Leica will künftig nurmehr einen Berliner Händler direkt beliefern. Ist das der Beginn eines neuen Vertriebskonzeptes? Und: Ist das gut oder schlecht für Leica? Und für die Kunden? Wir haben Leica zu den Hintergründen befragt:
Wie bereits in Leica in Berlin: weniger Läden, mehr Exklusivität berichtet, strebt Leica anscheinend von der Masse zur Klasse. Exakt bedeutet das: Die Leica Camera AG hat die Entscheidung getroffen, Berliner Händler künftig nicht mehr direkt zu beliefern. Nur ein neues Ladengeschäft, das vom Hamburger Händler Leica bei Meister in exklusiver Umgebung eröffnet werden soll, wird in Berlin die Produkte von dem Unternehmen erhalten.
Wir haben Leica – in Person von Steffen Keil, Leiter Vertrieb Deutschland – zu dieser aktuellen Entwicklung und den Auswirkungen befragt:
Warum hat Leica die Verträge in Berlin nicht verlängert?
Die bisherigen Vertriebsverträge sind ausgelaufen und werden nicht verlängert. Entscheidend ist aber unsere wirtschaftliche Entscheidung, zukünftig nur einen Händler in Berlin direkt zu beliefern.
Heißt das, dass man in Berlin Leica-Kameras künftig nur dort kaufen kann?
Wir werden nur einen Händler direkt beliefern, weil wir durch die Konzentration auf einen Partner unseren Vertrieb effektiver gestalten können. Von einem leistungsstarken Leica Händler profitiert auch der Kunde, weil dieser eine Fachhändler mehr Produkte vorrätig hat und mehr Service bieten kann. Leica bei Meister ist deshalb einer der größten Händler Deutschlands geworden, weil die Kunden mit der Servicequalität und Beratung besonders zufrieden sind. Dieses Angebot steht demnächst auch in Berlin zur Verfügung.
Ist es nicht besser, an möglichst vielen Orten Präsenz zu zeigen und Leica-Kameras zu verkaufen?
Nein. Es handelt sich bei den Leica Systemkameras um Produkte, die nur dann wirklich wert geschätzt und außergewöhnlich erfolgreich vermarktet werden können, wenn das umfangreiche Objektiv- und Zubehörprogramm vorhanden ist. Wenn überall nur einzelne Produkte zu sehen sind, nicht aber das ganze Programm, dann ist dies für die Marke und auch den Kunden nicht gut. Zum Erfolg der Marke gehören Aktivitäten wie Workshops und Infotage, die wir im neuen Berliner Geschäft zahlreich anbieten werden.
Was erhoffen Sie sich von dieser Bindung an einen Händler?
Eine bessere und umfangreichere Präsentation der Marke, die Ansprache neuer Zielgruppen und mehr Service und Qualität für die bestehenden Kunden. Mittelfristig für uns auch einen Zuwachs im Umsatz.
Der Kunde muss jetzt u.U. deutlich weitere Wege zum Leica-Händler in Kauf nehmen. Hat er auch Vorteile?
Leica Produkte sind qualitativ außergewöhnlich hochwertige Produkte mit entsprechenden Preisen, die man sich oft für das ganze Leben kauft. Es ist nicht die Milch, die man zweimal pro Woche im Lebensmittelladen nebenan kaufen will. Durch mehr Beratung und bessere Produktauswahl lohnt sich der Weg innerhalb einer Stadt auf jeden Fall.
Werden Sie dieses Konzept auch in anderen Städten verwirklichen?
Die Qualitätskriterien für unseren Fachhandel gelten überall. Zu der Einschränkung der Direktbelieferung auch in anderen Städten gibt es aber keine konkreten Pläne. Es hängt sehr stark von der speziellen Situation vor Ort ab. Wir kennen aber schon andere Städte, in denen Leica Fachhändler in die Marke investieren wollen. In welchen Rahmenbedingungen dies möglich ist, das prüfen wir natürlich aufmerksam.
Das Interview führte Thomas Maschke für photoscala. Wir danken der Firma Leica, im Besonderen unserem Interviewpartner Steffen Keil, für die Beantwortung der Fragen.
(thoMas)