Unterwegs auf dem Jakobsweg. 1600 Kilometer sind geplant, die Hälfte ist geschafft. Ein Foto-Bericht über Mühsal und Mystik (und eine Kamera)
Vorbemerkung: Das ist kein Kameratest im herkömmlichen Sinne; auch wenn es hier gleich noch um die µ [mju:] 725 SW von Olympus gehen wird. Das ist noch nicht einmal ein herkömmlicher Erfahrungsbericht, denn ich schreibe auf, was mir Ursula, meine Liebste und Beste, am Telefon erzählt. Zudem kann es schon deswegen kein Test sein und werden, weil die allermeisten Fotos mit ISO 1600/33° aufgenommen worden sind. Mit der Folge, dass etliche Fotos zu hell werden, wenns draußen hell ist, weil die Blende gar nicht weit genug runterregeln kann. Man gut, dass in den ersten Tagen und Wochen oft schlechtes Wetter war …
Le Puy-en-Velay
(Wer sich jetzt fragt, warum die Empfindlichkeitseinstellung nicht einfach verstellt wurde: Das frage ich mich auch, doch Ursula ist nicht verliebt in die Kameratechnik und in unseren Telefonaten waren andere Dinge wichtiger als technische Unterweisungen. Und solange die Kamera ansehnliche Fotos macht, ist sie zufrieden. Und das tut die µ 725 SW ja.)
Monistrol-D’Allier
Nebenbei: Wer sich eine digitale Kompaktkamera kauft, um Fine-Art-Fotos zu machen (also ein Qualitätsfreak ist), der hat entweder etwas ganz Grundlegendes nicht verstanden – oder ein interessantes Konzept.
Eine romanische Brücke; Kirche in Saint-Marcel
Doch von Anfang an:
Ursula hat vor ein paar Jahren den Entschluss gefasst, den Jakobsweg zu laufen. Angeregt durch die Schilderungen von Shirley Maclaine, Paulo Coelho und auch Hape Kerkeling. Immer kam etwas dazwischen, bis sie sich dann vergangenen Herbst entschloss, definitiv in diesem Frühjahr aufzubrechen. Am 20 Mai 2007 ist sie in Le Puy-en-Velay losmarschiert; rund 1600 Kilometer Fußweg liegen vor ihr bis nach Santiago de Compostela.
Traglasten; Cardaillac
Nur zu gerne wäre ich mitgelaufen, aber dann lägen diese Seiten hier brach und Sie könnten nichts lesen. photoscala über mehrere Monate im Koma, das ist nicht so prickelnd; und noch stehen nicht genügend kundige und fleißige Autoren bereit, die Seite während meiner Abwesenheit fortzuführen.
Um das Ganze fotografisch dokumentieren zu können, hat Ursula eine µ 725 SW im Gepäck, die uns Olympus Deutschland dankenswerterweise und ausnahmsweise auch für einen so langen Zeitraum (10-12 Wochen) zur Verfügung gestellt hat.
Grund, just diese Kamera zu wählen, war folgende Überlegung: Eine stabile, stoß- und wasserfeste Kamera, das sollte doch für unterwegs genau das Richtige sein.
Im Kreuzgang von Moissac
Bevor Ursula loszog, habe ich die Kamera ausgepackt, betriebsbereit gemacht und überprüft, ob soweit alles funktioniert. Erste Erkenntnis nach dem Auspacken: Was den Wetterunbilden trotzen kann, ist auch sehr gut verarbeitet. Im Gegensatz zu manch windiger Kamera macht es Spaß, mit der µ 725 SW zu hantieren. Beispiel: Die Verschlussklappe für die Speicherkarte muss ja wasserdicht sein – und ist schon deshalb solide gearbeitet und schließt satt. Da kommt Freude auf.
Blick zurück auf Condom
Die Kamerawahl hat sich denn auch als kluge Entscheidung erwiesen. Die ersten Wochen regnete es sehr viel – fotografiert wurde trotzdem unbeeindruckt. Die Kamera musste auch nicht besonders geschützt werden, sondern baumelte am Gürtel oder am Rucksack und war immer aufnahmebereit.
Mindestens zweimal ist die µ 725 SW bislang auch schon runtergefallen. Nicht absichtlich, aber bei den anstrengenden Tagesmärschen (25-30 km mit Gepäck) gilt nicht unbedingt alle Aufmerksamkeit dem Schutz und der sorgsamen Handhabung der Kamera.
Alles kein Problem, sie funktioniert immer noch wie sie soll.
Was gibt es zu bemängeln?
Nicht viel. Ich würde mir einen ausgeprägteren Weitwinkelbereich wünschen (die µ 725 SW hat ein Objektiv 3,5-5/38-114 mm entspr. Kleinbild) – Ursula dagegen scheint sehr gut mit der Brennweitenspanne zurechtzukommen; jedenfalls kamen keine Klagen diesbezüglich. Bemängelt hat sie allerdings die Bildbeurteilung via Monitor – die ist im Hellen nur sehr schwer möglich; hier wäre ein Sucher hilfreich.
Die µ 725 SW ist so eingestellt, dass sie zu jedem Foto eine Tonaufnahme (4 s) macht. Das ist klasse weil man hinterher noch weiß, was abgebildet ist (sofern bei der Aufnahme ein Kommentar aufgesprochen wird). Vergnüglich sind aber auch die Umgebungsgeräusche – sie vermitteln viel von der Stimmung am Aufnahmeort.
Bei Ostabat
Und wie geht es Ursula?
Sehr anstrengend ist das Alles. Heiß und kalt, steil und steinig, rauf und runter und runter und rauf, schweres Gepäck, viele Blasen, Muskelkater. Ab und an Großschlafsäle (inklusive schnarchender Männer und deshalb schlechten Schlafes). Mühsal.
Und doch ist sie rückhaltlos begeistert (Es ist so toll hier): Die Landschaft, die Blumen, die Gerüche. Die Kirchen und die Klöster. Die Kunst und die Kultur. Die Menschen und die Messen. Mystik.
Irgendwann in den kommenden Wochen werden wir die Geschichte weiter und zu Ende erzählen. Ursula hat jetzt rund die Hälfte von den 1600 Kilometern geschafft; die Pyrenäen befinden sich in Sichtweite. Ich melde mich spätestens dann noch einmal zu diesem Thema, wenn sie in Santiago de Compostela angekommen ist.
(thoMas)
Ja, danke für
diese schöne Fotostrecke mit dem informativen Text. Hier gehts mal um die “Auswirkungen” des Fotografierens, um das Ergebnis: Sichtbares aus dem Leben, das Besondere, die Augenblicke jenseits des Normalgewohnten.
Weiter so und mehr. . .
Gut Klick!
Schöne Geschichte….
…ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Alles Gute für Ihre Frau…
Sollte ihr “Schnabbel” (dieses Oberlehrerpäarchen) begegnen, bitte mal fotografieren…die sehen wahrscheinlich so aus wie die Pixelzähler hier (hahaha)…
Gute Idee und erfrischende Umsetzung!
Gern mehr davon, bin gespannt.
Danke so weit für den kleinen Ausbruch aus dem technischen Einheitsbrei.
ISO 1600
Man sollte beachten, dass bei ISO 1600 nicht nur das Rauschen zunimmt und die Auflösung abnimmt, sondern auch die Eingangsdynamik drastisch zurück geht. Da sind von den ca. 8 Blendenstufen bei ISO 100 nur noch etwa 5 bei ISO 1600 übrig – und das sieht man als erstes auf den Bildern. Also besser (wenn man sich mit der Technik nicht weiter beschäftigen will) wenigstens auf Automatik stellen. Bilder macht sonst auch ein Handy.
och nee, thomas!
“Nebenbei: Wer sich eine digitale Kompaktkamera kauft, um Fine-Art-Fotos zu machen (also ein Qualitätsfreak ist), der hat entweder etwas ganz Grundlegendes nicht verstanden – oder ein interessantes Konzept.”
das ist leider ziemlicher quatsch!
ich bin letztes jahr in 4 wochen von muenchen nach venedig gelaufen, mit einer ricoh grd.
fotos hier: http://www.microbi.de/fotos/galerie/0606mueve
(eine mamiya7 war auch noch mit dabei.)
und zur zeit laufe ich in 8 wochen durch die pyrenaeen, vom mittelmehr zum atlantik, mit einer ricoh gx100.
route hier:
http://www.microbi.de/fotos/galerie/0706pyrenaeen
(fotos wenn ich zurueck bin)
digitale kompaktkameras bieten schon eine hohe technische bildqualitaet,
nur wer sie nicht zu nutzen weiss, hat etwas ganz grundlegendes verstanden!
tante erna, die jetzt ganz enttaeuscht ist von thomas!
“Die Qualität eines Fotos
“Die Qualität eines Fotos hängt nicht ursächlich mit der Qualität der Kamera zusammen.”
bei diesem zitat, thomas, fiel mir ein anderes von dir wieder ein:
“Nebenbei: Wer sich eine digitale Kompaktkamera kauft, um Fine-Art-Fotos zu machen (also ein Qualitätsfreak ist),
der hat entweder etwas ganz Grundlegendes nicht verstanden – oder ein interessantes Konzept.”
ja? na, was denn nun!?
und die fotos meiner wanderung, denn ich weiss, wovon ich rede, sind hier zu finden:
http://www.microbi.de/fotos/galerie/0706pyrenaeen/index.html
tante erna mit dem dicken sparstrumpf