Wer im deutschen Fotohandel nach Foto- oder Videostativen sucht, findet zumeist Fernostprodukte aus Metall und Kunststoff. Holzstative hingegen, die hinsichtlich ihres Vibrationsverhaltens deutliche Vorteile haben, bietet der Handel nur noch in geringem Umfang an. Dabei werden Holzstative auch heute noch im Osten Deutschlands aus heimischem Holz hergestellt:
Bei Wolf Messtechnik in der Bergstadt Freiberg werden auch heute noch aus Eschenholz aus dem Erzgebirge Holzstative für Fotografie und Messtechnik produziert. Dabei kann das Team um Frank Wolf auf eine lange Fertigungsgeschichte zurückblicken.
Der Stativbau in der Region geht zurück auf das im Jahre 1898 von Peter Otto Berlebach gegründete Unternehmen Berlebach, das nach Berlebachs Rückzug aus dem Unternehmen im Jahre 1918 von Karl Biskaborn, Wilhelm Dittmar und Franz Heisinger, drei ehemaligen Mitarbeitern von Ernemann aus dem nahen Dresden übernommen wurde. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Herbert Dittmar, der Sohn von W. Dittmar, die Leitung des Unternehmens, das später als privater Betrieb mit staatlicher Beteiligung (BSB) den Namen BSB Berlebach Nachfolger KG führte.
Als Herbert Dittmar zu Beginn der 1970er Jahre aus Altersgründen nach einem Nachfolger suchte, trat Fank Wolf 1971 in das Unternehmen ein. Zur Abrundung des Fertigungsprogramms wurde in der Folge die Firma APD Arthur Pohl in Dresden übernommen, ein metallverarbeitender Betrieb, der mechanische Schneidemaschinen und Metallstative produzierte.
Noch bevor die beabsichtigte Nachfolgeregelung realisiert werden konnte, wurde der Betrieb 1972 vollständig verstaatlicht und unter dem Namen VEB Foto-Kino-Zubehör weitergeführt. Trotz nun entfallener unternehmerischer Perspektive blieb Frank Wolf im Unternehmen und wurde im Jahre 1974 dessen alleiniger Leiter. Das Unternehmen belieferte nun den ganzen damaligen Ostblock mit Stativen aus Holz und Metall. Im Jahre 1984 wird die in Freiberg bestehende Fertigung von Dickenmessgeräten und Mikro- Analysewaagen übernommen.
Die Fertigung messtechnischer Geräte geht zurück auf die im Jahre 1870 von Arthur Meißner in Freiberg gründete Firma zur Herstellung feinmechanischer Präzisionsgeräte. Für die im Zusammenhang mit der Bergakademie und die Gerberschule in Freiberg vorhandenen wissenschaftlichen Einrichtungen entwickelte und fertigte die Firma Meißner Messgeräte für Lehre und Forschung. Die in Freiberg hergestellten Messgeräte waren bald schon weltweit bekannt und geschätzt. Der Firmenname des fusionierten Unternehmens lautete VEB Foto- und Feinmesstechnik Mulda.
Im Jahre 1993 – nach der Wende – trennte sich die Wege der Unternehmensteile wieder. Während verschiedene Produktionsbereiche in Mulda verblieben, erwarb Frank Wolf den kompletten Produktionsteil der traditionsreichen Freiberger Firma. Die Produktpalette wurde erweitert und die Wolf-Messtechnik GmbH gegründet. Als im Gewerbegebiet am St. Niclas Schacht neue moderne Gewerberäume zu Verfügung standen, zog das Unternehmen an den heutigen Standort.
In Freiberg wurden nach der Trennung sowohl die Messgeräte weiter produziert als auch Metallstative und Holzstative mit konventioneller Klemmung und solche mit Schnellklemmung. Der Komfort der Schnellklemmung der Stativbeine, wie sie im Bereich der Metallstative schon lange gebräuchlich ist, benötigt besonders maßhaltiges Holz. So darf sich die Dicke der Beine unter normalen Umwelteinflüssen nicht ändern, da sonst die Schnellspannung nicht mehr passgenau greifen würde.
Für die einzelnen Komponenten hat man sich ein Netz von kompetenten Zulieferern zugelegt, die die einzelnen Elemente nach Vorgabe produzieren. Die angelieferten Einzelteile werden dann in Freiberg von Hand montiert, kontrolliert und verpackt. Diese Vorgehensweise lässt auch heute noch eine wirtschaftlich erfolgreiche Fertigung von Holzstativen in Deutschland zu. Bei Metallstativen war der Wettbewerbsdruck jedoch so groß, dass das heute noch im Sortiment von Wolf vorhandene Metallstativ in seinen Teilen aus Fernost zugeliefert wird.
Heute werden bei der Wolf-Messtechnik GmbH neben Präzisions-Dickenmessgeräten und Werkstoffprüfgeräten auch weiterhin Holzstative produziert. Im Gegensatz zu anderen Herstellern mit hoher Fertigungstiefe konzentriert man sich auf die Weiterentwicklung der Holzstative sowie Montage und Direktvertrieb über den eigenen Online-Shop.
(CJ)
Sehr missverständlich!
Solche Firmen-Historien gefallen mir ja, mehr davon, aber hier vermisse ich die Firma Berlebach, die ja nach wie vor in Mulda sitzt und Holzstative produziert, während der Artikel doch suggeriert, dass die Fa. Wolf die ehemalige Firma Berlebach als den Holz-Stativ-Teil der “VEB Foto- und Feinmesstechnik Mulda” übernommen hat.
Ja wie denn nun? Ist “Berlebach” nur ein Markenname für Wolf-Stative oder umgekehrt? Hat sich da ein Pfiffikus einfach die Rechte am Namen “Berlebach” erschlichen und seine Firma dann in Mulda eröffnet um vorzutäuschen dass es sich um den bekannten Tradistionsbetrieb handelt? Oder hat die Fa. Wolf den ehemaligen Berlebach-Holz-Stativ-Teil der “VEB Foto- und Feinmesstechnik Mulda” entgegen dem Artikel hier überhaupt nicht übernommen, sondern lediglich ein Konkurrenzunternehmen zu Berlebach gegründet?
Nachdem Berlebach-Stative weitaus bekannter sind als Wolf-Stative und eben nach wie vor in Mulda gefertigt werden, würde mich das schon sehr stark interessieren?
Die Welt ist eben kompliziert.
Es sieht so aus, als würde “Berlebach”, http://www.berlebach.de/ , unter Herrn Wolfgang Fleischer in Mulda die “klassischen” Berlebach-Stative bauen, die Wolf-Messtechnik GmbH, http://www.holzstative.de/index.html , unter Frank Wolf in Freiberg die “Wolf Wood-Line”, die auch mit der neueren Schnellklemmung zu haben ist.
Der Artikel besagt, daß Wolf die Komponenten zukauft. Das läßt vermuten, daß Berlebach Komponenten an Wolf liefert, die dann dort zu den Wolf-Stativen montiert werden.
Kann aber auch sein, daß beide ihre Komponenten von einem dritten, vermutlich ausländischen Lieferanten beziehen. Der ehemalige Ostblock oder China könnten die Metallteile wohl unverändert weiterproduzieren seit Menschengedenken.
Wolf und Berlebach sind jedenfalls zwei deutlich unterscheidbare Firmen, unter anderem mit verschiedener Steuernummer. Bei den Holzstativen scheint die Unterscheidung schwieriger zu sein. Bewährte Produkte haben eben lange Innovationszyklen.
Schönes Beispiel
dafür, daß auch alte Technik ihren Platz auf dem Martkt hat, wenn sie weiterentwickelt und gepflegt wird und der Hersteller nicht auf jeden ZeitGeistGag hereinfällt.
Habe selbst unter vielen anderen das große und das kleine Modell. Für hohe Belastungen gibt es nichts besseres.
tolle dinge kann man da nicht kaufen…
… im onlineshop…
Kann man doch kaufen
1. “Produkte” Button anklicken
2. z.B. “Stativsystem compact” Text Zeile anklicken
3. z.B. “Modell 8033” Text Zeile anklicken
4. anhand der technischen Details Produkt auswählen und in den Warenkorb legen.
5. In der Kopfzeile “zum Warenkorb” Button anklicken
6. der Rest geht dann auch ganz einfach
heisst rücksicht auf traditionen und herstellung in D
auch museumsreife internetseiten?
DAS KANN DOCH NICHT SO VIEL KOSTEN!
im zuge dessen…
…könnte man auch mal ein neues firmenfoto machen lassen 😉