Foto Alice SmeetsDer Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres 2008“ des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen ist entschieden. Die Sieger-Fotografie von Alice Smeets zeigt uns kindlichen Lebensmut, andere zeigen uns kindliches Elend – alle plädieren, zu sehen, zu erkennen, zu helfen

Pressemitteilung der UNICEF:

UNICEF-Foto des Jahres 2008

Lebensmut im Angesicht des Elends

Eva Luise Köhler ehrt Alice Smeets für Aufnahme aus Haiti

18. Dezember 2008

Die junge belgische Fotografin Alice Smeets ist Siegerin des internationalen Wettbewerbs „UNICEF-Foto des Jahres“. Ihr Siegerbild zeigt ein Mädchen im größten Slum der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Obwohl es zwischen Dreck und Unrat leben muss, trägt das Kind ein sauberes weißes Kleidchen und dazu passende Schleifen im Haar, während es barfuß durch den Matsch läuft. „Das Bild führt uns den Lebensmut und die Energie eines Mädchens vor Augen, das mitten im Elend aufwächst.  Kinder in den ärmsten Verhältnissen beweisen oft große Stärke“, sagte UNICEF-Schirmherrin Eva Luise Köhler bei der Preisverleihung am Donnerstag in Berlin. „Das UNICEF-Foto des Jahres ist ein Appell, ihnen unsere Aufmerksamkeit und unsere Unterstützung zu schenken."

Die 21-Jährige Fotografin Alice Smeets aus Eupen im deutschsprachigen Ostbelgien ist die jüngste Preisträgerin des seit dem Jahr 2000 weltweit ausgeschriebenen Wettbewerbs. In diesem Jahr reichten dafür 128 von internationalen Experten vorgeschlagene Fotografen aus 31 Ländern insgesamt 1450 Bilder ein. Die Jury unter dem Vorsitz von Klaus Honnef, Professor für Theorie der Fotografie, bestimmte einen ersten, zweiten und dritten Platz sowie 11 ehrenvolle Erwähnungen. UNICEF prämiert mit der Auszeichnung zum neunten Mal Fotos von hohem künstlerischem und fotojournalistischem Niveau, die die Lebensumstände von Kindern illustrieren. Der Wettbewerb wird unterstützt von der Zeitschrift GEO und finanziert von der Citibank.
 

Foto Alice Smeets

Alice Smeets; Mädchen im Slum von Port-au-Prince

 
Das Siegerfoto

Das UNICEF-Foto des Jahres 2008 ist Teil einer Serie über das Aufwachsen in Haiti, die Alice Smeets bei zwei Reisen in das karibische Land fotografiert hat. Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Fast die Hälfte der Einwohner ist unter 18 Jahre alt. Nach neuesten Erhebungen von UNICEF wachsen vier von zehn Kindern in absoluter Armut auf.  Ein Drittel aller Mädchen und Jungen werden gesundheitlich kaum versorgt, beispielsweise nicht gegen gefährliche Kinderkrankheiten geimpft. Jedes fünfte Kind hat kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Mehr als 100.000 Kleinkinder leiden unter Mangelernährung. Über die Hälfte aller Mädchen und Jungen lebt in Hütten, in denen fünf oder mehr Personen in einem einzigen Raum wohnen. In den Wellblechverschlägen im schlimmsten Slum der Hauptstadt Port-au-Prince, in dem Alice Smeets das Foto des Jahres aufgenommen hat, leben oft bis zu zehn Menschen. Sie teilen ihren Lebensraum mit Malariamücken und schwarzen Schweinen, einer besonders widerstandsfähigen Haustierrasse. Die Tiere ernähren sich vorwiegend von Abfällen und sind für die Besitzer meist das einzige Kapital. Cité Soleil heißt das Elendsquartier, Stadt der Sonne. Der Name besage, dass man hier nur überleben könne, wenn die Sonne scheint, so die Bewohner. Denn während der Regenzeit fallen die primitiven Hütten häufig ganz in sich zusammen.
 
Die weiteren Auszeichnungen  
 

Foto Oded Balilty

Oded Balilty; nach dem Erdbeben in der chinesischen  Provinz Sichuan

 
Zweiter Preisträger ist der israelische Fotograf Oded Balilty, Associated Press (AP). Sein Foto nahm er zehn Tage nach dem katastrophalen Erdbeben in der chinesischen  Provinz Sichuan am 12. Mai 2008 auf, bei dem 70.000 Menschen ums Leben kamen. Viele Kinder wurden getötet, weil Schulgebäude über ihnen zusammenbrachen. Das Bild zeigt Überlebende in einem Zeltlager nahe der Stadt Mianzhu. Zweimal täglich stehen sie zur Essensausgabe an. Relativ schnell haben die chinesischen Behörden und Hilfsorganisationen Verpflegung und Notunterkünfte bereitgestellt. Mit den seelischen Folgen des Bebens werden viele Überlebende noch lange zu kämpfen haben. UNICEF unterstützt die psychosoziale Betreuung von Kindern, die ihre Eltern verloren oder durch ihre Erlebnisse traumatisiert wurden.
 

Foto Balazs Gardi

Balazs Gardi; aus der Serie Kollateralschaden

 
Der dritte Preis geht an den ungarischen Fotografen Balazs Gardi, VII Network, Alexia Foundation, für sein Bild eines Mannes im Nordwesten von Afghanistan, der ein verletztes Kind im Arm hält. Kollateralschaden nennt Balazs Gardi seine Fotoserie, die er im Korengal-Tal in der Kunar-Provinz aufgenommen hat. Nach Einschätzung von Gardi ist dies einer der gefährlichsten Aufenthaltsorte der Welt für Soldaten der US-Armee, weil Taliban-Truppen die Vorherrschaft übernommen haben. Doch die zwischen die Fronten geratenen Bergdorfbewohner leiden ebenso unter den Kämpfen. Kinder werden in Afghanistan sowohl zufällig als auch gezielt Opfer der Gewalt, berichtet UNICEF. Sie geraten zwischen die Fronten, wenn die von der Nato geführten Sicherheitstruppen gegen Aufständische vorgehen. Talibankämpfer greifen gezielt Schulen an. Allein im Jahr 2008 gab es bis Mitte November 256 gewaltsame Angriffe vor allem auf Mädchenschulen. Dabei kamen 58 Menschen ums Leben.
 

Foto Shiho Fukada

Shiho Fukada; Sichuans Kinder in Rehazentren

 
Ehrenvolle Erwähnungen im UNICEF- Fotowettbewerb 2008 erhalten:
• Mario Tama, USA, Getty Images, „Hurrikan Katrina – Auswirkungen einer Katastrophe“, Afro- amerikanische Kinder in New Orleans
• Gordon Welters, Deutschland, Laif, “Leben auf Rädern – die Wagenburg Story”
• Stanislas Guigui, Frankreich, Künstler, „Cartucho – Königreich der Diebe”, Bogota, Columbien
• Frank Röth, Deutschland, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Georgische Flüchtlinge, Tiflis, Georgien
• Christian Als, Dänemark, für Berlingske Tidende, „Kindheit hinter Gittern“, Lettland
• Marcus Bleasdale, Großbritannien, VII, “Kindersoldaten”, Kongo
• Shiho Fukada, Japan, für New York Times, “Standing Strong and Walk on”, Sichuans Kinder in Rehazentren, China
• William Daniels, Frankreich, “Bad Air”, Malaria in Afrika
• Brenda Anne Kenneally, USA, Freie Fotografin, “Starving in the Land of Plenty”
• Melissa Lyttle, USA, St. Petersburg Times, “The Girl in the Window”
• Justin Maxon, USA, Aurora Select, “Mui und Pha – auch Straßen können Heimat sein“, Hanoi, Vietnam
 

Foto Gordon Welters

Gordon Welters; Leben auf Rädern – die Wagenburg Story

 
Der Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“

UNICEF zeichnet Fotos und Fotoreportagen aus, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren. Eine Empfehlung durch einen renommierten Fotoexperten ist Voraussetzung für die Teilnahme an dem Wettbewerb. Für das Siegerfoto gibt es als Anerkennung einen Fotoreportage-Auftrag für GEO. Über die Preisvergabe entschieden 2008 Klaus Honnef, Professor für Theorie der Fotografie, als Vorsitzender der Jury, Ruth Eichhorn, Leiterin der Bildredaktion GEO, Lutz Fischmann, Geschäftsführer der Fotoagentur Freelens e.V. in Hamburg, Bernd von Jutrczenka, Leiter dpa-Bilderdienste,  Christian Pohlert, Leiter Ressort Bild der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Prof. Rolf Nobel, Leiter Studienrichtung Fotografie, FH für Design und Medien Hannover und Reinhard Schlagintweit, Ehrenmitglied des Deutschen Komitees für UNICEF.

 
 
Siehe auch: UNICEF – Spenden & Helfen
 

(thoMas)