Euphemistische Formulierungen in Pressemeldungen sind uns und unseren Lesern ja immer wieder mal einen Kommentar wert und für Erheiterung gut. Hier ein paar besonders gelungene Beispiele

… die aus einigen Aussendungen der Prophoto GmbH von Anfang Dezember 2006 stammen. Die kompletten Meldungen hier abzudrucken erspare ich mir, da sich die Texte an Laien richten und in der Summe für Fotografen wenig hergeben – bis auf solche Stilblüten:

Geschenkklassiker, wie Töpfe, Pfannen, Socken oder beispielsweise Kettchen, begeistern die wenigsten an Weihnachten. Ganz anders verhält es sich da mit individuellen Geschenken, die die Photobranche zu bieten hat und die sicherlich Freudentränen fließen lässt.

Reinste Werbepoesie. Angesichts der poetischen Formulierung jedoch scheint es den Verfasser bzw. die Verfasserin dann aus der Kurve getragen zu haben: „Was soll mir die Grammatik?“ Doch lässt die Fotobranche tatsächlich Freudentränen fließen? Oder ist nicht vielmehr gemeint, dass die Geschenke solche Tränen fließen lassen?

Der Renner ist mit Sicherheit das selbst gestaltete Photobuch – hier ist jedoch Eile geboten. … Für welches Buchformat man sich entscheidet, hängt von den Photos, aber auch von den persönlichen Vorzügen ab. Klein kann man anfangen bei DIN A6, sich über DIN A5 auf DIN A4 steigern und sogar Großformate von 43,5 cm x 31,5 cm sind möglich. … Innerhalb weniger Tage hält man dann das fertige Werk in den Händen und wird es voller Stolz eventuell nicht verschenken wollen.

Ich wusste bislang noch gar nicht, dass meine Vorzüge etwas mit den Buchformaten zu tun haben, die ich bevorzuge … Vorlieben habe ich zwar, will solche Selbstverständlichkeiten aber nicht unbedingt auch noch lesen. Der letzte Satz schließlich ist einfach nur klasse.

Kochshows im Fernsehen stehen hoch im Kurs und Kochbücher sind schon seit Jahren angesagt. Das Photobuch kann natürlich auch bestens zur Erstellung eines individuellen Kochbuches herangezogen werden. Wer außer dem Hobbyphotographen kann ein solches Werk mit eigenen Photos von den beschriebenen Gerichten und mit Porträts von Familienangehörigen, von denen die Rezepte stammen, zusammenstellen.

Da fällt mir nichts mehr zu ein. Bis auf die Anmerkung, dass den letzten Satz ein Fragezeichen beschließen sollte.

Beim Autofokus wird zwischen manuellem und automatischem unterschieden. Letzterer stellt sich rasanter auf das Motiv ein, schneller als es mit dem manuellen Autofokus möglich ist. Da jedoch das automatische Fokussieren erst beim Auslösen der Kamera beginnt, ergeben sich insbesondere bei Zooms mit großem Zoomfaktor eventuell längere Auslöseverzögerungen. Wird vor dem Auslösen manuell scharf gestellt, so spielt die Auslöseverzögerung keine Rolle.

Dumme Dinger, die wir sind. Glaubten wir doch bislang immer, es gäbe eine manuelle und eine automatische Scharfstellung, wobei letztere auch als „Autofokus“ bezeichnet wird. Angesichts der Entdeckung eines manuellen Autofokus allerdings fließen hier tatsächlich Freudentränen.

Ihnen eine weiterhin heitere Woche

(thoMas)

Nachtrag (11.12.2006; 15:40 Uhr): Das muss doch noch ergänzt werden: Mindestens der letzte zitierte Satz enthält einen kapitalen Fehler: Könnte man durch manuelles Scharfstellen die Auslöseverzögerung tatsächlich gegen Null führen, so wäre das zwar schön, es ist aber falsch. Die Auslöseverzögerung verringert sich in dem Fall allenfalls um die Zeit der Autofokussierung.