Wie Computer Bild vor einigen Tagen enthüllt hat, muss die Industrie – zum Beispiel beim Plus X Award – für Nominierung und Auszeichnung etwas bezahlen:
Was dann von anderen Medien eifrig aufgegriffen wurde, ist bei photoscala seit geraumer Zeit immer wieder Thema; nicht nur, was den Plus X Award angeht. Siehe:
Preise kosten Geld
iF product design award 2007
Plus X Awards: Fototechnologie 2007
… und die Vorjahre.
Computer Bild dazu: COMPUTERBILD enthüllt: Industrie zahlt für unabhängiges Produkt-Gütesiegel Plus X Awards
Der Nutzen solcher Preise und Etiketten ist umstritten, obwohl die Veranstalter bzw. Preisgeldnehmer hohe Medienpräsänz verheißen. Viele deutsche Töchter machen das aber wohl hauptsächlich deswegen, weil die japanischen Mütter ganz heiß sind auf Auszeichnungen jeglicher Art. Jedoch, so ein Wissender, sei es gerade egal, ob so ein Etikett die Produktpackung ziere oder nicht – die Verkaufszahlen änderten sich nicht.
Die Veranstalter des Plus X Award planen jetzt übrigens, diese Methoden nach dem Technologiesektor auch auf die Sport- und Freizeitbranche auszuweiten.
(thoMas)
Nichts neues
Im Maschinenbau, Abteilung Halbleiterfertigung geht das so:
Award durch Fachzeitschriften: Ungefähr so viele Sparten aufmachen, wie es Bewerber gibt. Jeder Gewinner zahlt, selbstverständlich nach dem Gewinn ;-), für die Rechte, den Gewinn auch bekannt machen zu dürfen (Logonutzung, etc.) einen 5-stelligen Dollarbetrag. Wer nicht zahlt, darf mit dem Gewinn nicht werben, hat also eigentlich nicht gewonnen.
OhWeh
Nicht nur da:
[quote=OhWeh]Ungefähr so viele Sparten aufmachen, wie es Bewerber gibt.[/quote]Nicht nur dort. Oder wie ist es zu erklären, dass die Kamera des Jahres nicht die „europäische Kamera des Jahres“ (was auch immer daran europäisch sein soll) wird, sondern die „europäische professionelle Kamera des Jahres“, damit die EISA zusätzlich für die „europäische Kamera des Jahres“, die „europäische fortschrittliche Kamera“*, die „europäische Verbraucherkamera“* (wird die verbraucht? Als wenn die anderen nicht an die sogenannten Verbraucher, also Privatkunden verkauft würden), die „europäische fortschrittliche Kompaktkamera“*, die „europäische Kompaktkamera“* oder die „europäische Designkamera“* noch weitere Etiketten verkaufen kann.
*Versuch der Übersetzung ins Deutsche durch thoMas, s. http://www.photoscala.de/node/3461.
Preise haben ihren Preis
Gut, dass dies mal thematisiert wird. Mit Kameras hat das Thema zwar nur wenig zu tun, aber es wird wohl den wenigsten Verbrauchern klar sein, dass zumindest alle Designpreise ihren Preis haben. Dabei sollte man nicht unterstellen, dass die Auszeichnungen gekauft sind, aber die Kosten für den gesamten Medienauftritt zahlt der Einsender! Das kann mitunter sehr teuer werden und es soll Teilnehmer geben, die innigst hoffen, dass sie nicht auch noch einen Sonderpreis bekommen und in der permanenten Ausstellung landen, denn da wird nochmals richtig zur Kasse gebeten. Das die Veranstalter zumindest ein berechtigtes Interesse haben ihren Katalog voll zu kriegen und dass hier mangels Einsendungen nicht selten auch zweifelhafte Schöpfungen einen “Preis” bekommen, kommt offensichtlich vor. Da gibt es beispielesweise immer wieder Produkte in den Katalogen, an denen niemals ein professioneller Designer Hand angelegt hat und wo außer reiner Ingenieurstätigkeit kaum ein besonderes Design sichtbar ist. Dies wird dann gerne von diesen “Kunstschaffenden” dazu genutzt damit zu argumentiern, dass man auch ohne professionelle Hilfe Designpreise bekäme und sich die Kosten für die Beratung ja offensichtlich sparen könnte. Derartige Auswüchse, die leider immer wieder vorkommen, sind kontraproduktiv.
Als Produktdesigner habe ich in der Vergangenheit zwei Designpreise bei solchen Wettbewerben bekommen. Es könten viel mehr sein, wenn die Kunden gezahlt hätten. Deshalb weiß ich auch wie problematisch, beziehungsweise unmöglich es ist, Kunden überhaupt zu einer Einsendung zu bewegen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass viele kleinere Hersteller hier schnell abwinken und sich das Geld sparen, obwohl sie klar prämierungswürdige Produkte einsenden könnten. Einfach zu teuer und der wirkliche Nutzen ist in der Tat sehr fraglich. Letztlich dienen diese Veranstaltung natürlich eher einem Selbstzweck, mit einem gewissen Effekt für deutsches Design im Ausland, denn besonders in Asien sind die deutschen Preise hoch angesehen. Klar muss aber auch sein, dass die Produkte nicht von einer Jury aus dem gesamten Markt ausgewählt werden, sondern der Einsender bestimmmt, was der Jury überhaupt vorgelegt wird. Es handelt sich deshalb nicht um eine wirklich qualitative Auswahl, sondern der zahlungswillige Einsender bestimmt, was in die Auswahl kommt. Nicht zuletzt deshalb wird der Sinn und Zweck dieser Preise von der Mehrzahl der Kunden eher kritisch gesehen und die Teilnahme von vielen abgelehnt.
quer durch die Industrie ..
Beispiel Elektronikmesse, dort kann man passend zum Messestand auch einen Preis für ein innovatives Produkt buchen. Statt in Anzeigen tauchen dann die eigenen Produkte im sogenannten redaktionellen Teil vieler Fachzeitschriften unter der Rubrik Messeberichterstattung auf.
Es war schon lange bekannt…
…Preise kosten Geld. Nicht immer werden die wirklich Erfolgreichen nominiert.
Quer durch die Bank….
Die selbsternannten Genies haben immer schon auf dem Standpunkt gestanden, wenn uns keiner zelebriert, dnann machen wir es eben selber, auch wenn es etwas kostet. Diese Methode hat Schule gemacht, und sie wird durch alle Branchen hindurch praktiziert. Die meisten Protagonisten merken leider immer noch nicht, dass das Gros dieser Veranstaltungen und die dann folgenden Publikationen inzwischen zu einer Mischung aus Echternacher Springprozession und Hornebeger Schießen mutiert ist, oder gar die Anmut einer drittklassiken Kaffeefahrt erreicht hat. In dem Sinne finden wir die alte Bauernregel aus dem Münsterland bestätigt: Zu Schrott gesellt sich Schrott
von Gliszczynski
Herzogenrath
Konfuzius meint…
Alles kostet Geld. Ob direkt oder indirekt. Geld ist der Werteverfälscher und Werteschaffer in einem. Geld regiert die Welt, was uns eigentlich beunruhigen sollte!
Konfuzius (der Weise)
Kleine Korrektur:
Eitelkeit kostet Geld. Und wenn’s auch wirkungslos verpufft (offensichtlich): Die Verantwortlichen zahlen’s wohl aus der Portokasse. Weil, sonst hätte schon irgendein Sparefroh wehleidig aufgeschrien …