Ferdinand Schmutzer, geboren 1870 in Wien, ist einer jener Künstler, die im fotografischen Medium keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung ihrer Möglichkeiten sahen. Jetzt stellen ihn zwei Wiener Ausstellungen und ein Buch vor:
Schmutzer – Sohn eines Bildhauers – studierte in den neunziger Jahren an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 1901 wurde er Mitglied der Wiener Secession, später auch Professor der Akademie. Schmutzer wirkte in den folgenden Jahren vor allem als äußerst erfolgreicher Radierer, als Porträtist der Wiener Gesellschaft, der den Erzherzog Ferdinand oder Kaiser Karl I. genauso wie Arthur Schnitzler, Paul Heyse, Hugo Wolf, Richard Strauss, Sigmund Freud oder Albert Einstein porträtierte – teilweise in vollkommen neuartigen, erstaunlich großen Formaten.
Bis vor wenigen Jahren war nicht bekannt, dass Schmutzer ein großes Negativ-Archiv von etwa 3000 Glasplatten besessen hat – dass ihm die Fotografie wichtiger Teil seiner künstlerischen Arbeit war. Auch über 300 Vintage Prints wurden im Jahr 2001 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt – nun liegt auch ein hervorragend gedruckter, im Münchner Moser Verlag erschienener Band vor, der das fotografische Werk Schmutzers erstmals wissenschaftlich illuminiert.
Neben fotografischen Porträtstudien entstanden auch Landschaftsfotografien und private Familienbilder, die jetzt in einer Ausstellung in der Anzenberger Gallery in Wien zu sehen sind. Eine zweite Präsentation im Sigmund Freud Museum untersucht das Verhältnis von Schmutzer zu seinen Porträtierten: „Wir stellen Schmutzer und Freud als zwei Schlüsselpersonen ins Zentrum“, so die Direktorin Inge Scholz-Strasser.
(Marc Peschke)
Buch:
Regina Maria Anzenberger und Uwe Schögl (Hrsg.)
Ferdinand Schmutzer: Das fotografische Werk 1894-1928 (bei amazon.de)
Gebunden. 225 Seiten
Englisch, Deutsch
Moser Verlag. München 2008
ISBN 978-3981234411
79 Euro.
Ausstellungen:
Ferdinand Schmutzer – Das Fotografische Werk 1894-1928
Anzenberger Gallery Wien
Zeinlhofergasse 7, 1. Stock
Bis 31. Januar 2009
Ferdinand Schmutzer: Freud und seine Zeit im Porträt
Sigmund Freud Museum Wien
Berggasse 19
Bis 25. Januar 2009
