wiederholten Male frage ich mich allerdings, ob es wirklich so kompliziert wäre, die Histogramm-Grafik mit einem dünnen weißen Rahmen zu versehen, um so auch bei widrigen Lichtverhältnissen sofort erkennen zu können, ob die Belichtung passt oder ob noch etwas „Luft“ nach rechts oder links bleibt.

Bedienung

Das Menü ist klarer und übersichtlicher geworden. Wie bei allen neueren EOS-Modellen kann man nun auch bei der 5D Mk II besonders häufig gebrauchte Funktionen unter ein Stern-Menü ziehen und hat so schnellen Zugriff beispielsweise auf die Spiegelvorauslösung, das Formatieren oder die Livebild-Funktionen. Darüber hinaus lassen sich mittels Infotaste und Multicontroller nahezu alle relevanten Funktionen direkt anwählen. Mit der Kombination aus Stern-Menü und Infotaste/Multicontroller kommt man so üblicherweise recht stressfrei durch den fotografischen Alltag. Zudem kann man sich bis zu drei Grundeinstellungen für unterschiedliche Aufnahmesituationen auf die Positionen C1 bis C3 auf dem Moduswahlrad legen. Das lässt sich zwar nicht verriegeln, die einzelnen Positionen rasten aber deutlich ein und das Drehen des Rades erfordert soviel Kraft, dass ein unbeabsichtigtes Verstellen zumindest äußerst unwahrscheinlich ist und während der immerhin gut vier Wochen des Tests nie vorkam.

Die Kamera schafft trotz der bedeutend höheren Auflösung eine maximale Frequenz von knapp vier Bildern pro Sekunde (3 B/s waren es bei der 5D). Die Verwendung möglichst schneller Speicherkarten ist zu empfehlen. Im Test konnte ich mit einer 8-GB-Sandisk Ducati-Edition 14 RAWs in Folge schießen, mit einer 16-GB-Sandisk-Extreme-III war nach 12 Bildern Schluss mit schnell. Mit der schnellen Karte konnte man dann immer noch mit etwa einem Bild pro Sekunde weiterfotografieren, während die langsamere Karte nur etwa alle zwei Sekunden ein Bild zuließ.
 

Foto Hans-Peter Schaub

 
Nicht so ganz auf der Höhe der Zeit erscheint mir der Autofokus. Der entspricht offenbar weitgehend dem der alten 5D und ist im Vergleich zum deutlich aufwändigeren AF-System der 1D-Kameras langsamer und weniger zielgenau. Bei Situationen im Nebel beispielsweise, in denen die 1Ds Mk III sich keine Blöße gab, irrte der AF der 5D Mk II immer wieder hilflos hin und her. Bei fliegenden Vögeln war die Trefferquote mit dem mir zur Verfügung stehenden 4/300 mm L IS USM nicht berauschend und lag deutlich unter der, die ich vor wenigen Monaten in vergleichbaren Situationen mit der 1Ds Mk III erzielen konnte. Wenn’s allerdings etwas weniger schnell zur Sache geht – und damit wohl in den meisten Fällen – genügt der AF durchaus. Auch bei wenig Licht findet er meist sein Ziel. Etwas bedauerlich ist allerdings, dass die Kamera nicht über ein AF-Hilfslicht verfügt. Man muss sich in entsprechenden Fällen des Hilfslichts eines aufgesteckten Blitzgerätes bedienen – nicht sehr elegant.

Die 5D Mk II verfügt, anders als die alte 5D, über ein Sensorreinigungssystem. Das verhinderte im Test allerdings nicht, dass sich doch immer wieder störende Staubpartikel bemerkbar machten. Da half in manchen Fällen zwar wiederholtes Ein- und Ausschalten beziehungsweise die manuelle Aktivierung der Sensorreinigung. Dennoch wird man bei längerem Einsatz auch bei der Mk II nicht um eine gelegentliche Sensorreinigung im alten Stil umhin kommen – zunächst mit Blasebalg, und wenn das nicht fruchtet, mit Sensor Swabs oder Wattestäbchen.

Livebild- und Videofunktion

Die Livebild-Funktion lässt sich jetzt, wie auch bei der EOS 50D, über die Print-Taste links neben dem Suchereinblick aktivieren. Die hohe Auflösung des neuen Displays macht deren Einsatz als elektronischer Sucher erheblich komfortabler. Über die Zoomtaste lässt sich das Sucherbild blitzschnell vergrößern. So kann man, besonders bei Makromotiven oder unter schwierigen Lichtbedingungen, höchst präzise scharfstellen.

Foto Hans-Peter Schaub

Wer möchte, kann auch im Livebild-Modus das Fokussieren der Kamera überlassen. Zwei Modi stehen hierbei zur Verfügung. Im Quick-AF-Modus klappt der Spiegel zur Fokussierung hoch. Das sorgt für Lärm und irritiert auch beim Fotografieren. Dafür aber erfolgt die Fokussierung recht schnell. Im LiveModus unterbleibt das Spiegelgeklapper. Der AF arbeitet dafür aber langsamer und scheint sich dem Motiv eher schrittweise zu nähern. Praktisch ist allerdings, dass man in diesem Modus das AF-Feld mit Hilfe des Multicontrollers dem Motiv und Bildaufbau entsprechend verschieben kann. Zwischen LiveModus und Quick-AF kann man schnell hin- und herschalten, indem man bei aktiviertem Livebild die AF-Drive-Taste drückt und dann mit dem vorderen Einstellrad die gewünschte Option anwählt.

Als erste DSLR bietet die 5D Mk II eine Full-HD-Videofunktion. Mit der Kamera können daher Videos mit einer Auflösung von 1.920×1.080 Bildpunkten bei 30 B/s aufzeichnet werden. Alternativ ist sich auch eine Auflösung von 640×480 Bildpunkten (VGA) wählbar, die natürlich deutlich weniger Speicherplatz beansprucht und auch auf weniger leistungsstarken Rechnern flüssig wiedergegeben werden kann.

Die Aufzeichnung lässt sich über die Set-Taste im hinteren Einstellrad auslösen. Während der Filmaufnahmen kann man jederzeit durch Drücken des Auslösers „normale“ Bilder machen. Dabei wird die Filmaufnahme allerdings kurz unterbrochen, was zu unschönen Sprüngen im Film und einem gewissen Mehraufwand bei der Nachbearbeitung führt. Auch während des Filmens kann automatisch fokussiert werden – aus nahe liegenden Gründen allerdings nur im LiveModus (Druck auf die AF-On-Taste erforderlich). Es empfiehlt sich aber wohl in der Regel, manuell scharfzustellen. Mt etwas Übung und vor allem bei Einsatz eines Stativs klappt das auch recht gut. Über Einstellungen von ISO- und Blende braucht man sich keine Gedanken zu machen, das macht die Kamera automatisch. Wer allerdings daran denkt – was sich angesichts des großen Sensors besonders anbietet – Filme mit selektiver, das heißt möglichst geringer, Schärfentiefe zu gestalten, kann die Automatik austricksen, indem er beispielsweise manuelle, besonders lichtstarke Zeiss-, Leica- oder Nikon-Objektive mittels eines entsprechenden Adapters anschließt und so wieder Herr über die Blendeneinstellung wird.

Die Qualität der Videos ist sehr gut und genügt auch hohen Ansprüchen. Die Aufzeichnung erfolgt allerdings im *.mov-Format, was die Installation des (kostenlosen) Apple QuickTime-Players erforderlich macht, möchte man die Filme auf einem Windows-PC betrachten. Die Codierung im H.264-Format bei 30 B/s ist für Heimanwender zufriedenstellend, Profis arbeiten hingegen oft mit 24 bzw. 25 B/s, was unter Umständen eine aufwändige Nachbearbeitung des Materials erforderlich macht, soll es tatsächlich sendetauglich werden.

Foto vom Cinema Bundle von Redrock

Dennoch bietet die 5D Mk II insgesamt exzellente Videoqualität und wer möchte, kann die Fotokamera mit allerlei Zubehör zur veritablen Filmkamera aufrüsten. Bei Redrock gibt es komplette Zubehörpakete bestehend unter anderem aus Kompendium, Schulterstütze und Schärfezieheinreichtung für rund rund 2.000 US$. Klingt viel, zusammen mit den rund 2.400 € für die Kamera liegt man damit aber dennoch deutlich unter den Preisen für Highend-Videokameras mit vergleichbar großem Sensor und den damit einhergehenden Gestaltungsmöglichkeiten.

Man kann sich natürlich immer fragen, ob man die Video-Funktion überhaupt braucht. Ich habe mich schnell damit angefreundet. Wer viel fotografiert, bemerkt auch immer wieder, dass man mit „stehenden“ Bildern zuweilen an Grenzen stößt, dass bestimmte Szenen „bewegt“ bestimmten Situationen einfach angemessener sind. Das kann sowohl im privaten Rahmen sein, wenn es darum geht, Szenen des Familienlebens ins Bild zu setzen oder eben auch in anderen Bereichen. Mein Schwerpunkt liegt auf der Naturfotografie und da bin ich oft mit Situationen konfrontiert, in denen „Film“ die bessere Option ist – beispielsweise wenn es darum geht, tierisches Verhalten zu dokumentieren. So habe ich mich in meiner Zeit mit der 5D Mk II immer wieder als Filmer versucht – und es hat Spaß gemacht! Natürlich muss man dabei Erfahrungen sammeln, um wirklich präsentables Material zu erzeugen, aber grundsätzlich halte ich diese Zusatzfunktion für interessant und nützlich. So ganz nebenbei steht einem mit der Filmfunktion auch eine extrem hohe Bildfrequenz von 30 Aufnahmen pro Sekunde bei immerhin etwa 2 Megapixel Auflösung zur Verfügung. Mit einem Videoschnittprogramm lassen sich die optimalen Einzelbilder einer Filmsequenz extrahieren. Was nicht verschwiegen werden soll, ist allerdings, dass man mit der Filmerei einerseits den Akku ziemlich beansprucht und andererseits die Speicherkarten recht schnell füllt, weshalb ich froh bin, zwei 16-GB- und eine 8-GB-Karte zu besitzen. Auf die 16-GB-Karte passen immerhin knapp 50 Minuten Video in höchster Auflösung.

Bildqualität

Die 5D Mk II bietet mit der automatischen Bildhelligkeitskorrektur, der Tonwertpriorität und der Vignettierungskorrektur eine Reihe von Werkzeugen, um die Bilder direkt in der Kamera schon möglichst optimal aufzubereiten und den nachträglichen Bearbeitungsaufwand möglichst gering zu halten. Auch die Picture Styles sind in diesem Zusammenhang ein Werkzeug, das hilft, die Bilder schon bei der Aufnahme den Vorstellungen entsprechend auf die Speicherkarte zu bekommen. Wer seine Bilder mit der Canon-Software Digital Photo Professional bearbeitet oder vor allem JPEGs aufnimmt, kann das ganze Spektrum an Möglichkeiten ausnutzen.

Ich fotografiere allerdings ausschließlich im RAW-Format und bereite die Bilddaten mit Photoshop Lightroom auf. Damit kommt man nicht in den Genuss der zahlreichen kamerainternen Bearbeitungsoptionen. Das spielt allerdings in der Praxis keine wirklich große Rolle. Sorgfältige Belichtung vorausgesetzt, was in der Regel heißt, das man dem Motiv möglichst viel Licht gönnt, ohne die Aufnahme überzubelichten (Histogramm möglichst weit nach rechts verschoben), lässt sich mit der 5D Mk II eine insgesamt sehr hohe Bildqualität erzielen. Die Auflösung ist – hochwertige Objektive vorausgesetzt – sehr hoch und gestattet entsprechend sehr großformatige Drucke beziehungsweise recht großzügige Ausschnittoptimierungen. Tiefen und Lichter werden gleichermaßen gut durchgezeichnet und im RAW-Format kann man gegenüber den JPEGs auf deutlich über eine Blendenstufe Reserven sowohl in den Lichtern als auch in den Schatten zurückgreifen. Möchte man die Zeichnung in den Schatten noch ein wenig optimieren, kann man dies tun, indem man in den Custom-Funktionen die ISO-Erweiterung aktiviert und ISO 50 (L) einstellt. Die Aufnahmen wirken dann bezüglich der Kontraste insgesamt etwas weicher – vergleichbar einer Pull-Entwicklung beim Diafilm.
 

Foto Hans-Peter Schaub
 
 
Foto Hans-Peter Schaub

EOS 5D Mk II mit 4/24-105 mm L; Brennweiteneinstellung 58 mm.
Links: ISO 100; Blende 11 bei 1,6 s. Rechts: ISO 6400; Blende 11 bei 1/40 s.

 
Die Kamera bietet einen ISO-Einstellbereich (bei aktivierter ISO-Erweiterung) von ISO 50 bis 24.800. Bis ISO 1.600 bleibt (im RAW-Format) das Rauschen sehr dezent und bei manchen Motiven führt selbst eine Einstellung von ISO 6.400 noch zu durchaus brauchbaren Resultaten – vor allem, wenn viele feine Strukturen im Bild sind. Bei flächigen Motiven mit weichen Verläufen hingegen tritt bei diesen hohen ISO-Werten das Rauschen schon sehr deutlich in Erscheinung.

Wenig sinnvoll erscheinen aber die Einstellungen H1 (ISO 12.800) und H2 (ISO 24.800). Selbst auf 13×18 cm bei 300 ppi heruntergerechnet und in Lightroom vom Farbrauschen befreit, sehen die Bilder einfach nicht gut aus. Man hätte sich auf die doch recht respektablen ISO 6.400 beschränken sollen und sich so manche negative Kritik ersparen können, denn nichts lässt sich einfacher kritisieren als zu kräftiges Bildrauschen. Dabei wird der Problematik allerdings häufig deutlich mehr Relevanz zugesprochen als sie in der Praxis hat. Stativ einsetzen, möglichst lichtstarke Optiken benutzen, richtig belichten und den ISO-Wert stets so niedrig wie möglich einstellen ist eine Strategie, die in vielen Fällen dazu führt, dass einem ISO-Werte jenseits der 1.600 ohnehin relativ egal sind.

In zahlreichen Internetforen viel und ausführlich diskutiert wurde das so genannte „Black Dot“ Problem. Punktförmige Lichtquellen wurden bei einigen Kameras am rechten Rand schwarz wiedergegeben, zudem trat im kleinen RAW-Format sRAW1 unter bestimmten Umständen ein vertikales Bandenmuster auf. Unter den von mir gewählten Aufnahmesituationen konnte ich keine „Black Dots“ entdecken. Die zur Verfügung stehenden kleinen RAW-Formate sind für meine fotografischen Schwerpunkte und die Verwendung des Bildmaterials in Agenturen oder Redaktionen ohnehin nicht relevant. Die neue Firmware 1.07 allerdings soll beide Probleme beheben.

Foto Hans-Peter Schaub

Manche Anwender beschreiben zudem Probleme mit unscharfen Aufnahmen bei Freihandaufnahmen und eigentlich unkritischen Verschlusszeiten, auch bei Einsatz des Bildstabilisators. Solche Fehlfunktionen traten zumindest bei der mir zur Verfügung stehenden Kamera nicht auf. Natürlich stellt das hohe Auflösungsvermögen auch den Fotografen vor eine Herausforderung. Ein Zoom auf die 100-Prozentansicht auf dem Computer-Bildschirm entlarvt angesichts der großen Datei jeglichen technischen Mangel und jedes Wackeln gnadenlos. Schon aus diesem Grund empfiehlt sich bei Aufnahmen vom Stativ der Einsatz der Spiegelvorauslösung, sei es über die entsprechende (C.Fn III/6) oder auf dem Umweg über die Livebild-Einstellung.

Fazit

Die EOS 5D Mk II ist eine umfangreich ausgestattete Kamera, die bezüglich der Bildqualität höchsten Ansprüchen gerecht werden kann – wenn man hochwertige Optiken einsetzt (siehe auch die Anmerkungen dazu im Test der 1Ds Mk III). Sie steht diesbezüglich der 1Ds Mk III nicht nach und bietet zudem die Option, deutlich höhere ISO-Werte einzustellen. Bis ISO 3.200 sieht das noch ganz gut aus und auch ISO 6.400 liefert noch eingeschränkt nutzbare Resultate. Die höheren Einstellungen allerdings sind wohl eher Vermarktungshilfen denn effektiv nutzbare Einstellungen. Einige veröffentlichte Tests kommen hier zu anderen Urteilen. Die beziehen sich jedoch in der Regel auf JPEG-Aufnahmen, die von der durchaus effektiven kamerinternen Rauschunterdrückung glattgebügelt wurden. Das geht allerdings mit steigender ISO-Zahl erheblich zu Lasten der Bilddetails. Wer deutlich über 2.000 Euro für eine Kamera ausgibt, wird aber in der Regel doch vorhaben, das Qualitätspotenzial des Gerätes auszuschöpfen und dabei ist das RAW-Format unverzichtbar.

Foto Hans-Peter Schaub

Die mehr als doppelt so teure 1Ds Mk III kann unter anderem mit der höheren Serienbildgeschwindigkeit, einem 100-Prozent-Sucher, zwei Speicherkartenfächern, einem leistungsfähigeren Akku, einem noch robusteren und umfangreicher abgedichteten Gehäuse und einem deutlich aufwendigeren Autofokus-System punkten. Wer schwerpunktmäßig schnelle Action fotografiert, wird daher – soll es denn ein Vollformat-Sensor sein – erheblich mehr investieren müssen als die etwa 2.400 €, für die man die 5D Mk II derzeit bekommt.

Für die überwiegende Zahl der Einsatzgebiete, sei es Landschafts-, Tier-, Reise-, Reportage-, Studio- oder Makrofotografie, allerdings dürfte das, was die neue 5D bietet, völlig ausreichen. Dem gelungenen Bild wird man sicher nicht ansehen, ob es mit einer 1Ds oder 5D gemacht wurde. Für die 5D spricht neben den deutlich kompakteren Abmessungen und dem Preis auch das erheblich verbesserte Display, welches die Verwendung der Livebildfunktion beträchtlich komfortabler macht.

Die Videofunktion eröffnet interessante zusätzliche Möglichkeiten. Insbesondere Fotoreporter sehen sich zunehmend gezwungen, neben Standbildern auch bewegtes Bildmaterial zu liefern, das dann beispielsweise auf den Webseiten der diversen Magazine eingesetzt werden kann. Die freuen sich nun, nicht neben der Foto- auch noch eine Videokamera mitschleppen zu müssen und können in vielen Situationen Film und Foto simultan bewältigen. So bleiben keine wichtigen Fotogelegenheiten ungenutzt, nur weil man gerade die Videokamera am Auge hat. Für andere Aufgabenbereiche mag die Videofunktion von nur geringerer Bedeutung sein, dennoch werden sicher viele Fotografen schnell der Verlockung erliegen und nebenbei den ein oder anderen Film drehen.

(Hans-Peter Schaub)
 
 
Produktfotos von Canon, Beispielfotos von Hans-Peter Schaub.

Damit haben wir die „großen Vier“, nämlich alle aktuellen Kleinbildvollformater mit mehr als 20 Megapixeln, durchgetestet. Hier die Links zu den anderen drei Modellen:

Canon EOS 1Ds Mk III
Nikon D3x
Sony alpha 900