Canon hat in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung eine Unterlassungsverfügung gegen den Parallelimporteur Essential Systems erwirkt; Canon-Ware im Wert von einigen hunderttausend Euro wurde beschlagnahmt:
Die Pressemitteilung von Canon dazu:
Canon gegen Essential Systems: Grauimporteur erfolgreich gestoppt
Krefeld, 02.12.2008
Das Landgericht Düsseldorf hat per Gerichtsvollzieher in Havixbeck im Münsterland bei der Essential Systems GmbH Canon-Ware im Wert von einigen hunderttausend Euro beschlagnahmen lassen. Nachweislich hatte das Unternehmen Canon-Ware, die nicht für den europäischen Markt bestimmt war, importiert und über das Internet vertrieben. Canons kontinuierliche Initiative gegen Grauimporteure war nicht nur an dieser Stelle erfolgreich: Auch die Hintermänner in den Niederlanden, die Firma Crown, konnten überführt werden.
Über Testkäufe, die Canon regelmäßig im Verdachtsfall durchführt, waren die illegalen Aktivitäten der Essential Systems GmbH auffällig geworden. Weitere Recherchen führten dann zum Zugriff.
Für den Konsumenten nicht ersichtlich umgeht der Parallelimporteur rechtliche Bestimmungen, nutzt illegale Wege und verschafft sich Ware, die nicht für den europäischen Markt – und damit auch nicht für dessen Bedarf – bestimmt ist. Über fehlende Garantie, fehlende Bedienungsanleitungen und eventuell fehlendes Zubehör werden günstigere Preise möglich, als sie der deutsche Fachhandel bieten kann. Auch die Tatsache, dass keine Urheberrechtsabgaben, Einfuhrumsatzsteuer und keine Gebühren für das duale System entrichtet werden, ermöglicht es den Parallelimporteuren, handelsübliche Preise zu unterbieten.
Jürgen Schmitz, Country Director der Canon Consumer Imaging Deutschland: „Grauimporte schädigen nicht nur unsere Marke und unseren Fachhandel, sie schädigen das gesamte europäische Wirtschaftssystem – Parallelimporteuren gilt es, nachhaltig entgegenzutreten. Das haben wir in der Vergangenheit bereits getan und werden dies in Zukunft noch verstärken.“
Dass Canon-Handbücher und Manual Kits von aktueller Ware schon lange nicht mehr zum Download angeboten werden, ist eine der Maßnahmen, die es illegalen Importeuren schwerer machen soll, ihre Ware „nachzurüsten“. Auch die Ablehnung von Garantieleistungen soll helfen, Verbraucher vom Erwerb illegal eingeführter Ware abzuhalten.
Die Schädigung des Verbrauchers bei Parallelimporten dieser Art steht außer Frage und so hat Canon in der zivilrechtlichen Auseinandersetzung gegen Essential Systems eine Unterlassungsverfügung erwirkt. Bei Nichteinhaltung wird diese mit einem Ordnungsgeld von bis zu 250.000 EUR geahndet – oder wahlweise einer Ordnungshaft des Geschäftsführers.
Die Firma Essential Systems GmbH befindet sich derzeit im vorläufigen Insolvenzverfahren. Ihr Geschäftsführer ist nun auch Geschäftsführer einer unter dem Namen Essential Systems Limited & Co.KG gegründeten Gesellschaft. Auch gegen dieses Unternehmen wurde bereits eine einstweilige Verfügung erwirkt und zugestellt.
Siehe auch:
Fujifilm stoppt Grauimporte
Bevor Sie Grauware kaufen…
Vorsicht vor Grauimporten – Tamron geht gegen Essential-Systems vor
Nikon will Grauimporteure vergraulen
Essential Systems
Grauimport (Wikipedia)
(thoMas)
Globalisierung
Großkonzerne wie Canon lassen weltweit forschen, bauen und natürlich
verkaufen – Verlangt wird für sich maximale Freiheit!
Der Konsument (oder wie in diesem Fall ein kleinerer Unternehmer)
hat selbstredend genau da zu konsumieren und brav zu bezahlen wo es
ehrbaren Konzernen gefällt.
sehe ich genauso …
[quote=Gast]Großkonzerne wie Canon lassen weltweit forschen, bauen und natürlich
verkaufen – Verlangt wird für sich maximale Freiheit!
Der Konsument (oder wie in diesem Fall ein kleinerer Unternehmer)
hat selbstredend genau da zu konsumieren und brav zu bezahlen wo es
ehrbaren Konzernen gefällt.[/quote]
Von den Konzernen wird eben der Preis verlangt, den der jeweilige Markt hergibt. Die Produkte sind ja identisch (vom Zubehör vielleicht mal abgesehen.)
Huhu, Globalisierung – oder doch nicht?
Hier wird auch fleissig diskutiert: http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Auch-Canon-wehrt-sich-gegen-Grauimporte/forum-148378/list/
Ich selber finde das befremdlich, wie mein Vorredner schon anmerkte: Irgendwie hat das nichts mit freier Marktwirtschaft und Globalisierung zu tun.
Sehr unsympathisch wirkt das Ganze.
“Komm, spielen!” Ja, aber nur mit anderen 😉
Schlimmst
Graue Kameras – wie GRAUenvoll. Nix mehr edles Schwarz mit edlen weißen Tüten dran? Dass Canon so was herstellt!
Andererseits frage ich mich, wie und wo so was hergestellt wird. Eine Hinterhofklitsche, fleißig aus Restteilen zusammengeschraubte Bodys dritter Wahl für die „Dritte“ Welt? Natürlich nicht für den anspruchsvollen Europäer. Nächste Frage: Wo blieben diese illegalen Teile, wenn sie nicht ein „krimineller“ Händler mit Sonnenbrille aus dem geöffneten Mantel verscherbeln würde? Die Dinger müssen doch irgendwohin. Fotografieren etwa die Amis mit illegalen Kameras?
Canon will doch nur die Welt retten!
http://www.photoscala.de/Artikel/Canon-will-der-Welt-helfen
😉
Nicht vorhandene Garantie bei sog. Grauimporten
Es erhebt sich doch die Frage, wofür man überhaupt eine Garantie braucht?
Jedes ordentlich konstruierte und gefertigte Produkt sollte spielend bei “normaler Nutzung” eines Amateurfotografen spielend 2 Jahre Gebrauch durchstehen. Danach sind Reparaturen sowieso Kostenpflichtig!
MfG hake
Gast schrieb:
Es erhebt
[quote=Gast]Es erhebt sich doch die Frage, wofür man überhaupt eine Garantie braucht?
Jedes ordentlich konstruierte und gefertigte Produkt sollte spielend bei “normaler Nutzung” eines Amateurfotografen spielend 2 Jahre Gebrauch durchstehen. Danach sind Reparaturen sowieso Kostenpflichtig!
MfG hake[/quote]
Miserables Argument! Die meisten Defekte treten erfahrungsgemäss in der ersten Phase eines Gerätelebens auf. Der Kunde als Kontolleur ist nicht nur im Kamerabau angesagt.
Händlerschutz!
Hierbei geht es vornehmlich um den Schutz der hiesigen Händler. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass (trotz Globalisierung) regionale Vorschriften beachtet werden müssen. So entstehen in Deutschland beispielsweise Kosten für den dämlichen Grünen Punkt (worauf Canon auch hinweist) und andere Sicherheitsprüfungen.
Außerdem gehen deutsche Händler im Sinne Ihrer Kunden Verpflichtungen (und damit Geschäftsrisiken) ein, die Grauimporteure umgehen. Das ist unfair und darum ist das Vorgehen gegen die dreistesten Grauimporteure auch gerechtfertigt. Und das nicht nur, weil es rechtlich möglich ist.
Es braucht trotzdem niemand rumzujammern, der sich in seiner Wahlfreiheit als Verbraucher beschränkt fühlt, denn es steht jedem frei, seine Waren nahezu überall dort in der Welt zu bestellen (also selbst zu importieren), wo es ihm gefällt, solange er selbst alle damit verbundenen Konsequenzen trägt.
Übrigens, nur damit nicht wieder schwachsinnige Unterstellungen auftauchen, dass ausgerechnet Canon sich wie ein böser Großkonzern verhält: Nikon geht derzeit genauso vor. Erst vor ein paar Wochen gan es die entsprechenden Meldungen dazu.
Schutz der Händler
Canon könnte die Händler deutlich einfacher schützen: Ihnen einfach die Produkte zu global wettbewerbsfähigen Preisen verkaufen. Wenn es für einen Händler preiswerter ist, ein von Japan in die USA verschicktes Produkt dort zu kaufen und dann auf eigene Kosten aus den USA nach Deutschland zu importieren, als es hier direkt vom Generalimporteur zu kaufen, ist es nur verständlich, wenn dies ein Händler tut. Anscheinend bleibt das Produkt ja immernoch billiger, wenn er noch auf eigene Kosten die deutschsprachigen Bedienungsanleitungen beilegen und die Netzkabel tauschen muss.
Die Behauptung „Über fehlende Garantie, fehlende Bedienungsanleitungen und eventuell fehlendes Zubehör werden günstigere Preise möglich, als sie der deutsche Fachhandel bieten kann.“ ist schon ein starkes Stück. Der Preis wird nicht über die fehlende Garantie erzielt, denn der Händler kauft in den USA ein Produkt mit Garantie. Nur dass der deutsche Kunde mit dieser Garantie hierzulande möglicherweise nichts anfangen kann. Der Händler kauft ein Produkt mit (englischsprachiger) Bedienungsanleitung, wenn er noch ein deutschsprachiges Handbuch dazulegt, müsste die Kamera prinzipiell teurer sein als eine, bei der nur die deutschsprachige Anleitung beiliegt. Es sei denn, Canon lässt sich die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche mit jeder Kamera aufs Neue bezahlen. Und eine USA-Kamera enthält genausoviel Zubehör wie hier, nur evt. anderes, auf die dortigen Verhältnisse angepasstes, zum Beispiel ein anderes Stromkabel.
Im Übrigen ist es nicht Canons Aufgabe, die Polizei für den Grünen Punkt zu spielen. Canons PR-Abteilung schreibt was von Urheberrechtsabgaben und Einfuhrumsatzssteuer. Es ist nicht Canons Aufgabe, für den Staat beim Landgericht Düsseldorf die Einfuhrumsatzsteuer einzuklagen. Dafür gibt es den Zoll, der die Einfuhrbestimmungen überwacht.
Canon baut (wie viele andere) das Bild des bösen Grauimporteurs auf und vermischt hier Tatsachen (Gerichtsvollzieher bei Essential Systems) mit Unterstellungen (keine Abgaben, fehlendes Zubehör, Steuerhinterziehung), will dem Privatkunden den Kauf von nicht für den deutschen Markt bestimmten Produkten ausreden, verärgerte Händler, die zu weltweit nicht konkurrenzfähigen Preisen kaufen, beschwichtigen und potentielle Grauimporteure warnen. Letztlich geht es aber Canon Deutschland nicht um „die Schädigung des Verbrauchers bei Parallelimporten dieser Art“, sondern um die Schädigung von Canon Deutschland, denen Umsatz entgeht, den nun Canon USA macht. Canon setzt nicht die Einfuhrumsatzsteuer durch, nicht das Duale System, nicht die Urheberrechtsabgaben, sondern die eigenen Handelshemmnisse.
Mein Verständnis hält sich in Grenzen
Natürlich ärgert es die Konzerne, wenn deutsche Käufer die für den deutschen Markt bestimmte Hochpreisware nicht kaufen, sondern lieber billigere Reimporte kaufen. Üblicherweise sollte es jedoch reichen, dass Canon & Co. für diese Ware in Deutschland keine Garantie übernimmt. Dieses Risiko auf die Grauware-Käufer abzuwälzen, ist fair. Dass Canon & Co. darüber hinaus massiv gegen die Grauimporteure vorgehen, hat wohl primär die Ursache darin, dass man sich hier die hohen Preise bereits beim Kauf nicht kaputtmachen lassen will und die deutschen Händler durch Vorgehen gegen die bösen Grauimporteure besänftigen muss.
Mit dem gleichen “Problem” sieht sich auch die Pharma- und die Autoindustrie konfrontiert. Für mich hat das Ganze einen schalen Nachgeschmack: Offensichtlich agieren die Konzerne nach dem Motto “Globalisierung ja – aber nur so lange, wie sie uns als Hersteller nutzt.”
🙁
arme Händler, arme Canon
[quote=Gast]Hierbei geht es vornehmlich um den Schutz der hiesigen Händler. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass (trotz Globalisierung) regionale Vorschriften beachtet werden müssen. So entstehen in Deutschland beispielsweise Kosten für den dämlichen Grünen Punkt (worauf Canon auch hinweist) und andere Sicherheitsprüfungen.[/quote]
Das ist doch Quark!
Solange der Grauimporteur kein Schmuggler ist (den zu verfolgen ja Aufgabe des Staates ist und lediglich einer Anzeige bedarf), blecht der natürlich die Abgabe für den grünen Punkt, Einfuhrumsatzsteuer, deutsche Löhne seiner Mitarbeiter nebst deutschen Lohnnebenkosten, etc.p.p.! Er braucht eine ROHS-Bescheinigung usw., was der deutsche Händler alles dem Hersteller überlässt und im Fall der Fälle muss der Importeur sogar als Händler auch noch die Garantie übernehmen, was der deutsche Händler an Canon weiter gibt.
Dass er dennoch günstiger anbieten kann als der Händler mit EU-Ware, obwohl eine US-Kamera ja auch Garantie und Handbuch hat (nur eben auf USA beschränkt und in englisch), das ist nichts anderes als die Abzocke von Canon (und auch Nikon und Pentax) am EU-Markt. Wir sollen den Amis und Chinesen ihre Kameras mitfinanzieren, das ist der Punkt!
Sony hat dieses Problem nicht, denn zumindest im Kamerasektor sind die US-Preise auch nicht nennenswert niedriger als deutsche Netto-Preise.
Nanu, höre ich da nicht etwa einen kleinen YB aka DDD sprechen?
Wenn Canon die Deutschen abzocken will, und die Deutschen sich durch Importtricks selbst helfen, dann ist das doch gut.
Nicht wahr?
wieder so eine faule Aktion
würden die Hersteller ihre Produkte hier bei uns in Deutschland nicht immer zu “Mondpreisen” verkaufen, würde auch keiner die Grauimporte kaufen. Teils klaffen ja schon innerhalb der EU die Preise für das gleiche Produkt weit auseinander
Und das Canon den (teils doch sehr inkompetenten) “Fachmarkt” unterstützen will ist doch auch wieder Augenwischerei pur. Wann kommt dieser Fachhandel endlich im online Zeitalter an ?
Je nach Dollarkurs und Produkt sind es eben durchaus mehrere hundert Euro die ein Grauimport günstiger ist. Das allein damit zu begründen dass angeblich keine Urheberrechtsabgaben (baut Canon nicht auch die “Grauen”?), Einfuhrumsatzsteuer und keine Gebühren für das duale System entrichtet werden ist ein sehr lächerlicher Versuch.
Und wo bleibt denn bitte schön die Globalisierung für den Endkunde ?
kein Wunder das sich immer mehr Leute von den Herstellern abgezockt fühlen
Gruß Björn
Manchmal sind wir doch EIN Volk…
Selten hier eine so einstimmige Meinung erlebt wie in diesem Fred hier, obwohl rein statistisch sogar einige echte Canon-Fetischisten darunter sein müssten.
Sieht so aus, als ob die Hersteller ihre Kunden dann doch nicht für so dumm verkaufen können wie sie das glauben.
Wenn das dann irgendwann auch noch dazu führt, dass der deutsche Michel sich nicht nur fürchterlich darüber aufregt und jammert um dem Hersteller dann letztendlich dennoch Recht zu geben indem der die EU-Aufschläge brav zahlt, sondern er auch sein Konsumverhalten entsprechend seiner Meinung und Wut ändert, dann sehe ich ja doch noch Hoffnung für die Zukunft dieses unseren Landes. 😉
Was tun wenn man bei
Was tun wenn man bei Essential Systems gekauft hat?!
Ich habe vor wenigen Wochen ein Canon Objektiv gekauft, jedoch war es komplett und die Handbücher in deutscher Sprache.
Vielen Dank für eine Info
Keine Panik
[quote=Gast]Was tun wenn man bei Essential Systems gekauft hat?!
Ich habe vor wenigen Wochen ein Canon Objektiv gekauft, jedoch war es komplett und die Handbücher in deutscher Sprache.
Vielen Dank für eine Info[/quote]
Dann dürfte es sich auch um deutsche Ware gehandelt haben. Keine Panik. Essential hat mit Sicherheit nicht ausschließlich Grauware verkauft.
Haben wir nun freie Märkte oder nicht ???
Das vorgehen von Canon finde ich nicht OK. Wenn Waren aus anderen Märkten importiert werden und es gibt keine Hersteller-Garantie in Europa, dann sollte das der Kunde wissen und damit gut. Es sind ja keine gefälschten Kameras, was bei den aktuellen Boliden auch kaum möglich ist.
Für mich gibt es nur eins: Canon Boykott!!
Freie Märkte
Nein, wir haben weltweit keine freien Märkte. Der Hersteller hat – so zumindest die allgemeine Rechtsauffassung – die Möglichkeit, gegen den gewerbsmäßigen Verkauf einer nicht für die EU vorgesehenen Kamera in der EU zu unterbinden.
Innerhalb der EU sieht das anders aus: Essential Systems könnte die Kameras in Frankreich kaufen und hier verkaufen.