The Danube River Project; Foto Andreas Müller-Pohle

4000 Mal hat Andreas Müller-Pohle für „The Danube River Project“ auf den Auslöser gedrückt, hat Videos angefertigt, Tonaufnahmen gemacht und Wasserproben entnommen:

„Flüsse sind die Arterien unseres Planeten und die Geburtsstätten unserer Zivilisation“, sagt der Berliner Medienkünstler Andreas Müller-Pohle – und verdeutlicht dies auf beeindruckende Weise in seinem jetzt erschienenen Buch „Danube River Project“. 2800 Flusskilometer, von Donaueschingen bis Sulina am Schwarzen Meer, hat Müller-Pohle bereist. 4000 Mal ist er ins Wasser gestiegen, hat fotografiert, Videos angefertigt, Tonaufnahmen gemacht und Wasserproben entnommen. Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Moldavien, die Ukraine und Rumänien sind die Länder, durch welche die Donau fließt – kein anderer Fluss Europas verbindet so viele Völker.

The Danube River Project; Foto Andreas Müller-Pohle

Budapest; Foto Andreas Müller-Pohle

Müller-Pohle, der im Jahr 1980 die Zeitschrift „European Photography“ gegründet hat und neben seiner Lehrtätigkeit am „Higher Institute of Fine Arts“ in Antwerpen als freier Fotograf arbeitet, hat sich für die „Flussperspektive“ entschieden. Er fotografierte knapp unterhalb und knapp oberhalb der Wasseroberfläche, immer entlang der Wasserkante. Im Nass, aus dem Nass, mit Weitwinkel. Ein adäquates Konzept, das eine neue Sichtweise offenbart. Städte, Brücken, Häfen und Fabriken, Schiffe, die Naturlandschaft und die Uferbebauung sind ebenfalls Teil des fotografischen Blicks, der eine ungewöhnliche Zwischenstellung einnimmt. Diese Bilder sind dokumentarisch und poetisch im gleichen Moment – die Einblendung der Werte der Wasserproben, des „Blutbilds“ wie der Fotograf sagt, rückt das Projekt zusätzlich in eine wissenschaftlich-ökologische Sphäre.

The Danube River Project; Foto Andreas Müller-Pohle

Viden; Foto Andreas Müller-Pohle

The Danube River Project; Foto Andreas Müller-Pohle

Melk; Foto Andreas Müller-Pohle


Müller-Pohle hat sein fotografisches Vorgehen einmal so beschrieben: „Was ich nicht sehe, fotografiere ich, was ich nicht fotografiere, sehe ich.“ Und tatsächlich wird hier fotografiert, was man nicht sieht: Ziel ist keineswegs das schöne Bild, die Idylle der Donauwellen, das wäre zu einfach. Ziel ist nicht weniger als: Erkenntnis über eine Kulturlandschaft, eine politische Landschaft, über die bedenkliche ökologische Situation, über die wirtschaftlichen Veränderungen in den Donauländern. Dass dabei feinsinnige, poetische Aufnahmen von Städten wie Bratislava oder Novi Sad gelingen, ist ein faszinierender Nebeneffekt.

(Marc Peschke)

Titelabbidlung The Danube River Project von Andreas Müller-Pohle

Andreas Müller-Pohle
The Danube River Project (bei amazon.de)
Mit einem Essay von Ivaylo Ditchev
Peperoni Books Berlin 2007
176 Seiten mit 72 Farbabbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag 30 x 24 cm
ISBN 3-9809677-5-1
42 Euro

 
Nachtrag (5.4.2008): Die Einleitung – ursprünglich „4000 Mal ist Andreas Müller-Pohle für „The Danube River Project“ ins Wasser gestiegen, hat fotografiert, …“ lautend – wurde nach einem Hinweis von Andreas Müller-Pohle geändert. Ganz so oft ist er dann doch nicht im Wasser gewesen …