Die Verbreitung von Kinderpornografie nimmt mit Hilfe des Internets weiter zu. Handy- und Digitalkameras erleichtern dabei die Produktion im privaten Raum und vermindern das Entdeckungsrisiko:

Berlin/Köln – Die Verbreitung von Kinderpornografie nimmt mit Hilfe des Internets weiterhin zu. Obwohl es für ermittelnde Behörden immer wieder einzelne Erfolge gibt, besteht nach wie vor großer Handlungsbedarf. Wie der Verein no abuse in internet (naiin) kritisiert, kommt es nur in wenigen Fällen auch zu Verurteilungen. Zwar werden Produzenten und Konsumenten von Kinderpornografie in vielen Ländern mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft, dennoch kursieren im Web mittlerweile Millionen von kinderpornografischen Bild- und Videodateien. Die Anonymität und Globalität des Internets bieten den Tätern häufig guten Schutz vor einer strafrechtlichen Verfolgung.

„Es muss auf internationaler Ebene noch viel stärker zusammengearbeitet werden. In vielen Ländern gilt Kinderpornografie noch immer nicht als Straftat. Zunächst wäre also eine Harmonisierung des Rechts erforderlich“, sagt Dennis Grabowski, Geschäftsführer von naiin, im Gespräch mit pressetext. Auch die deutschen Behörden müssten noch viel besser ausgestattet werden. Bislang seien die Erfolge der Ermittler nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Selbst nach der weltweit größten Polizeiaktion „Marcy“ im Jahr 2003 habe die Verbreitung von Kinderpornografie weiterhin deutlich zugenommen. Kleinere nationale Aktionen hätten demnach eine noch viel geringere Auswirkung auf das globale Geschäft.

Der Verein naiin hat in seiner sechsjährigen Bestehensgeschichte bislang mehr als 72.000 Hinweise auf Kinderpornografie nachverfolgt. Die Opfer werden von Mal zu Mal jünger. Inzwischen werden schon Babys und Kleinkinder von der Pornoindustrie missbraucht. Auch der Pegel an Gewalt nimmt stetig zu. Die Kinder werden oft geschlagen, gefesselt oder ausgepeitscht. „Eine starke Produktion gibt es vor allem in Osteuropa und im asiatischen Raum. Ein weiteres Problem ist aber auch, dass die Produktion immer mehr im privaten Raum stattfindet“, meint Grabowski gegenüber pressetext. Neue Technologien wie Web 2.0, Handy- und Digitalkameras erleichtern die Produktion und vermindern das Entdeckungsrisiko.

„Genaue Konsumentenzahlen gibt es nicht. Vorsichtige Schätzungen sprechen aber allein in Deutschland von rund 200.000 Pädophilen“, so Grabowski. Hinzu kommen aber auch ganz durchschnittliche Pornonutzer, deren primäre sexuelle Ausrichtung nicht auf Kinder abzielt. Eine US-Studie geht beispielsweise davon aus, dass etwa 15 Prozent aller „normalen“ Pornokonsumenten auch für kinderpornografisches Material empfänglich sind.

(pressetext / Claudia Zettel)