
Die Software DigitalCardanCam (238 Euro; Windows) zur digitalen Bildentzerrung will eine Fachkamera mit verschwenkbarer Bildebene exakt simulieren:
Laut Entwickler Jörg Braun liefert das Programm DigitalCardanCam dabei keine nur näherungsweise richtige Abbildung, sondern dank eines analytischen trigonometrischen Modells soll die digitale Verformung des Gegenstandsabbildes identisch sein mit einer Verformung auf optisch-mechanischem Wege. Will heißen, DigitalCardanCam verspricht eine exakte digitale Simulation zur Korrektur horizontaler wie vertikaler stürzender Linien, wie sie ansonsten nur mit einer verschwenkbaren Bildstandarte oder (in eingeschränkter Weise) auch mit einem Shift-Objektiv möglich sind.
Links: Originalaufnahme.
Mitte: Geradestellung der senkrechten stürzenden Linien mit charakteristischerweise recht steilen Perspektivfluchten und spitzen Winkeln an den Gebäudefassaden.
Rechts: Wie in der klassischen Architekturfotografie werden diese Effekte mittels DCC durch eine teilweise Beseitigung der waagerechten stürzenden Linien gemildert, wobei das Maß dieser Entzerrung allein nach bildästhetischen Gesichtspunkten erfolgen kann.
Jörg Braun dazu: Die Funktionsweise der Formeln kann folgendermaßen anschaulich demonstriert werden: Man fotografiere ein (senkrecht stehendes, rechteckiges) Fenster mit einem Weitwinkel von seitlich schräg unten. Vollzieht man an dem Bild eine vollständige Korrektur sowohl vertikal als auch horizontal, so erhält man ein rechteckiges Abbild des Fensters, welches nachweislich dasselbe Höhen-Breiten-Verhältnis hat wie das Objekt selbst.
Der Entwickler weiter: Oft muss ich dem Argument begegnen, auch in Photoshop gäbe es diverse perspektivische Entzerrungsfunktionen. Dem ist entgegenzuhalten, dass selbst CS 3 noch keine Eingabe der Aufnahmebrennweite ermöglicht. Nach den von mir und meinem Miterfinder entwickelten Formeln lässt sich dieser Parameter aber nicht mathematisch herauskürzen. Mit anderen Worten: Nach dem von uns vertretenen Ansatz gibt es nur mit Berücksichtigung der Brennweite eine Entzerrung exakt so wie sie analog bei Verschwenkung der rückwärtigen Kamerastandarte erfolgen würde.
Das Programm bietet eine Messfunktion, mittels derer die Aufnahmebrennweite und beide Winkel der optischen Achse von der Software selbst (retrograd) ermittelt werden. DigitalCardanCam ist auch dafür ausgelegt, TIFF-Bilddateien mit mehreren 100 MB zu verarbeiten und ist damit z.B. für hochauflösende Scans von Mittel- oder Großformatfilmvorlagen geeignet.
Im Moment gibt es DigitalCardanCam nur in einer Windows-Version; an einer Mac-Version wird gearbeitet.
Weitere Informationen hier: DigitalCardanCam
(thoMas)
Nachtrag (14.11.2007; 20:20 Uhr): Text auf Bitten des DigitalCardanCam-Entwicklers Jörg Braun leicht umformuliert.
: : :
Das gibt es schon länger, und zwar vollautomatisch und kostenlos (Donation) und sogar mit Stapelverabeitung. Der Autor heißt Marcus Hebel und das Produkt shiftN.
“Länger”?
shiftN gibt es nicht länger als DigitalCardanCam.
Herr Hebel behauptet auch nicht, auf digitalem Wege eine Bildentzerrung herbeizuführen, die identisch mit der “Entstürzung” auf optisch-mechanischem Wege ist.
Jörg Braun
Paz
Meinen Dank und Respekt dafür, dass Sie mich heute privat angemailt haben! Wir konnten dann sehr schnell alle Missverständnisse im Mail-Wechsel aus der Welt schaffen!
Überzeugten professionellen Analog-Fotografen kommt, wie ich Ihnen schon in meiner letzten Mail schrieb, nach meiner Meinung im Zusammenhang mit der “digitalen Revolution” eine wichtige Rolle zu. Nur Leute wie Sie kennen die Merkmale qualitativ hochwertiger Fotografie WIRKLICH, weil nur Sie solche Bilder erstellen können. Ein Wissen, das derzeit fast schon in Vergessenheit zu geraten droht.
Ob und auf welchem Gebiet die digitale Fotografie den Stand der hochwertigen analogen Fotografie erreicht hat oder haben wird, werden uns und auch noch der nächsten Generation nur Profis wie Sie sagen können.
Die Marketing-Strategen der Consumer-Kamera-Hersteller werden natürlich immer behaupten, digital sei besser als analog. Das Wissen, wie gut eine Fotografie sein kann, muss diesen Behauptungen immer wieder entgegengehalten werden.
Erst wenn die “Konservativen” ihr O.K. geben, d.h. einen Bereich digitaler Fotografie für gut befinden, können wir doch sicher sein, dass wir auf dem Wege der Digitalisierung nicht ohne es zu merken, Möglichkeiten der Erzeugung fotografischer Qualität verloren haben, vielleicht endgültig verloren haben.
Jörg Braun
Hallo Herr Braun,
bitte arbeiten Sie voller Zuversicht weiter an der Version für Apple Macintosh, da die Mehrzahl der professionellen Photographen diese Plattform nutzt. Danke für Ihre hervorragende Entwicklungsarbeit!
Dank zurück
Danke für Ihre Würdigung!
Die Mac-Version ist auf die Dauer fast schon eine Notwendigkeit.
Ausprobieren
Ich würde diese Sortware wirklich gern einmal ausprobieren. Leider gibt es keine Testversion.
Alex
Demo-Version, aber per Post
Ich versende gern eine Programmversion ohne Freischaltungscode als Demo auf CD per Post.
Zwar hatte ich schon überlegt, Demo-Downloads ins Netz zu stellen, habe es aber dann gelassen, um zu vermeiden, dass diese Demos gehackt werden.
Versende ich die Demos nur auf Anfrage, habe ich zumindest vorher einen Kontakt zu dem möglichen Kunden.
Ich bitte um Verständnis dafür.
Jörg Braun
… wobei man geteilter
… wobei man geteilter Meinung sein darf, ob die gezeigten Beispiele wirklich natürlicher wirken als unentzerrt. Man weiß ja, daß es sich um ein verzerrtes Foto handelt. Insofern denkt man bei einigen korrigierten Beispielen es wäre ein Gebäude, das nach oben hin breiter wird.
Man sollte es also lieber dezent einsetzen und nur wenig korrigieren.
Trotzdem freue ich mich auch auf die Mac-Version des Programms.
Beispiele wirken leider eher
abschreckend.
Für mein Empfinden sehr überkorrigiert, die Gebäude bekommen einen ‘Trichtereffekt’.
Ansel Adams
Diesen Streit gab und gibt es aber auch in der analogen Architekturfotografie!
Ansel Adams vertrat z.B. die Ansicht, bei Entzerrungen stets einen Restwinkel von 5 Grad zu belassen, um eben dem Eindruck vorzubeugen, die Gebäude würden nach oben hin breiter.
DigitalCardanCam lässt über Regler eine stufenlose Einstellung des Grades der Entzerrung zu. Diese kann also genau nach den – letztlich entscheidenden – bildästhetischen Gesichtspunkten vorgenommen werden.
Jörg Braun
Nun ja,
der Markus Hebel hat Beachtliches geleistet. Für ‘einfache’ Entzerrungen der Digiknipser reicht das allemal aus.
Alle Anderen sollten sich eine vernünftige Kamera kaufen, da braucht man nicht zu booten, keine Plug-Ins zu installieren oder updates teuer bezahlen. Geht abgesehen davon auch schneller und ist immer noch um Längen sauberer als der Digital-Quatsch:
Auch DigitalCardanCam verzerrt die Originalpixel. Wer Pixelmatsch mag, möge es nutzen, wer saubere Fotos vorzieht greift zur dafür verfügbaren Kamera.
Und da liegt das eigentliche Problem: die meisten Knipser können nicht mit einer echten Kamera umgehen, weil da die lange Liste der Automatiken fehlt. Ergo wird der Pixelbrei von PhotoShop jetzt noch um DigitalCardanCam bereichert.
Nur mal so nebenbei bemerkt: der Hinweis mit dem Verschwenken der ‘hinteren Standarte’ zeugt nicht grade von know how in der Fotografie.
Know How
Sehr geehrter Herr Gast,
klären Sie mich bitte darüber auf, was an der Formulierung “Verschwenken der hinteren Standarte” sachlich falsch oder unangemessen sein soll.
Wenn Sie meinen, dass bei einer Optische-Bank-Kamera nicht die Standarte selbst, sondern der darin aufgehängte Rahmen für die Mattscheibe oder Filmcassette verschwenkt wird, so gebe ich Ihnen insoweit Recht, als meine Formulierung ungenau war.
Daraus eine öffentliche negative Bewertung meines “know how in der Fotografie” abzuleiten, wie Sie es hier tun, verbitte ich mir!
Meinen Text haben schon viele professionelle Fotografen gelesen und aus dem Zusammenhang heraus problemlos richtig verstanden. Nur Sie nicht!
Jörg Braun
Naja
Man kann schließlich auf zwei Arten die Perspektive korrigieren: a) die optische Bank in die Waage bringen und die beiden Standarten verschieben und b) die optische Bank schräg stellen und die Standarten in die Waage -ja: -schwenken… Meistens nimmt amn Version a) weil einfacher
meint zumindest
schmittikin
Allein schon …
… die Möglichkeit, es als PS-Plugin zu nutzen verdient Anerkennung – die “Restgröße”, Qualitätsminderung im Bild, bleibt aber auch hier wohl nicht erspart.
Ich will mich hier auch mal
einklinken und versuchen, ein wenig Sturm aus den Segeln zu nehmen; wobei das doch mal eine interessante Diskussion um Foto-Gesetzmäßigkeiten und Kamera-Möglichkeiten ist:
Um ein verzerrungsfreies Abbild zu erzielen, ist die Parallelität von Gegenstands- und Bildebene gefordert (nicht: Objektivebene!).
Ob ich das durch Verschieben oder Verschwenken erreiche ist völlig egal.
Fall 1: Ich richte die Kamera (genauer: die Bildebene) parallel zum Motiv aus und verschiebe dann das Objektiv (und damit das erfasste Gegenstandsfeld) so lange, bis alles, was drauf sein soll, auch drauf ist (im Rahmen der Verstellmöglichkeiten, natürlich).
Fall 2: Ich richte die Kamera schräg so aus, dass das gesamte Motiv abgebildet wird und verschwenke dann die Bildstandarte, bis wieder Parallelität gegeben ist. Das Objektiv führe ich nach, um Scharfstellung zu gewährleisten.
Da nun DigitalCardanCam gewissermaßen vom „halben Fall 2“ ausgehen muss (schon schräg ausgerichet, aber noch nicht verschwenkt; schließlich ist es eine starre Kamera, mit der die Aufnahme gemacht wird), muss also tatsächlich eine Verschwenkung softwaretechnisch nachempfunden werden.
(thoMas)
Um ganz korrekt zu sein:
Es ist letztlich und praktisch IMMER eine Verschiebung – auch dann, wenn ich sie indirekt durch ein Verschwenken der (beiden) Standarten erreiche …
Sie haben es korrekt dargestellt
[quote]Fall 1: Ich richte die Kamera (genauer: die Bildebene) parallel zum Motiv aus und verschiebe dann das Objektiv (und damit das erfasste Gegenstandsfeld) so lange, bis alles, was drauf sein soll, auch drauf ist (im Rahmen der Verstellmöglichkeiten, natürlich).[/quote]
Fall 2 ist die kompliziertere Variante, weil zwar das gesamte Objekt abgebildet, bei der Veränderung der Bildstandarte jedoch schon wieder verschoben wird.
Die präzisere Vorgehensweise ‘im Feld’ ist Fall 1, vor allem wenn – wie in den meisten Fällen der Architektur- und Cityscape-Fotografie – die Schärfendehnung (Scheimpflug) mit eingesetzt wird und man nicht zufällig über eine torkelfreie Kamera wie die Sinar P2 verfügt.
Die Option der Schärfendehnung fällt bei reinen Shiftkameras wie der Plaubel 69W, der Horseman 612 Pro, der Gaoersi 45 oder 6×17 Shift, der Alpa oder der Silvestri natürlich weg, jedoch wird mit diesen Kameras ausschliesslich die Objektivstandarte geshiftet respektive ‘risen’ (Shift ist hier eigentlich der falsche Ausdruck, denn die Objektivstandarte wird nur angehoben -> rise), und nicht – wie der Software Autor schrieb – die Bildstandarte:
[quote]Nach dem von uns vertretenen Ansatz gibt es nur mit Berücksichtigung der Brennweite eine Entzerrung exakt so wie sie analog bei Verschwenkung der rückwärtigen Kamerastandarte erfolgen würde.“[/quote]
Wenn es – war mir einleuchtet – softwaretechnisch nicht anders geht, dann mag er gern die Bildstandarte als Korrektiv verwenden, aber dann bitte den Vorgang erläutern und ihn nicht so darstellen als sei dies der ‘Standard’.
Vielleicht stellen sich alle Interessierten einmal einen langen Stab vor, der durch die Kamera bis zum Objekt geschoben wird. Der Stab hat beispielsweise eine Länge von 50,09 Metern. 50 Meter (A) vom Objektiv zum Objekt, 0,09 Meter = 90mm (B) Brennweite vom Objektiv bis zur Mattscheibe/Filmebene. Der Stab ist quasi in der Objektivstandarte gelagert. Verschiebe ich das Objektiv, ‘wandert’ der Stab am Objekt und auf der Mattscheibe (Distanz B). Verschiebe ich jedoch die Mattscheibe, ‘wandert’ der Stab erheblich stärker (Hebelgesetz) über das Objekt (Distanz A + B).
Jeder, der mit einer Kamera auf einer optischen Bank gearbeitet hat, wird diesen Unterschied zur Genüge kennen und aus eigener Erfahrung wissen, dass der Unterschied zwischen beiden Methoden je nach Brennweite recht gross ausfallen kann. Daher wird bei Architekturaufnahmen primär die Objektivstandarte ‘verschoben’, damit die Bewegungen feiner und kontrollierbarer ablaufen.
Wer jetzt meint, dass ‘diese paar Millimeter’ keine Rolle spielen, der möge sich mal eine 4×5 Kamera leihen und den Unterschied mit Brennweiten von 47mm bis 360mm selbst testen.
Abgesehen davon: das deutsche Argument des ‘Oberlehrers’ ist hier völlig fehl am Platz. Aber es ist voll im Trend, um den Diskussionspartner aus der Bahn zu werfen, klar.
Nebenbei bemerkt gibt es neben dem schönen Tool von Markus Hebel schon seit vielen Jahren noch ein anderes. Sehr leistungsfähig und mit 15 US$ recht preiswert, wenn man es mit der Präzision nicht so genau nimmt:
http://flofilters.free.fr/screenshots.php
Zu dem Beitrag eines Gastes:
[quote]Mann, was für ne oberlehrerhafte Besserwisserei! Echt übel!
Du bist wahrscheinlich ein richtiger Foto-Gott![/quote]
Nein, aber ich habe 30 Jahre Erfahrung in der Fotografie, inclusive Grossformat bis 18×24. Architektur und Cityscapes sind meine Spezialität. Ein ‘Foto-Gott’ bin ich sicherlich nicht, davon gibt es schon mehr als genug selbsternannte in der FC.
Für den Autoren des Programms:
[quote]Abschließend zum Thema Respekt: Nehmen Sie bitte öffentlich im Rahmen dieses Forums Ihre negative Beurteilung meines Fachwissens im Bereich Fotografie umgehend zurück.
Dann möge die spanische Sonne wieder für Sie scheinen![/quote]
Gerne, zumindest theoretisch haben Sie Kenntnisse, in der Praxis fehlen Ihnen ein paar Jahre 🙂 (auf Ihrer Web Site steht dass Sie Dipl.-Ökonom aber kein Fotograf sind). Oder Sie haben es nur etwas unglücklich formuliert. Paz por nosotros!
Ich meinte es wirklich so wie ich geschrieben habe: ich wünsche Ihnen viel Erfolg, vor allem weil es ein Tool ist, das präzise arbeitet und nicht ‘auf gut Glück’ wie Photoshop und Konsorten.