Lange Zeit den Verschwörungstheorien zugerechnet, scheint unterschwellige Werbung doch wirken zu können, wie neue Untersuchungsergebnisse nahelegen, die einen deutlichen Zusammenhang zwischen kurz aufblitzenden Bildmotiven und entsprechenden Emotionen gefunden haben:

Bestimmte Emotionen können nicht nur durch offensichtliche und dem Menschen bewusste Ereignisse hervorgerufen werden. Auch unterschwellig wahrgenommene Einflüsse spielen beim menschlichen Empfinden eine Rolle. Das konnten die niederländischen Psychologen Kirsten Ruys und Diedrick Stapel vom Institut für Verhaltensökonomik an der Tilburg Universität jetzt erstmals belegen. Die Hypothese der Forscher besagt, dass der Mensch, der im Lauf der Evolution gelernt habe, schnell und unbewusst auf Reize anzusprechen, auch befähigt sein müsse, auf emotionale Ereignisse zu reagieren, die ihm gar nicht voll bewusst sind.

In einem Versuch mit 100 studentischen Testpersonen untersuchten die Wissenschaftler deren Gedanken, Gefühle und das Verhalten, um bestimmen zu können, ob sie in den Studenten gewisse Gefühle hervorrufen konnten, ohne dass diese den Auslöser dafür kannten. Die in drei Gruppen getrennten Probanden sollten – so wurde ihnen gesagt – beobachten, auf welcher Seite eines Computermonitors kurze Lichtblitze auftauchen und dies dann mittels Tastendruck übermitteln. Die Blinkzeichen aber waren in Wirklichkeit unterschwellige Bilder, die entweder Angst, Ekel oder keine Emotion auslösen sollten. Mit unterschiedlich hoher Geschwindigkeit – 40 oder 120 Millisekunden – flimmerten die Bilder über den Computerschirm, sodass es für die Probanden nicht möglich war, die Bildmotive bewusst zu erkennen. Kurzum hätten die Studenten also nicht gewusst, dass sie Bilder von heulenden Hunden, dreckigen Toiletten oder auch neutrale Abbildungen wie die von Pferden oder Stühlen gesehen haben, geben die Forscher an.

Dennoch hatte das Gesehene Einfluss auf die Stimmung der Probanden, wie die Wissenschaftler mit einer Reihe von anschließenden Tests herausfanden. Zunächst sollten die Testpersonen Wortfragmente mit einer Reihe von Wörtern ergänzen, die Angst, Ekel, Wut, neutrale, positive oder negative Stimmung ausdrücken. Danach wurden sie nach ihrer generellen Stimmung gefragt und sollten einschätzen, inwieweit sie sich ängstlich, zufrieden, stolz, wütend, beschämt oder freudig fühlen. Zuletzt wurden die Studenten gebeten, an einem Test mit entweder „seltsamem Essen“ oder „gruseligen Filmen“ teilzunehmen. Die Forscher wollten dadurch die Annahme testen, dass diejenigen Personen, die Ekel auslösende Bilder gesehen hatten, sich um einen Test mit möglicherweise wenig erfreulichem Essen drücken würden – und behielten recht. In der Tat hatten die Betrachter von Angst erzeugenden Bildern bei der Wortergänzungsaufgabe eher solche Wörter benutzt, die Angst ausdrücken und auch ihre Stimmungslage als dementsprechend unwohl beschrieben. Die Personen, die ekelerregende Abbildungen gesehen hatten, verhielten sich dementsprechend.

Zudem konnten die Wissenschaftler feststellen, dass sich bei einer sehr kurzen Anzeige der Bilder auf dem Computerdisplay nur eine generell negative Stimmung bei den Probanden niederschlug. Bei einer 120 Millisekunden andauernden Anzeige stellte sich neben dem Unbehagen bei vielen auch ein spezielles Gefühl wie Angst ein. Die Forscher sahen dadurch ihre anfängliche Annahme bestätigt, dass bestimmte Emotionen auch ohne bewusste Wahrnehmung der Auslösers hervorgerufen werden können und dass das allgemeine Empfinden einer Person sich zu einer bestimmten Emotion entwickeln kann.

(pressetext / Claudia Misch)
 
 
Siehe auch: Unterschwellige Werbung (wikipedia)