REM; Foto David BelisleEin Bildband, der professionelle, doch alles andere als sensationelle, Fotos zeigt. Fans der Band kann das Buch dennoch getrost empfohlen werden:

Im Jahr 1953, als die Erforscher des Schlafes in Chicago die REM-Phasen entdeckten, kümmerte sich kaum jemand um das Voranschreiten der Schlafwissenschaft. Das „Rapid Eye Movement“, das Schlafen überhaupt, war einfach kein Thema in diesen Aufbruchstagen. Doch bald schon entzündete sich die Phantasie an dem Gedanken, dass es Phasen gebe, in denen der Mensch die intensivsten Träume hat, Traumphasen, welche die Augen zum Zittern bringen, die Puls und Atemfrequenz erhöhen könnten. Die Entdeckung des REM war die Entdeckung des sogenannten „luziden Traums“: Der Surrealismus hätte ihn geliebt, wäre er nur ein paar Jahre früher gekommen.
 

REM; Foto David Belisle

 
Auch in einem Rock-Stadion sollte man träumen können. Wohl nicht in einen Traumschlaf verfallen, aber doch: träumen könnte schon klappen. R.E.M., diese amerikanische Band aus Athens in Georgia hat es schon seit 1980 im Sinn, aus Träumen Pop zu machen. In ihrer Mitte: Michael Stipe, der ehemalige Kunststudent, ein Mann, den wir aus dem Fernsehen zu kennen glauben: Kaum ist ein Gitarren-Akkord in der Welt, durchzuckt es seinen dürren Körper. Winden, sich drehen, um sich selbst kreisen: Stipe gibt sich auf der Bühne gerne ausgeklinkt.
 

REM; Foto David Belisle

 
In einem jetzt erschienenen Bildband des Fotografen David Belisle ist Stipe genau so zu sehen: als exzentrischer Bühnenstar, der freimütig bekennt: „Mir gefällt die Aufmerksamkeit, die man mir als Frontman, öffentliche Person und Fotomotiv entgegenbringt, und ich genieße es, mich dem grellen Licht des Hier und Jetzt entgegenzuwerfen, das einem auf Tour überall begegnet.“
 

REM; Foto David Belisle

 
Natürlich sind die besten Bilder dieses Bandes die anderen, die stilleren Motive, die nach den Konzerten entstanden sind. Bilder von Michael Stipe, Peter Buck und Mike Mills, die tatsächlich intime, „hautnahe“ Einblicke ermöglichen. Das Miteinander der Musiker, die Erschöpfung nach dem Auftritt, die Treffen mit Bruce Springsteen, Patti Smith und Thom Yorke, manches ist so noch nicht zu sehen gewesen.

Dennoch muss man anmerken: Von den etwa 150 gedruckten Fotografien sind es vielleicht zehn, fünfzehn, die man mit wirklichem Erstaunen betrachtet, die für einige Sekunden fesseln. Der Rest ist professionell, doch alles andere als sensationell. Fans der Band kann das querformatige Buch dennoch getrost empfohlen werden.

(Marc Peschke)
 
 

REM; Foto David Belisle


R.E.M.: HELLO
(bei amazon.de)
Photographien von David Belisle
Gebunden. 200 Seiten. Deutsch
Mit einem Vorwort von Michael Stipe
Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf
Berlin 2008
ISBN 978-3896028419
49,90 Euro