Foto Julius HeinemannJulius Heinemann, zu Hoffnungen berechtigender junger Fotograf und Künstler, zeigt derzeit in München in seiner ersten Einzelausstellung „genius loci“ Arbeiten, in denen er der Frage nach dem Verhältnis von Bild zu Lebensraum, zur eigenen Person und zur individuellen Geschichte nachgeht:

Die Galerie Nusser & Baumgart zum Thema:

Nusser & Baumgart freut sich, Ihnen das photographische Werk des in Leipzig lebenden Künstlers Julius Heinemann (*1984 in München) präsentieren zu dürfen. Der junge Künstler zeigt in seiner ersten Einzelausstellung 11 Werkgruppen mit insgesamt 45 Fotografien aus den Jahren 2006-2008.

Der Begriff genius loci (lateinisch genius = Schutz/ loci = Ort) bezeichnete ursprünglich den Schutzgott eines Tempels. Heute wird dieser Ausdruck im übertragenen Sinne dazu genutzt, um eine spezielle Atmosphäre, Ausstrahlung oder Stimmung eines Ortes anzudeuten. In der Diplomatie wird der Begriff gerne auch als Umschreibung dazu benutzt, warum der Erfolg bi- oder multilateraler Treffen nicht selten auch vom auserwählten Ort abhängt.
 

Foto Julius Heinemann

genius loci # XI_6, 2008, C-Print, 16 x 23,3 cm

 
In unserer medialen Gesellschaft, in der sich Orte und Räume zunehmend zwischen realen und virtuellen Welten hin und her bewegen, stellt sich zunehmend die Frage wie man bewusst mit einem Ort umgeht und einen Identitätssinn bewahrt. Bilder spielen eine zentrale Rolle bei der Identitätsbildung, besonders als Repräsentant von Dingen oder Taten.

Wie verhält sich das Bild zum Ort, zum Lebensraum, zur eigenen Person und zur individuellen Geschichte? Wie funktioniert das Zusammenspiel von Informationsgehalt und persönlichem Umgang? Führt die Globalisierung zu einer Verschiebung der Bedeutung von Ort und Bild? Was verbindet Ortstypen? Was bedeutet ortsspezifisch? Julius Heinemann untersucht diese zentralen Fragen in genius loci.
 

Foto Julius Heinemann

genius loci # VII_5, 2006, C-Print, 16 x 24 cm

 
Alle Bilder der Ausstellung wurden im städtischen Raum von einem erhöhten Standpunkt aus fotografiert. Der Künstler sucht Orte wie Balkone oder Dächer auf, die ihm einen Überblick des ausgewählten Ortes verschaffen. In einem Radius von 180 Grad fotografiert er dann systematisch den gesamten sichtbaren Bereich, ohne jedoch dabei ein bestimmtes Motiv zu fokussieren. Im nächsten Schritt werden die Bilder sorgfältig studiert und Motive ausgewählt, die von Interesse scheinen. Aus den vielen, auf wenige Elemente reduzierten Skizzen werden alle Dopplungen und überflüssigen Motive entfernt, so dass sich Schritt für Schritt eine kleine Gruppe an Bildern – Details eines Ganzen – entwickelt. Durch das bewusste und selektive Herausnehmen kleiner Ausschnitte, wird das Bild des Ortes neu arrangiert und ein völlig neues „Ortsbild“ herausgebildet.
 

Foto Julius Heinemann

genius loci # V_3, 2007, C-Print, 16 x 22,4 cm

 
Die Bilder sind scheinbar banal – Straßen, Autos, Fußgängerüberwege, Passanten – , pixelig und erinnern an Bilder von Überwachungskameras oder home videos. Dies resultiert daraus, dass Heinemann aus den Bilder Details extrahiert, vergrößert und durch diesen bewussten Vorgang, ab einem gewissen Vergrößerungsgrad, an die Informationsgrenze eines fotografischen Negativs stößt. Je größer die Details werden, desto mehr erfährt das gesamte Bild eine atmosphärische, sogar ästhetische Qualität. Auf diese Weise gelingt es, Orte sowohl objektiv zu bewahren als auch subjektiv zu konservieren – das Resultat sind Fallbeispiele zeitgenössischer Landschaften, gefiltert durch die persönliche Interpretation des Künstlers.

Julius Heinemann studierte zwischen 2005-2007 Fotografie an der Folkwang-Hochschule in Essen und seit 2007 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Werke von ihm wurden in der Ausstellung “Urban Conditions” in der Rathausgalerie München (2007) und “Sichtwerk” in der Universität Duisburg-Essen (2006 und 2007) gezeigt und sind ab November 2008 in der Ausstellung “Randbelichtung” im Palais für Aktuelle Kunst in Glückstadt zu sehen.

Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch (Edition 50).
 
 
Ausstellung:
Julius Heinemann
genius loci
vom 17. – 23. September 2008
Nusser & Baumgart Contemporary
Residenzstrasse 10
D- 80333 München
Tel.: +49. 89. 22 18 75
Fax: +49. 89. 29 21 74
Öffnungszeiten: Di – Fr 13-18 Uhr, Sa 11-15 Uhr und nach Vereinbarung
 

(thoMas)