„Das Leben der Dinge – die Idee vom Stillleben in der Fotografie 1840-1985“, so ist eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum betitelt, die derzeit zu sehen ist:
In der renommierten Fotografie-Sammlung des Münchner Regisseurs und Produzenten Dietmar Siegert wächst seit einigen Jahren der Bereich des fotografischen Stilllebens. 150 Jahre umspannt die Kollektion, die nun erstmals im Münchner Stadtmuseum der Öffentlichkeit vorgestellt wird. „Das Leben der Dinge. Die Idee vom Stillleben in der Fotografie 1840-1985“ heißt die Schau.
Ein Stillleben kann alles sein. Klassischerweise Blumen, Früchte, Kulinarisches, Gläser, Vasen und andere kunstgewerbliche Gegenstände, aber auch Skurriles, Absonderliches, Surreales. In allen Dingen steckt Leben oder besser: Die Fotografie macht Leben sichtbar. 150 Fotografien sind in der Ausstellung zu sehen, Arbeiten, die daran erinnern, dass das Stillleben in der Fotografie wie auch in der Malerei lange Zeit als niedere Gattung galt, die dennoch neue Räume für Experimente öffnen konnte. Auf dem Feld des Stilllebens waren Fotografen freier, wie frühe Exponate von etwa Eugène Atget, Wilhelm von Gloeden und August Kotzsch zeigen.
Herbert Bayer, Still Life, 1936; © VG Bild-Kunst, Bonn 2008
Viele Avantgarde-Klassiker sind in der Schau vertreten: Wir finden Meister wie Man Ray, Walter Peterhans, Madame d`Ora, Erwin Blumenfeld, Frantisˇek Drtikol, Hans Finsler, Raul Hausmann, Herbert List, Albert Renger-Patzsch, Wols oder Christian Schad darunter viele Surrealisten wie Emila Medková oder Hans Bellmer. Und auch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist mit Fotografien von unter anderem David Hockney, Les Krims und Jürgen Klauke gut vertreten.
Erwin Blumenfeld, Totenschädel, um 1932; © VG Bild-Kunst, Bonn 2008
Josef Maria Eder, Edward Valenta, Aesculap-Schlange, 1896; © Sammlung Dietmar Siegert
Seltener aber hat man Gelegenheit, ältere fotografische Arbeiten zu bewundern: einen Totenschädel von Erwin Blumenfeld etwa eine kleine Solarisation, die um 1932 entstanden ist. Oder eine ebenfalls sehr kleine, getönte Fotogravüre von Josef Maria Eder und Edward Valenta aus dem Jahr 1896, die eine Äskulapnatter zeigt.
Herbert List, Knock out, 1937; © Herbert List Estate, Hamburg
Von einfacher Würde ist ein Teller mit einigen knolligen Kartoffeln, den August Kotzsch um 1870 fotografiert hat, von erstaunlicher Sachlichkeit eine Vitrine mit Gläsern, die Ludwig Belitski bereits 1854 ins Bild brachte. Ganz anders, nobel und elegant dagegen das zerbrochene Antlitz einer Statur von Herbert List. „Knock Out“ nannte der Fotograf sein Werk aus dem Jahr 1937.
(Marc Peschke)
Ausstellung:
Bis 1. Februar 2009
Das Leben der Dinge. Die Idee vom Stillleben in der Fotografie 1840-1985
150 Aufnahmen aus der Sammlung Siegert
Münchner Stadtmuseum / Sammlung Fotografie
Buch:
Dorothea Ritter (Hrsg.)
Das Leben der Dinge: Die Idee vom Stilleben in der Fotografie 1840 1985 (bei amazon.de)
Gebunden. 220 Seiten
Verlag Edition Braus im Wachter Verlag. Heidelberg 2006
ISBN 978-3899042146
45 Euro