Es geht wieder mal bzw. immer noch hoch her bei CeWe Color. Das Handelsblatt beschuldigt den Vorstand der Kursmanipulation, der wiederum weist die Vorwürfe vehement zurück. Die Messer fürs entscheidende Gefecht – die Hauptversammlung am 26. April 2007 – werden gewetzt:

Wie das Handelsblatt am 18.4.2007 in einem ausführlichen Artikel berichtet (Stark unterbelichtet), sollen Vorstand und Aufsichtsrat von CeWe Color versucht haben, den Aktienkurs zu drücken, um Finanzinvestoren loszuwerden. Das Handelsblatt stützt sich dabei anscheinend auf die Erzählungen von Sebastian Freitag, der den Aufsichtsrat zum 12. Februar 2007 verließ, spricht aber nur von einem Zeugen, der dies eidesstattlich bestätigt habe. Auch die ARD berichtet neben vielen anderen über die neuesten Entwicklungen.

Hintergrund bzw. Ausgangspunkt der gesamten Auseinandersetzung: die Hedge-Fonds Marcap (vormals M2 Capital) und K Capital Partners sowie der vor kurzem eingestiegene Finanzinvestor Guy Wyser-Pratte halten CeWe Color für überkapitalisiert und verlangen eine höhere Dividende. David Marcus von Marcap in einem Brief dazu: „Dem Vorstand fehlt es an Verstand, Vision und dem Team, das Unternehmen zu führen. Er muss zurücktreten.“ (Es gibt eine eigene Webseite dazu: Fix CeWe Color Website für Aktionäre)

Dem hält CeWe entgegen, dass Mitarbeiter entlassen werden müssten, es dem Unternehmen so blendend also nicht gehe, und liquiden Mitteln von 14,5 Mio. Euro (Stand Dezember 2006) Forderungen nach einer Sonderausschüttung zwischen 37 Mio. Euro und 120 Mio. Euro gegenüberständen.

Unter MarCap-Behauptungen versucht CeWe Color die Anschuldigungen zu entkräften (siehe auch Bild rechts) und stellt ein PDF-Dokument mit einer Faktensammlung aus CeWe-Sicht bereit.

CeWe Color dazu in einer Presseerklärung vom 18.4.2007:

CeWe Color weist Vorwürfe zurück

– Keine Kursmanipulation
– Gutachten entkräftet Vorwürfe
– Kursrelevante Informationen stets ordnungsgemäß kommuniziert
– Es hat 2007 keine Gewinnwarnung gegeben

Vorstand und Aufsichtsrat bekräftigen, dass sie die von nicht genannten Informanten des Handelsblatts erhobenen Vorwürfe entschieden zurückweisen. Die persönlichen Diffamierungen stellen einen erwarteten Eskalationsversuch aus dem typischen Waffenarsenal dar.

Weder der Vorstandsvorsitzende noch der Aufsichtsratsvorsitzende der CeWe Color Holding AG haben eine Manipulation des Aktienkurses vorbereitet oder durchgeführt. Bereits im Februar hatte ein Rechtsgutachten bestätigt, dass dem Vorstandsvorsitzenden und dem Aufsichtsratsvorsitzenden strafrechtlich nichts vorzuwerfen sei. Dieses Rechtsgutachten ist erstellt worden, weil der ehemalige, für die Hedgefonds Marcap (ehemals M2 Capital) und K Capital in den Aufsichtsrat entsandte Sebastian Freitag bereits Ende Januar mit ähnlichen Behauptungen Vorstand und Aufsichtsrat unter Druck zu setzen versucht hat. Dieses Rechtsgutachten hatte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei einem der renommiertesten deutschen Wirtschaftsstrafrechts-Experten, Sven Thomas, aufgrund der Schwere der Vorwürfe im Namen des Aufsichtsrats in Auftrag gegeben.

Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um eine Sonderdividende versuchen Einzelne offenbar, durch bösartige Unterstellungen ihre Lage zu verbessern. Bereits die positive Kursentwicklung widerspricht der Behauptung, dass Vorstand und Aufsichtsrat den Kurs negativ manipuliert hätten.

Der Vorwurf, das Unternehmen habe vorsätzlich kursrelevante Informationen zurückgehalten, ist falsch. Hierzu hat das Unternehmen bereits in der im Internet einsehbaren Faktensammlung Stellung genommen. Die jeweiligen Ad-hoc-Mitteilungen entsprachen zu jedem Zeitpunkt dem im Unternehmen vorliegenden, belastbaren Kenntnisstand.

Eine Gewinnwarnung, wie im Handelsblatt vom 18. April behauptet, hat es im Geschäftsjahr 2007 nicht gegeben. In einer Ad-hoc-Mitteilung vom 29. Januar hatte das Unternehmen die Prognose für das Geschäftsjahr 2007 zum ersten Mal unter Vorbehalt der noch zu ermittelnden Restrukturierungskosten genannt. Nachdem die mit der Restrukturierung verbundenen Maßnahmen durch entsprechende Gremienbeschlüsse am 15. Februar konkretisiert wurden, hat CeWe Color am selben Tag die daraus resultierenden Restrukturierungskosten ermitteln und bekannt geben können. Am 27. Februar hat das Unternehmen neben den vollständigen Vorab-Zahlen für das Geschäftsjahr 2006 die Prognose für 2007 bestätigt und um einen indikativen Ausblick für 2008 ergänzt.

Die Aussagen bzw. Fakten der einen Seite stehen also gegen die der anderen Seite. Bleibt nur die Indiziensammlung:
• In der Regel sind Hedge-Fonds „rein gewinnorientierte Spekulanten“ mit dem Ziel kurzfristiger Gewinnvermehrung, die an der längerfristigen Entwicklung eines Unternehmes nicht interessiert sind.
• In der Regel ist der Vorstand einer Aktiengesellschaft – schon um der eigenen Positionen willen – durchaus an langfristiger Planung und Perspektive interessiert.

In welche Hände CeWe Color nach dem 26. April kommt und was das dann tatsächlich für Auswirkungen hat, wird sich in den kommenden Tagen und in den darauf folgenden Monaten erweisen.

Siehe auch:
CeWe in Schwierigkeiten: Umsatz sinkt, Hedge-Fonds wollen Sonderdividende
„Die wollen uns auslutschen" – Kampf um Macht und Geld bei CeWe Color
Expansion und Stellenabbau bei CeWe Color, Rückendeckung durch NordLB
CeWe Color: Unterstützung für nachhaltige Strategie wächst
CeWe-Bilanz: Fotolabor-Betreiber schrumpft und gewinnt Marktanteile, 1,20 Euro Dividende
Streit um „CeWe Color AG“ verschärft sich weiter

(thoMas)