(Oder: Warum kleine Bildsensoren nichts für große Fotos sind)
Just stellte die Firma Sharp einen 1/2,5 Zoll (5,8×4,3 mm) großen Bildsensor mit 8 Megapixel und einem Pixelpitch (Abstand von Pixelmitte zu Pixelmitte) von 1,75 µm vor.
Schon längst hat man das winzige Filmformat von Minox (8×11 mm) mit den digitalen Bildsensoren unterschritten. Und so manche digitale Kamera hat Abmessungen, die sich zwar nicht an der legendären Minox orientieren, wohl aber mit Gehäusegrößen aufwarten, die in die Brusttasche jedes Herrenhemdes passen.
Die Miniaturisierung der elektronisch Bauteile ist sicherlich noch nicht an ein Ende gelangt, doch die Optiken sind schon seit 2003 an ihre fotografisch nutzbaren Grenzen gestoßen, insbesondere wegen der Größe der Linsen. Während sich die Objektive in Kompaktkameras zusammenfalten lassen – die Hinterlinsen werden seitlich ausgeschwenkt, wenn die Optik im Gehäuse verschwindet -, oder auch, man setzt ein Prisma ein, um die Lichtführung um die Ecke zu ermöglichen, stößt der Zwang zur Miniaturisierung an viele Grenzen, eben auch an optisch bedingte.
Die Konstruktion kleinster optischer Systeme wird nicht nur durch die physikalischen Möglichkeiten begrenzt, und in diesem Text beispielhaft angesprochen, sondern zusätzlich durch das ungünstige Verhältnis von optischer Leistung zum Produktpreis beschränkt. Soll bei kleinen optischen Systemen die Qualität nicht abnehmen, müssen mit unverhältnismäßig hohem Aufwand die Linsen und die Fassungen gefertigt und montiert werden.
Derzeit liegen die Größenordnungen für hochwertigste Linsen in der fotografischen Optik bei einer Genauigkeit von etwa 2/1000 Millimeter. Die Fassungen der Objektive dürfen dem nicht wirklich nachstehen, was bedeutet, dass der Anspruch an die Produktion der Linsen und an die feinmechanische Qualität weltweit nur von einer Handvoll von Herstellern erfüllt wird.
Die überwiegende Zahl der Produzenten gibt sich mit deutlich geringeren Toleranzen zufrieden, vor allem angesichts des zu erzielenden Verkaufspreise, an denen alle für Konsumenten produzierende Hersteller sich orientieren müssen, wenn sie verkaufen wollen.
Die Bestmarke bei der Auflösung von Objektiven wird von der Firma Carl Zeiss in Oberkochen gehalten. Mit einer Optik vom Typ Planar und einer Abbildungsleistung von 250 Linienpaaren pro Millimeter. Mehr an Qualität geht einfach nicht, wenn man allein das Auflösungsvermögen als Maßstab nimmt.
Ein Pixelabstand von 1,75 µm bedeutet nun was?
Um die Größen im Blick zu haben, erinnere ich daran, dass die Entsprechungen der Größenverhältnisse sich verhalten von 1 mm (Millimeter) zu 1000 µm (Mikrometer). 1 µm entspricht 1000 nm (Nanometer). Der langwellige (rote) Bereich des Lichtes beginnt bei etwa 750 nm (=0,75 µm). (In der Literatur findet sich Werte von 750 bis 700 nm Wellenlänge. Doch das ist für uns hier und jetzt, in diesem Text, unerheblich.)
Mit diesem Größenvergleich im Blick und angesichts des winzigen Pixelabstandes wird deutlich, dass die Grenze der Auflösung eines Objektives erreicht oder sogar unterschritten wird, denn 1,75 µm Pixelabstand sind in Millimeter gerechnet 0,00175. Und nun, wie hoch müsste die Auflösung eines Objektives sein, um dem Pixelabstand zu genügen? Es ist ganz einfach: 1 ./. 0,00175 = rund 571,43. Ein dem Pixelabstand genügendes Objektiv müsste über 571 Linien pro Millimeter auflösen können, das sind rund 260 Linienpaare. Kein Objektiv für die Fotografie liefert eine entsprechende Auflösung.
Wenn man dann noch bedenkt, dass das oben erwähnte Planar, wie alle Objektive, diese beste Leistung nicht bei jeder Blendenöffnung und gleichmäßig über das Bildfeld erbringen kann und die Abbildungsleistung von 250 Linienpaare pro Millimeter nur erreicht wird, weil eine rigide Auswahl aus der produktionsbedingten Streuung stattfindet, dann ist erkennbar, mit welchem enormen Aufwand bei Carl Zeiss gearbeitet wurde, um die Bestmarke zu setzen. In den üblichen Tests gelten Objektive als sehr gut, wenn 90 Linienpaare erreicht werden.
Dass ein dermaßen kleiner Sensor von 1/2,5 mit 8 Megapixeln in der aktuellen Technik eine für die Fotografie indiskutable Qualität abliefert, ist damit sicherlich allen klar.
Wem also kann ein solcher Sensor bei optischen Systemen nutzen?
Es gibt industrielle Anwendungen, bei denen diese Spezifikation interessant ist. Zum Beispiel kann man das nutzbare Lichtspektrum auf einen engen Bereich, also eine Farbe, beschränken und auf eine verstellbare Blende verzichten. Damit sind die optischen Probleme weitaus geringer, und eine Optik besser zu berechnen. Ist zusätzlich die Lichtquelle ausreichend stark, dann kann ein solcher Sensor bei der Qualitätskontrolle eingesetzt werden, etwa bei der Produktion von Glasflaschen, die für Millisekunden durchleuchtet werden, um fehlerhafte Produkte zu erkennen.
Doch mit Photographie hat dieser Sensor von Sharp nichts zu tun.
(Adrian Ahlhaus)
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
(c) 2007 Adrian Ahlhaus
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Aus dem Blog: Die Welt der Photographie
Sehr schöner beitrag.
Ob Sharp den gelesen hat
?
M.R.
Auflösungsrekord von Zeiss
[quote=Gast]
Wenn Sie sich, Herr Ahlhaus, auf der Homepage von Carl Zeiss etwas besser informiert hätten, dann wären sie auch auf folgende Seite gestossen:
http://www.zeiss.de/c12567a8003b0478/Contents-Frame/a081a1b1a3598b1ac125711d0050d380
Man lese die Antwort auf Frage 7…[/quote]
Bei besserer Recherche wäre man auf der Zeiss-Homepage auch auf den Auflösungsrekord von Zeiss mit einem serienmäßigen KB-Objektiv gestoßen (400 Lp/mm):
http://www.zeiss.de/C12567A8003B0478?Open Camera Lens News 24
Doch mit Photographie hat dieser Sensor von Sharp nichts zu tun.
Sicher hat das was mit Photographie zu tun, denn er wird in Kameras eingebaut werden. Ausserdem meine ich mich zu erinnern, dass Sharp schon letztes Jahr einen 1/2,5“ Chip mit 10 Megapixeln angekündigt hat.
Solange die Mehrheit der Käufer sich an der Megapixelanzahl orientiert wird sich daran auch nichts ändern.
Ist die Referenz korrekt?
Ich bin wahrlich kein Freund der winzigen Chips mit immer mehr Megapixeln. Aber ich glaube in diesem Beitrag finden wir 2 Fehler: Beim ersten bin ich mir nicht ganz sicher (es wird aber sicherlich Experten mit dem Wissen geben). Die alten Objektive der Minox und auch des speziellen Vergrößerers dazu konnten bis zu 400 Linienpaare auflösen. Das Planar ist für Kleinbild gerechnet und nicht die ideale Referenz für winzige Chips.
Zweitens ist es sicherlich besser, wenn man mehr Pixel hat, als das Objektiv auflösen kann. Wenn z.B. die Auflösung bei beiden identisch ist, hat man doch Verluste, da feine Linien ja auch auf den Trennlinien der Pixel abgebildet werden können. Die Pixel haben schließlich Kanten und sind nicht vollflächig auf dem Chip…
Was meint Ihr???
Ist es nicht sinnvoll, wenn
Ist es nicht sinnvoll, wenn man zwei oder drei Pixel zusammen ausliest und deren Werte addiert. Dann sollte doch ein saubereres Bild wntstehen als wenn man nur einen großen Pixel mit nicht überprüfbarem Rauschen hätte?
Ob da eine Chance in den Miniatursensoren liegt?
Warum nicht einen größeren Sensor herstellen mit 30 MP und mehr hinter einer Festbrennweite und es werden aber nur jeweils 8 MP ausgelesen, bzw zusammengefasst. So könnte man ein geniales Objektiv mit einer wechselnd großen Sensorfläche kombinieren und hätte trotzdemm Zoom. Und nach Definition eine bessere Qualität als es ein Zoom erreichen könnte.
Ich denke ein “zoomender” Sensor könnte preiswerter und zugleich besser arbeiten, zumal ein Zoom dann blitzschnell sein könnte, man denke an die Face-Deection bei Fuji. Die Kamera könnte Objekte, die sich vor dem Hintergrund bewegen formatfüllend automatisch abbilden. Oder der Spezialist liest ein 30MP RAW der Festbrennweite aus, sicher ein Leckerbissen.
Auflösungsvermögen von kleinen Objektiven
Sie haben in der Tat recht: Kleine Linsen / Objektive lösen systembedingt besser auf als Objektive, die für ein grösseres Bildformat gerechnet worden sind.
Ob die Minox-Linsen 400 Linienpaare wiederzugeben vermögen, entzieht sich indessen meiner Kenntnisse.
Wenn Sie sich, Herr Ahlhaus, auf der Homepage von Carl Zeiss etwas besser informiert hätten, dann wären sie auch auf folgende Seite gestossen:
http://www.zeiss.de/c12567a8003b0478/Contents-Frame/a081a1b1a3598b1ac125711d0050d380
Man lese die Antwort auf Frage 7…
Korrekt?
Nun, als Autor möchte ich auf den Text selbst verweisen: Es ist nicht nur eine Frage des technisch machbaren, es ist auch eine Frage des Produktpreises- Für Demonstrationszwecke hatte Minox Ende der Siebziger einige Bilder aus dem eigenen Labor mit einer Diagonale von über 2 Metern präsentiert, und ich möchte der Person und seinem Bericht vertrauen.
Das die 250 Linienpaare je Millimeter an der Grenze des machbaren sind, ist eine Aussage von Carl Zeiss zur Präsentation des Planar 50/1,4 und glaubhaft, weil es 1. ein leichtes wäre der Aussage zu widersprechen, sich damit die Leute von Zeiss der Lächerlichkeit preisgeben würden und 2., weil kein anderes Objektiv nach Imatest-Protokoll solche Leistungsdaten zur Auflösung erreicht und zudem 3., wenn ich mich recht erinnere, die Firma Leica eine Vorgabe von mindestens 90 Lp/mm hat. (Schärfe ist wirklich nicht alles.)
Natürlich macht es einen Unterschied, ob kleine oder größere Bildkreise ausgeleuchtet werden sollen. Es ändert nichts an der Grenze der Fertigung von 2/1000 Millimetern. Wer mehr möchte braucht andere Abbildungsmaßstäbe durch größere Bildkreise.
Leica Apotelyt 280/4 schafft
Leica Apotelyt 280/4 schafft laut Leica 450 Lp/mm. Der Gebrauch eines Sandsackes wird zur Stabilisierung empfohlen, um einen Bruchteil dieser Auflösung zu nutzen.
Mit 50mm Objektiv kann man bei 1/1000 sec nicht mehr die Auflösung eines modernen Diafilms von 100 Lp/mm ausnützen – geht es bei diesem Sensor ohne Stabilisatoren?
Mit Photographie zu tun
hat ein solcher Sensor nichts, denn dass dieser eine indiskutable Bildqualität liefert, mag viele Konsumenten nicht schrecken. Doch was für Bilder kommen dabei zustande? Wenn man diese hinnehmen möchte, dann akzeptiert man auch Handycams – Es fällt mir sehr schwer dieses Draufhalten als Photographie zu sehen, noch dazu, wenn man erlebt, was dabei entsteht. Öl, Aquarell, Photo Grafik und Handy sind leichter zusammen zu fassen.
8 MP Sensor erfordert keine 8 MP Auflösung
Momentan werden vor CCD Sensoren Tiefpassfilter eingesetzt, um unliebsame Moire Effekte zu vermeiden. Eine zu scharfe Abbildung würde das Abtasttheorem verletzen.
Wenn das Objektiv bedingt durch minimale Fertigungstolleranzen und Beugung ein gewisses Auflösungsvermögen nicht überschreitet, kann der Anti-Alliasing-Filter vor dem CCD schwächer ausgeführt werden ohne Moires zu produzieren.
Das Abtastheorem
und die destruktive Wirkung in der Praxis wird bei Schneider-Kreuznach beschrieben. Kurz zusammengefasst: Hat das Objektiv eine deutlich bessere Abbildungsleistung (Schärfe und Kontrast) als ein Sensor, denn wird die mögliche Auflösung, die ein Sensor rechnerisch erreichen könnte, wieder herabgesetzt.
Die Leistung eines Objektivs muss zum Sensor passen, um dessen Auflösungsvermögen optimal zu nutzen.
In meinem Beitrag hätte ich beifügen sollen, das die Leistung des Planar bei Blende 2 erreicht wurde. – Als ich den Beitrag schrieb wusste ich noch nichts davon bei photoscala.de präsent zu sein, mit Lesern und Leserinnen (?) die sich selbst in das Thema hineinfinden. Dann hätte ich wohl auch hinzugefügt, welche bedenkenswerte Auflösungsgrenze durch Beugung bei kleinen Linsensystemen besteht.
Wichtiger Hinweis!
Diese ganze Diskussion betrifft nur jene Fotografen, die alle ihre Aufnahmen von einem superstabilen Stativ machen. *
Alle weniger Kopfgesteuerten gehen lieber spazieren und Fotos machen.
Und wer etwas für die bessere Qualität seiner Fotos tun will, denkt lieber mehr darüber nach, was er wie fotografiert. Das ist der Bildqualität zuträglicher als ein paar Linien Auflösung mehr oder weniger.
*P.S.: Das übrigens auch für die Lektüre von Objektiv-Tests.
– Zum Hinweis
Bei photoscala.de werden keine Fotos vorgestellt. Hier geht es wohl eher um Nachrichten, Trends und Anwendungen. Die anhängenden Kommentare erweitern die vorgelegten Artikel, und deshalb sind diese Meinungen so hilfreich.
Natürlich kann man jederzeit dem Schlachtruf von Canon folgen: Geh spielen!
MTF vom Ricoh GR-D Objektiv
Hier mal das MTF Digramm vom Objketiv aus der Ricoh GR-D bei Offenblende (F2,4):
http://images.digitalkamera.de/Kameras/RicohGR-Digital-MTF-L.jpg
Bei 150 lp/mm werden da noch Kontraste bis zu 60% erreicht, die Auflösungsgrenze wird üblicherweise bei 10% Kontrast angegeben, da kann man also davon ausgehen, dass das kleine Ricoh Objketiv die Zeiss Kleinbild-Optiken locker aussticht.
Die besten Optiken finden sich meiner Wissens übrigens in der Halbleiterfertigung, da wären bei den aktuellen Strukturbreiten im Nanometer-Bereich 250 lp/mm ein schlechter Scherz.
Halbleiterbereich
Das ist eine gänzlich andere Welt der Optik.
Natürlich können Optiken mit engsten Tolerenzen hergestellt werden und helfen eine weitaus besserer Auflösung zu erreichen. Dabei jedoch werden die Grenze der allein mittels Glas erreichbaren Auflösung umgangen. Zum Beispiel werden bei der STED-Mikroskopie Auflösungrenzen unterhalb der Beugungsgrenze erreicht.
Das hat mit Objektiven für die Photographie nichts zu tun, obwohl ein optisches System genutzt wird, ein Licht-Mikroskop.
grenze der kleinheit
hervorragender artikel, der einen wesentlichen teil des verhältnisses zwischen optik und sensorauflösung erklärt.
interessant wären die physikalischen gesetze nach welchen definiert ist, für welche sensorgröße welcher objektivdurchmesser nötig ist.