Der Oldenburger Fotolaborbetrieb CeWe Color wird seinen Standort Nürnberg mit 170 Beschäftigten schließen. Gleichzeitig setzt CeWe seinen Expansionskurs nach Ostmitteleuropa fort und schluckt den polnischen Laborbetreiber „Foto Classic“ und den tschechischen Konkurrenten „Foto Star“. Unterdessen könnte die Norddeutsche Landesbank Unterstützung in der Auseinandersetzung mit den Hedgefonds bieten

Nachdem CeWe in Polen bereits selbst zwei Werke betreibt, stehen neben dem Labor in Nürnberg nun auch zwei der bald vier polnischen CeWe-Werke vor der Schließung, teilte der Fotodienstleister am Donnerstag mit. Nach eigenen Angaben hält CeWe in Polen einen Marktanteil von 40 Prozent.

Das Niedersächsische Unternehmen, das 2006 seine Mitarbeiterzahl bereits von 3700 auf 3000 reduziert hatte, war vor einigen Wochen in die Schlagzeilen geraten, nachdem Hedgefonds forderten, Vorstand und Aufsichtsrat auszutauschen und Sonderdividenden an die Aktionäre auszuschütten, was CeWe-Vorstand Rolf Hollander als Erpressung zurückwies. Schätzungen zufolge bringen es die drei Hedgefonds M2 Capital Management, K Capital Partners und Standard Capital Partners N.V. gemeinsam zu einem Aktienpaket von über 22 Prozent. Rückendeckung gibt es inzwischen von der Norddeutschen Landesbank. Die NordLB kaufte sich bei CeWe Color ein und hält jetzt 5,7 Prozent der Anteile (423.000 Aktien), wie CeWe am Dienstag mitteilte. Die Erbengemeinschaft von Firmengründer Heinz Neumüller, die 27 Prozent an CeWe hält, steht ebenfalls hinter der Firmenleitung.

Mit Manfred Bodin sitzt ein früherer Chef der Landesbank NordLB im CeWe-Aufsichtsrat, welcher jetzt wieder komplett ist: Nachdem am 8. Februar Aufsichtsratsmitglied Sebastian Freitag als Vertreter des Hedge-Fonds M2 Capital Partners zurückgetreten war, soll der Oldenburger Rechtsanwalt Otto Korte den freigewordenen Posten einnehmen und die Interessen der Erbengemeinschaft des Firmengründers Heinz Neumüller vertreten.

Die zunächst für den 27. Februar 2007 vorgesehene Jahrespressekonferenz, auf der die vorläufigen Zahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr veröffentlicht werden sollen, hat das Unternehmen unterdessen auf den 14. März verschoben.

CeWe-Pressemitteilungen:

CeWe Color konsolidiert Markt in Mittelosteuropa

Oldenburg, 15. Februar 2007 – Die CeWe Color Holding AG (ISIN DE 0005403901, SDAX) treibt die Marktkonsolidierung in Mittelosteuropa voran und passt zugleich ihre Kapazitäten in West- und Zentraleuropa an. Damit setzt das Unternehmen seine Transformation vom europaweiten Marktführer und Technologieführer im Fotofilm-Finishing zum Digitalfotofinishing zügig fort.

Übernahmen in Polen und Tschechien

CeWe Color übernimmt den polnischen Großlabor-Wettbewerber Foto Classic, Tarnobrzeg, der zwei Fotolabore betreibt, sowie den tschechischen Wettbewerber Foto Star s.r.o., Teplice. Damit verbessert CeWe Color die Marktposition in beiden Ländern und erschließt neue Kunden. In Tschechien erreicht CeWe Color bereits einen Marktanteil von 50 Prozent, in Polen von 40 Prozent. Der tschechische Wettbewerber Foto Star s.r.o. hat im Geschäftsjahr 2006 einen Fotofinishing-Umsatz von 7 Mio. Euro erzielt. Die beiden polnischen Labore haben im Geschäftsjahr 2006 einen Umsatz von 3,5 Mio. Euro erwirtschaftet. CeWe Color betreibt bereits zwei Standorte in Polen (Graudenz und Kozle). Das Unternehmen wird kurzfristig zwei der dann vier Labore schließen, um die Auslastung zu optimieren und damit Synergiepotenziale heben.

Standort Nürnberg wird geschlossen

In Zentraleuropa wird das Unternehmen im Geschäftsjahr 2007 die Produktionskapazitäten anpassen. Der Vorstand hat beschlossen, den Standort Nürnberg, an dem rund 170 Mitarbeiter beschäftigt sind, sozialverträglich zu schließen. Damit reagiert das Unternehmen wie angekündigt auf die sinkende Nachfrage nach analogen Fotos, die durch das stark wachsende Digitalgeschäft nicht vollständig kompensiert werden kann. CeWe Color beabsichtigt eine weitere noch nicht spezifizierte Restrukturierungsmaßnahme in Frankreich.

Ergebnisprognose nach Restrukturierungsaufwand (EBT): 14,5 Mio. Euro

Insgesamt rechnet CeWe Color für 2007 mit einem Restrukturierungsaufwand von rund 11 Mio. Euro brutto, die allerdings zu Kostensenkungen noch von 1 Mio. Euro in 2007 führen werden. Der Netto-Restrukturierungsaufwand ist nach derzeitigen Kenntnisstand somit 10 Mio. Euro. Das Unternehmen prognostizierte bereits am 29. Januar 2007 vor Restrukturierungsaufwand ein Ergebnis vor Steuern von 24,5 Mio. Euro. Der angestrebte Umsatz (2007: 380 Mio. Euro) und die Ergebnisentwicklung beinhalten bereits die Unternehmenszukäufe in Polen und Tschechien. In diesem Zusammenhang verwies das Unternehmen darauf, dass die Kosten der Restrukturierung noch zu quantifizieren seien. Nach Berücksichtigung des nun feststehenden Restrukturierungsaufwands rechnet die CeWe Color Gruppe mit einem Ergebnis vor Steuern (EBT) von 14,5 Mio. Euro. Der Restrukturierungsaufwand wird sich zwar kurzfristig negativ auf das Ergebnis auswirken, jedoch nach Einschätzung des Vorstands das nachhaltige Ergebnis der Unternehmensgruppe verbessern.

CeWe Color mit neuem Aufsichtsratsmitglied

Oldenburg, 13. Februar 2007 – Rechtsanwalt Otto Korte soll die Nachfolge von Sebastian Freitag im Aufsichtsrat der CeWe Color Holding AG antreten. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Neumüller CeWe Color Stiftung. Sebastian Freitag hatte als Vertreter der Interessen von M2 Capital Management und K Capital Partners sein Aufsichtsratsmandat mit Wirkung zum 8. Februar 2007 niedergelegt. Die beiden Hedgefonds hätten eine hohe kreditfinanzierte Sonderausschüttung gefordert. Damit würden kurzfristig orientierte Spekulanten die langfristige Wachstumsstrategie des Unternehmens torpedieren, sagte Wilfried Mocken, Vorsitzender des Kuratoriums der Neumüller CeWe Color Stiftung.Korte soll die langfristigen Interessen der Erbengemeinschaft des Firmengründers Senator h.c. Heinz Neumüller im Aufsichtsrat vertreten. Diese Gemeinschaft hält als größter Einzelaktionär 27,1% vom Grundkapital der CeWe Color. Die Stiftung unterstütze außerdem die Strategie des Managements, in Produktinnovationen und neue Vertriebswege sowie in Akquisitionen zu investieren, teilte der Foto-Dienstleister am Montag in Oldenburg mit.

Siehe auch:
„Die wollen uns auslutschen“ – Kampf um Macht und Geld bei CeWe Color (photoscala am 12. Februar 2007)
CeWe in Schwierigkeiten – Umsatz sinkt, Hedge-Fonds wollen Sonderdividende (photoscala am 2. Februar 2007)

(mts)