Einlassungen zu Sonderwerbeformen, oder auch: „Wollen wir nicht mal eine Geschichte zusammen machen?“
Ein Blick in Mediadaten ist mitunter interessant. Was es da nicht alles zu kaufen gibt. Beispielhaft sei hier Foto Hits herausgegriffen. In deren Mediadaten werden auch sogenannte Sonderwerbeformen angeboten: Titelseite & Titelstory für 8900 Euro und ein Advertorial – eine redaktionell gestaltete werbliche Seite – für 6900 Euro. Just die Seiten – Titel und Titelgeschichte -, die man in besonderer Verantwortung und im hohen Interesse der Redaktion wähnt, sind käuflich. Nicht mehr die Redaktion also entscheidet, was zuvorderst wichtig, berichtens- und hervorhebenswert ist, sondern das bleibt – sozusagen – dem Markt überlassen.
Eine weitere Möglichkeit der Werbung ist „Foto Hits Special“, ein 16- bzw. 32-seitiges Heft „nur für Sie“, für 28.800 bzw. 39.900 Euro. Ähnliche Hefte verlegt auch ProfiFoto aus demselben Verlag. Ich habe mir nicht alle dieser Sonderhefte angesehen, konnte aber in ausgewählten Hefen – zum Beispiel beim Sonderheft Sinar Hy6 (PDF-Datei) oder auch beim Sonderheft Sigma SD14 – an keiner Stelle den Hinweis entdecken, dass es sich um eine von der Firma bezahlte Publikation handelt. (Und ist es in dem Zusammenhang schon zynisch oder noch blauäugig, wenn ein Hersteller / Importeur solche Sonderdrucke online anbietet und dabei vom „objektiven Durchblick“ spricht?)
Das Impressum weist eine Redaktion ganz so aus, als sei die allein der Wahrhaftigkeit verpflichtet gewesen beim Verfassen der Broschüre. Dabei darf vermutet werden, dass, wer knapp 30.000 Euro netto oder mehr ausgibt, in den angepriesenen Abstimmungsphasen auch sicherstellt, dass der Inhalt seinen Wünschen entspricht. Der Tenor dieser Sonderhefte jedenfalls fällt immer begeistert-positiv aus.
Damit sind die Fotohits-Redaktion bzw. der Verlag gfw beileibe nicht allein auf weiter Flur; sie stehen hier stellvertretend für viele (aber nicht: für alle) – die anderen weisen das nur nicht offen in den Mediadaten aus. „Powered by“, „mit freundlicher Unterstützung von“, Advertorial, Promotional usw. – der Werbeformen, die Redaktion und Werbung möglichst geschickt und unauffällig vermischen wollen, sind viele, die Marketing-Menschen auf beiden Seiten einfallsreich. In meinen Anfangstagen als Journalist war ich ein paarmal mit einem Verleger bei Firmen zu Besuch, und hörte mit. Da war dann vom „Lithokosten-Zuschuss“ die Rede. Der lag deutlich höher als die tatsächlichen Lithokosten, dafür bekam die Firma a) überhaupt einen Artikel und durfte den b) vor dem Druck gegenlesen und, falls notwendig, in ihrem Sinne korrigieren. Am Rande Aufgeschnapptes legt nahe, dass auch heute die Redaktion etlicher Titel käuflich ist: „Wollen wir nicht mal eine Geschichte zusammen machen?“
Eine verdecktere Form beschreibt die Bemerkung eines Chefredakteurs, hier sinngemäß zitiert: „Bei uns gibt es keine gekaufte Redaktion. Aber weh tun wollen wir sicher auch niemandem von der Industrie. Du weißt ja, wie das läuft.“
Warum ich das erwähnenswert finde? Unter anderem deshalb, weil mich nachgerade ärgert, dass der Leser, der Adressat der Meldung, zwar bezahlen soll, aber nicht anschaffen darf. Und weil ich es schade finde, wenn Redaktion und Werbung so wenig auseinanderzuhalten sind, denn dann kann bzw. muss ich alles glauben. Oder gar nichts mehr.
(thoMas)
Nachtrag (27.10.2008): Eben erreichte uns folgendes Anschreiben des gfw-Verlages, das wir ungekürzt wiedergeben:
Lieber Herr Maschke,
Ihre (erneute) Attacke gegen unseren Verlag amüsiert uns in hohem Maße. Insbesondere die implizite Darstellung Ihres photoscala-Projekts als den Hort des unabhängigen Journalismus‘ ist köstlich. Herr Maschke: Darf ich Sie daran erinnern, dass gerade Sie sich ja doch sehr gern von der Fotoindustrie zu aufwändigen In- und Auslandsreisen einladen lassen? Zuletzt waren wir beispielsweise gemeinsam in Istanbul. Der Flug, Ihr Aufenthalt im Luxushotel, das gesamte Programm und die Galadinners wurden dabei vom Kamerahersteller X für Sie bezahlt, und eine nagelneue Digitalkamera gab es als kleine persönliche Gabe für Sie bestimmt auch noch dazu…
Besonders pikant finden wir aber das Detail, dass Sie sich 2004 ja selbst bei genau jenem Verlag, der vermeintlich diese schrecklichen Dinge tut, als Redakteur beworben hatten. Haben Ihre wiederholten Attacken gegen den GFW Verlag und seine Erfolgstitel vielleicht den Hintergrund, dass Ihre Bewerbung seinerzeit von uns abgelehnt wurde? Ebenso wie übrigens Ihre verschiedentlichen Vorstöße, für ProfiFoto als freier Autor tätig sein zu dürfen?
In diesem Sinne nichts für ungut, und sollten Sie mit photoscala einmal so weit kommen, dass dort – statt des unredigierten Wiedergebens von Pressemeldungen und Ihrer notorischen Nölerei – einmal echte Redaktion stattfindet, können wir uns gern einmal auf Augenhöhe über das Thema (Foto-)Journalismus“ unterhalten.
Viele Grüße
Martin Knapp
GFW PhotoPublishing
FotoHits
Wie ich diese Zeitschrift das erste mal gesehen habe, was ich auch von den Socken. Aber was können wir erwarten für 2 Euro fürs Heft?
Wer mit wachen Verstand das Heft liest kann die versteckten Werbebeiträge erkennen und ignorieren.
Eine Frechheit sind die versteckten Werbebotschaften in Form von „Redaktionellen Beiträgen“ allerdings.
Übrigens, muss Werbung nicht auch extra und zwar zwingend gekennzeichnet werden, damit der Leser diese nicht mit Redaktionellen Beiträgen verwechselt? Kann es da nicht mächtig Ärger geben, wenn es so nicht gehandhabt wird?
Gruß
FW
Überraschung
Das einzig überraschende ist hier die Offenheit der Offerte. Gleiches ist mehr oder weniger in der gesamten Fachpresse in Deutschland gebräuchlich und das durch alle Branchen! Auch teure Fachmagazine schützen vor dieser Praxis nicht, in diesem Fall unterscheidet sich lediglich der Preis des „redaktionellen“ Beitrags.
Das wenig überraschende Fazit: Es gibt in Deutschland (fast) keine unabhängige Fachpresse.
Viel Freude mit den Erkenntnissen
M-A
c’t
Es ging hier ja nicht um die c’t als Fototestmagazin, da wildert die c’t vielleicht außerhalb ihrer Domäne. Sie ist aber ein Beispiel dafür, dass auch mit relativ kritischem und anspruchsvollem (auch wesentlich mehr textlastigem) Inhalt Auflage gemacht werden kann, ohne dass Anzeigenkunden wegbleiben. Dass sich diec’t seit den 90ern verändert und sich auch allgemeinen Trends angepasst hat ist klar, aber Advertorials wie in Fotozeitschriften üblich gibt es dort eigentlich nicht.
Grüße
Thomas
Gar nicht komisch
[quote=Rumpelstilzken] Komisch, dass die Ergebnisse der Kameratests …… der gelobten c’t und der geschmähten Colorfoto übereinstimmen. Ob’s daran liegt, dass beide zufällig das gleiche Testlabor nutzen, nämlich jenes, das auch die 6mpixel.org-Initiative angeschoben hat?[/quote]
Nicht die Ergebnisse der Kameratests stimmen überein, sondern allenfalls die Grund-Daten (wobei es m.W. so ist, dass Image Engineering jeden Test komplett neu macht, inklusive einer neuen Testkamera – also sind selbst die zugrunde liegenden Daten nicht identisch, wohl aber ähnlich). Aus diesen Kamera-Test-Daten (Auflösung, Rauschen, etc.), die IE anliefert, basteln c’t und Colorfoto jeweils eigene Berichte. Und die unterscheiden sich ganz erheblich. So verzichtet c’t seit Jahr und Tag auf Punkte, auf Prüfsiegel („Kamera mit dem schönsten Schwarz“), auf Testsieger. Und ist meist – oh Schande – auch in den Fachtexten fachkundiger und interessanter als das Foto-Fachmagazin Colorfoto (siehe www.colorfoto.de, da sind jetzt viele Tests online).
Die Ergebnisse der beiden gleichzusetzen, das stimmt nicht. Wenn man zwei Köchen die gleichen Zutaten in die Hand gibt, ist das Ergebnis nicht notwendiger Weise dasselbe.
So ist das auch mit den IE-Testdaten. Die sind ähnlich, aber was die Redaktionen daraus machen, ist was ganz Anderes.
der besucher
auf das Kleingedruckte achten …
das ist schade – aber heute leider vollkommen normal. Es ist einfach eine Form der PR: man gestaltet und präsentiert Werbeseiten so, als würden sie zur Zeitung gehören, in denen man wirbt. Pharmafirmen werben schon lange so, gerne auch mit Prominenten. Die Nahrungsmittelindustrie macht es nicht anders. Wie man es erkennt? einfach die Seiten genauer anschauen. Da stehen ja, möglichst klein geschrieben, meist am Bildrand, Hinweise wie „promotion“, „entgeltliche Einschaltung“ odgl., oder das Impressum zeigt es. (Pharma-Artikel sind allerdings oft nicht gekennzeichnet.)
Das Kleingedruckte fehlt oder lügt
[quote=Gast]das ist schade – aber heute leider vollkommen normal. Es ist einfach eine Form der PR: man gestaltet und präsentiert Werbeseiten so, als würden sie zur Zeitung gehören, in denen man wirbt. Pharmafirmen werben schon lange so, gerne auch mit Prominenten. Die Nahrungsmittelindustrie macht es nicht anders. Wie man es erkennt? einfach die Seiten genauer anschauen. Da stehen ja, möglichst klein geschrieben, meist am Bildrand, Hinweise wie „promotion“, „entgeltliche Einschaltung“ odgl., oder das Impressum zeigt es. (Pharma-Artikel sind allerdings oft nicht gekennzeichnet.)[/quote]Das Kleingedruckte hilft bei oben angesprochenen Publikationen leider nicht weiter. Es lügt. Es steht eben nicht „Anzeige“ oder „Promotion“ auf der Titelseite. Es steht nicht dabei, dass es sich um PR-Material handelt. Ein „genauer Anschauen“ hilft nicht.
Werbung…
kennt keine Grenzen. Der Konsument wird mit allen zur Verfügung stehenden Mittel manipuliert. Manche dieser Mittel haben einen schalen Beigeschmack. Wer mit offenen Augen und einer gehörigen Portion Wachsamkeit durch das Leben wandelt wird erstaunt feststellen, wer alles versucht uns auf den unterschiedlichsten Kanälen seine getarten Werbebotschaften unterzujubeln……Money makes the world go around. Alles, was dem Umsatz dient ist erlaubt…und wird nicht moralisch hinterfragt. Denn was kann man sich schon für Moral kaufen ???? Siehe Bankenkrise…
Stehen Fotozeitschriften nun unter der
Prostitution oder sind zumindest mit dieser gleich zu setzen? Na, klar: allen voran ColorFoto, stets Industriefreundlich – und wenn denn mal eine Kamera eines Anzeigenkunden partout keine tollen Bilder machen kann, reicht’s vielleicht noch für eine an den Haaren herbei gezogene Kaufempfehlung in Sachen ‚Design‘. Da merkt doch ein Blinder mit dem Krückstock, was da abgeht. Und dann unser Tausendsassa, dem man seine Leica/Canon-Verwurzelung aus jedem Satz seines Geschreibsels heraus lesen konnte. Was macht eigentlich dem seine Postille, nach er die beleidigte Leberwurst spielte und eine photoscala-Zensur in eigener Sache erreichte? Aber im Zuge der laufenden Weltwirtschaftskrise wird der Leser ja auf Fotozeitschriften am ehesten verzichten können. Die Infos kommen dann über photoscala u.a.
Fach- und Tageszeitungen
Das ist doch selbst in den Tageszeitungen der Fall. Zwischen 50 und 80 Prozent der Berichte in regionalen Zeitungen werden vom Veranstalter selbst verfasst und an die Redaktionen geleitet. Bei den überregionalen Zeitungen (FAZ, SZ)ist es deutlich weniger, aber der Trend zeigt deutlich dahin. Warum soll es bei den Fachzeitschriften anders sein? Wer etwas anderes geglaubt hat, ist schon etwas blauäugig…
Die finanziellen Zwänge mancher Verlage
Seit langen Jahren decken die Vertriebserlöse (also die Beträge, die durch den Kauf des Objektes eingenommen werden) nicht mehr die Herstellungs- und Distributionskosten.
Dies ist heute bei nahezu allen Publikumszeitschriften ebenso der Fall, wie bei Tageszeitungen.
Ohne die Erlöse aus dem Anzeigengeschäft würde sich heute praktisch keine Zeitung/Zeitschrift mehr am Kisok oder im Briefkasten finden.
Von dem, was durch den Verkaufspreis eingenommen wird (ein nicht unbeträchtlicher Teil davon bleibt zudem beim Handel), ist weder die Redaktion, noch der Druck, noch die nachgelagerte Verteilung zu finanzieren.
Also hat rein aus wirtschaftlichen Zwängen heraus der Anzeigenverkauf heute das Sagen.
Anzeigenverkauf aber klappt nur, wenn die Werbetreibenden nicht in ein Umfeld eingebunden werden, das sie kritisiert.
Wohlgefallen ist zwingend.
Was tut man demzufolge?
Man passt sich redaktionell an die Wünsche der anzeigenschaltenden Industrie an, formuliert vorsichtig oder ausschliesslich in deren Sinn.
Der Wegfall von Anzeigen kann sehr schnell die Existenz eines Blattes zunichte machen, die dies die einzig wirklich tragfähige Lebensader ist.
Die dadurch zwingende Anpassung des redaktionellen Auftrittes ist zum Überleben wichtig, also wird auf die hereinkommenden Anzeigenerlöse geschaut, die Interessen der Leserschaft auf saubere und ehrliche Darstellung müssen zurückstehen.
Dies ist heute nahezu überall feststellbar.
Kritischer, ehrliher Journalismus ist schwierig, oft garnicht umsetzbar.
Nicht wenige Exemplare der hier angesprochenen Mediengattung sind bei näherem Hinsehen eigentlich nur noch Träger von profitablen Anzeigen, die zwischengestreuten redaktionellen Texte füllen einfach nur noch ansonsten weisses Papier. Der redaktionelle Auftritt lockt Käufer an, dies meist ausschliesslich zu dem Zweck, Anzeigen zu transportieren.
Der Abverkaufspreis am Kiosk ist eigentlich das Unerheblichste an der Sache, man muss sich nur mal die Kosten einer einzigen Vierfarbseiten-Schaltung in der „Colorfoto“ anschauen.
Fünfstellige Euro-Beträge pro Seite und Ausgabe.
Darauf kann ein Verlag nicht verzichten, ohne in Folge unterzugehen.
Also hegt und pfelgt man seine Anzeigenkunden, der Leser ist der unwichtigste Teil an der Sache, er muss nur kaufen, damit die Anzeigenkunden ihre Werbebotschaften an den Mann bringen können – eben über das Transportmedium Zeitung/Zeitschrift.
Ehrlichkeit war meist gestern.
Glaubwürdigkeit
Es mag ja alles stimmen, was Sie schreiben. Aber wenn der Leser das Blatt nicht mehr kauft, weil es unglaubwürdig ist, geht der Schuss nach hinten los.
Aber hier geht es ja nicht in erster Linie um Wohlgefallen gegenüber den Anzeigekunden, um vorsichtig formulierte und um gutwillige Artikel. Sondern um massive Verstöße gegen den Pressekodex. Klar dient ein Blättchen wie „Fotohits“ in erster Linie dazu, Reklame zu verkaufen. (Und der Zweit- oder Drittverwertung von dem, was bei der Produktion von „Profifoto“ so anfällt, aber das ist ein anderes Thema). Aber die Reklame hat halt entsprechend gekennzeichnet zu werden.
Ehrlichkeit könnte einfach sein!
[quote=Gast]Ehrlichkeit war meist gestern.[/quote]
Nein, auch gestern nicht! Das Sprichwort „Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“ kannte noch gar keine Fotografie.
Es ist doch ganz normal, daß Firmen nicht in Zeitschriften über Werbung finanzieren, in denen dann ihr eigenes Produkt kritisiert wird.
Unschön finde ich nur die „Schläge unter die Gürtellinie“, die einige Fachzeitschriften in ihren „absolut objektiven“ Kameravergleichstests unterbringen und die ein zufälliger Leser (der bildet ja die eigentliche Zielgruppe) so nicht erkennen kann. Zumindest nicht, wenn er die Zeitschrift nicht über einen längeren Zeitraum liest.
Die Kameravergleichstests und Punktevergaben sollten entfallen und einer sachlich und fachlich fundierten (!!!) Produkt- und Handlingsbeschreibung mit der Darstellungen von Meßergebnissen Platz machen.
Man ärgert sich dann nicht mehr darüber, daß die Batterielaufzeit DAS entscheidende Beurteilungskriterium einer Kamera ist, oder die „relative Auflösung“ bei absoluter Auflösungs-Überlegenheit zum Nachteil wird, usw.
Vertriebserlöse der Tageszeitungen??
[quote=Gast]Seit langen Jahren decken die Vertriebserlöse (also die Beträge, die durch den Kauf des Objektes eingenommen werden) nicht mehr die Herstellungs- und Distributionskosten.
Dies ist heute bei nahezu allen Publikumszeitschriften ebenso der Fall, wie bei Tageszeitungen.
[/quote]
Das kann, zumindest für die (überregionalen) Tageszeitungen, so nicht stimmen. Diese verkaufen nämlich einen größeren Teil Ihrer Gesamtauflage für 1ct das Stück(!) an Airlines, vornehmlich, um ihre „IVW-geprüfte“ Auflage aufzublasen. Der kleinere Teil davon landet nur in den Jets, der größere ist in den Gates ausgelegt und landet am Abend zu hunderten, ungelesen, in Papiercontainern, und ‚mein‘ Flughafen ist einer der kleineren in Deutschland.
Bleibt die Frage, was zuerst da war: Das Huhn oder das Ei. Vulgo: Wurde zuerst die Auflage aufgeblasen und in purer Not die Zeitungen Centweise verhökert und dann erst die Redaktion ‚verkauft‘, weil man noch Geld brauchte?
Oder war die Redaktion schon ‚verkauft‘ und nun wollte die gierige Industrie (der Käufer) die Auflage noch nach oben jubeln?
„Bei uns gibt es keine gekaufte Redaktion. “
stimmt ja auch, die ist nur gemietet, bis der naechsten Hersteller kommt.
Viele Artikel in vielen Photozeitungen sind auch ncht mehr lesenswert, umformulierte Datenblaetter.
Fast schon subtil waren die Zeiten, als die Hersteller noch die Werbung einstellten, wenn es mal zu kritisch wurde… Anscheined ist man heute direkter
Fabian Haas
http://www.fabianhaas.de, http://www.earwigs-online.de
Nairobi, Kenia
Deutsche Fotozeitschriften
Dass deutsche Fotozeitschriften so gut wie nichts mehr taugen, ist leider schon seit längerem so. Von objektivem Journalismus und Bereitschaft zu offener Produktkritik kann nur noch ansatzweise die Rede sein. Es gibt zwar noch Testreihen, die kritische Punkte, insbesondere bei Objektiven zu Tage führen (Prädikat „digital empfohlen“ – oder auch nicht), aber das ist eher die Ausnahme. Es ist schon merkwürdig, dass alle neuen Kameras das Prädikat „exzellent“ erhalten, so als wenn es kaum Unterschiede gäbe.
So ist heute klar, dass fast alle DSLRs sehr gute Bildqualität bringen. Daher muss der differenzierende Augenmerk darauf liegen, ob die neuen Features wirklich gut gemacht sind. Da wird eine Alpha 900 in Bausch und Bogen gelobt (Profimodell), leistet sich beim Rauschen jedoch grobe Patzer. Da gibt es immer noch Geräte, die Spiegelvorauslösung tief ins Menü verfrachten oder die im Semiprofimodell einen Platz für benutzereigene Einstellungen zugunsten eines „innovativen“ Kreativmodus weglassen. Da gibt es in neuen Modellen sogenannte Vignettierungskorrekturen, die aber bei Raw-Format nur vom hauseigenen Raw-Konverter unterstützt werden. Was soll der Sch… ? Welches Organ drängt die Fotoindustrie durch Kritik endlich dazu, verstärkt (besser nur) auf interoperable Standards zu setzen und zusammenzuarbeiten?
Es ist ein Grauen, was mancher Druckerhersteller in neuen Produkten bietet (Reduzierung von Tintentankgrößen bei A3+Druckern, immer noch antiquiertes Austauschen von Tinten nur um von Matt auf Glanzpapier zu wechseln). Ich kenne nur eine Zeitschrift, die bei solchen Fehlentwicklungen deutlichst Stellung bezogen hat (Fineart Printer).
Der Foto-Softwaremarkt zeigt in zahllosen neuen Produkten ebenfalls gravierende Schwächen, die von Fotozeitschriften allenfalls randlich erwähnt, aber nicht zu massiven Abwertungen führen. Da führt Lightroom neue selektive Bearbeitungsfunktionen ein, die aber auf normaler Hardware so grottenlangsam sind, das man wirklich nur selten dazu greift. Da bringt DxO eine neue Version heraus, die selbst nach 9 Monaten funktional nicht wieder auf dem Stand der Vorgängerversion ist. Andere brauchen Monate, um in Bezug auf neue Kameramodelle nachzuziehen. Im deutschen Blätterwald ist hierzu selten Kritisches zu hören.
Es gibt nur wenige Fotozeitschriften, die heute noch lesenswert sind:
– Naturfoto (Themenfokus, Qualität der Reportagen, gute Praxisberichte)
– Fineart Printer (Themenfokus, Fähigkeit zur Kritik, hohe Qualität der Beiträge)
– d-pixx (Preiswert, ehrlich, manchmal humorvoll, schnörkellos und ohne großen Pomp, dabei doch mit orignellen, vermutlich unabhängigen Beiträgen)
– Fotoforum (hingt leider etwas hinterher bzgl. Kameratest, ansonsten Themenfokus auf Präsentation)
Der Rest ist Einerlei. Insbesondere die neue, angeblich so kritische „Spiegelreflex“ war eine herbe Enttäuschung, zum Glück erscheint die nur zwei-monatlich. Es ist ohnehin auffällig, dass die originellen, guten Publikationen nur in größeren Abständen erscheinen (Ausnahme: Naturfoto) während das Einerlei meint, uns noch jeden Monat mit seinen „Advertorials“ belästigen und durch sensationsheischende Titel zum Kauf verführen zu müssen. (Wie oft gab’s schon auf der Titelseite ein großes Bild einer neuen Kamera mit noch größerem Text zu sehen, um dann innen auf gerademal eine halbe bis ganze Seite Gewäsch zu stoßen, am Ende mit der Ankündigung: „Test in einem der nächsten Hefte“. Nee danke.
Dass es auch anders geht zeigt auf dem Markt der Computertechnik-Publikationen seit Jahrzehnten die c’t. Trotz zum Teil vernichtender Produktkritik (aber auch Lob, wenn was wirklich gut ist) höchste Auflage am Markt bei sogar zwei-wöchiger Erscheinungsweise.
Viele Grüße
Thomas
Foto-„Fach“-Magazine
Fest gekauft wird bei mir jede Ausgabe „fine art printer“ und fast jede Nummer der „Naturfoto“. „d-pixx“ ist auch OK. Auf die „Fotohits“ bin ich angesichts des Preises auch reingefallen. Naiv (von mir!) zu glauben, dass es für so wenig Geld etwas Reelles geben könne – muss ich schleunigst kündigen.
Selbst das c’t Abo habe ich mittlerweile gekündigt, wobei sicher dazu beigetragen hat, dass ich privat nur noch mit Apple und ein bisschen Opensuse (Linux) hantiere. Für die c’t und andere (deutsche) Blätter gilt ansonsten bei mir diese simple Regel:
Großen Zeitungsladen/(Bahnhofs-)Kiosk aufsuchen
Fachmagazin entnehmen
Inhaltsverzeichnis studieren
Brauchbar scheinenden Artikel überfliegen
Bei Gemecker, man wäre keine Lesestube den Laden auf der Stelle verlassen!
Sollte man dabei wieder Erwarten schon ein Blättchen oder andere Zeitungen in der Hand haben, dem Meckerer zum Einsortieren in die Hand drücken, oder einfach irgendwo ablegen. Das erzieht auf Dauer.
Bei Gefallen mitnehmen, ansonsten sofort zurück ins Regal
Wenn c’t über digitale Fotografie/Bildbearbeitung schreibt, ist das fast immer lesenswert. Entsprechend habe ich auch alle c’t-Sonderhefte zu diesem Thema komplett archiviert.
Was Fachmagazine angeht, habe ich gerade das Abo der französischen „chasseur d’images“ erneuert und die französische „photofan“ gleich mit dazu genommen. Auch wenn dort vermutlich auch nicht alles Gold ist was glänzt, fand ich es ganz beachtenswert, wie „chasseur d’images“ seinerzeit 35 manuelle wie aktuelle AF-Nikkore an Nikons D300 und D3 auf ihre Qualität hin untersuchte. Siehe auch: http://www.photoscala.de/Artikel/Das-digitale-Leben-manueller-Nikkore
Auf diese Idee ist bisher kein deutsches Blatt gekommen. Ist es ja auch mit Arbeit verbunden, statt vom preiswerten Volontär (?!) aus Pressefotos und -texten der Hersteller einen „Erfahrungsbericht“ schnitzen zu lassen. Außerdem zwingt die „chasseur d’images“ dazu – ENDLICH – die stark verblassten Schulkenntnisse der französischen Sprache aufzufrischen…
Zu den französischen Blättern gesellt sich noch die amerikanische „DIGITAL PhotoPro“ (www.digitalphotopro.com) und die schwedische „FOTO“ und die „PROFFSFOTO“ (www.proffsfoto.com). Irgendwie vermitteln die alle den Eindruck nicht komplett gekauft zu sein…
RJ
Ohne Zweifel ist CoFo die Nutte der Fotobranche –
mit dem Team nicht fähig zur handfesten und praxisgerechten Beurteilung, von den merkwürdigen Prädikaten für Produkte von Anzeigenkunden ganz zu schweigen. Beispiel (und so geht’s das ganze Heft durch): CoFo 11/2008, Seite 57:
Wenn der Leser liest
„…Nikon setzt den Standard. Attraktiver Zoombereich mit 24-128 Millimeter, Bildstabilisator und richtig guter Bildqualität machen dieses Zoom zum Knüller…“
Bis dahin ist der Leser der irrigen Meinung, er würde tatsächlich einen Knüller für 570 Euronen erwerben. Aber jetzt kommt die Windung des CoFo-Schlangenmenschen:
„…Nur die Vignettierung und Verzeichnung bei 16 mm sind etwas hoch, zudem lässt der Kontrast bei 85 mm ingesamt etwas nach …“
Da ärgert sich der Leser schon über die Relativierungen ‚etwas‘. Und wenn dieses Objektiv schon vorne und hinten nichts taugt, aber den Standard repräsentiert, fragt man sich unwillkürlich, wie es bei dem ganzen anderen Testhaufen bestellt ist. Fazit: Ebenso wie mit CoFo – nicht gut.
Das ewige wachsweiche Rumgehühnere von CoFo einhergehend mit Windungen rund um ein wirklich aussagefähiges Prädikat zeichnet diese Zeitschrift aus, in dem eine eingefahrene Mannschaft diesem Pamphlet keine neue Richtung zu geben imstande sein wird.
Da legt man die 5,50 €/Monat besser in Alkohol an; da gibt’s eh die meisten Prozente fürs Geld.
CoFo…
Dass CoFo mittlerweile von Weka gekauft wurde, macht das Ganze mit Sicherheit nicht besser!
Das Problem bleibt aber: So lange der mündige Leser Publikationen wie CoFo oder (noch viel schlimmer) Fotohits nicht mit Missachtung straft (sondern ganz im Gegenteil: Auflagen steigen!), wird sich hieran auch nichts ändern!
Es hat also jeder Leser/Käufer selbst die Wahl, was für ein Journalismus betrieben wird.