Der Fotograf George Todd zum Sterben der traditionellen Fotografie, zu deren Renaissance, und zur Freude im Umgang mit Großvaters alter Spiegelreflex-Kamera:

Vor zwei Jahren begann ich das unerwartete Sterben der Photographie zu beklagen: Zuerst nahm Eastman Kodak in Deutschland seine Entwicklungslaboratorien außer Betrieb. Dann meldete Ilford in England Insolvenz an, während zur gleichen Zeit Agfa dem Fallbeil zum Opfer fiel. Diesen Unglücksfällen folgten ähnlich unheilvolle Ereignisse unter den Herstellern des ehemaligen Ostblocks: Forte und Foma, sowie im Fernen Osten Konica – vielleicht einer der ältesten Betriebe der Branche – warfen allesamt das Handtuch.

George E. Todd: 12. Camogli, Italy III

Aus photographie-historischer Sicht stellte dies eine Katastrophe dar, ja ein wahres Armageddon brachten uns nicht etwa zornige Götter, sondern die digitale Revolution ein, die die traditionelle Industrie in Windeseile überholte, bevor man die Ausmaße dieser Entwicklung so recht wahrnehmen konnte. Sich von diesem Desaster auch nur teilweise erholen zu können erschien als reines Wunschdenken. Darüberhinaus verloren Betriebe, die sich auf Fotoentwicklung spezialisiert hatten, zunehmend an Umsatz, da Besitzer von Mobiltelefonen ihre photographischen Reise-Souvenirs an Ort und Stelle machten und sie per E-Mail um die ganze Welt an den heimischen PC versendeten. Wenn diese Entwicklung ungebremst anhält, werden wir uns bald in den Trümmern einer einstmals großartigen Welt analoger Photographie wiederfinden.

George E. Todd: 5. White wall #2, Campanola, Spain

Oder kann es doch noch Rettung geben? Das enthusiastische Echo auf Ausstellungen der jüngsten Vergangenheit – wie etwa Andrea Gursky im Haus der Kunst in München und Will McBride in Weßling bei Starnberg, beide eher Vertreter einer schonungslos offenen, ja beinah wilden Kunstrichtung – lässt ein wachsendes Interesse am Medium als Kunstform erkennen, wie es sich beispielsweise in Amerika langjähriger Akzeptanz erfreut. Ich bin von der der Hoffnung erfüllt, dass derartige Ereignisse die junge Generation zu einer Renaissance traditioneller Photographie inspirieren, die sich an der Freude im Umgang mit Großvaters alter Spiegelreflex-Kamera festmacht.

George E. Todd: 37. Kos, Greece Fe2 O3 #6

Kritiker mögen dagegenhalten, dass es sich hier nur um ein Strohfeuer handelt, dass das Nostalgie-Syndrom von Geschäftsleuten angetrieben wird, die erwarten, schnellen Profit mit einer kleinen Marktminderheit machen zu können. Na und? In jedem Beruf wird es immer Bedarf an Spezialisten geben, und wenn diese die Flamme kreativer Photographie am Leben erhalten, soll es mir gerade recht sein…

(George E. Todd; aus dem Englischen von Werner Nieke)

Dieser Text ist Nachwort des Ausstellungskataloges Shadow Catcher (Schattenfänger) von George Todd. Die insgesamt 37 Arbeiten (Breite zwischen 32 und 34 cm; Länge je nachdem) können käuflich erworben werden, kosten zwischen 300 und 440 Euro (netto; inklusive archivfesten Passepartouts 50×60 cm) und sind deshalb so preiswert, weil sie direkt vom Künstler erworben werden.

Hier die PDF-Datei mit allen Arbeiten: Shadow Catcher (4,5 MB). Wer eine Arbeit von George Todd erwerben möchte, der wende sich bitte direkt an: photo-todd@onlinehome.de, Riedbergweg 6, 82234 Weßling/Hochstadt. Tel/Fax: 08153-3956.

(thoMas)