Die Jos. Schneider Optische Werke reduzieren ihr Engagement in der Foto-Optik und stellen die Entwicklungsarbeiten an den vor drei Jahren angekündigten MFT-Objektiven ein. Das teilte die Geschäftsführung des Optik-Herstellers am Donnerstag im Rahmen ihrer jährlichen Bilanzpressekonferenz mit. Schneider-Kreuznach will sich in Zukunft wieder stärker auf die Industrie-Optik konzentrieren und hat hier speziell die Sensorik im Visier, die künftig für netzgesteuerte Fahrzeuge benötigt wird. Der Umsatz des Unternehmens ist im fünften Jahr in Folge rückläufig.

Anlässlich der Bilanzkonferenz 2015 teilte Schneider-Kreuznach mit, die lange angekündigten MFT-Objektive (dazu mehr hier auf photoscala) nicht auf den Markt zu bringen. Aus Sicht der Geschäftsführung würde die derzeitige Absatzentwicklung bei MFT-Systemkameras eine Produktionsaufnahme der Objektive nicht rechtfertigen. Zudem habe sich im Bereich der Industrie-Optik MFT bislang gegen den Nikon-Anschluss nicht durchsetzen können. Ungewiss ist auch, ob die auf der Photokina 2014 vorgestellten Vollformatobjektive (hier mehr auf photoscala) mit Anschluss für Nikon und Canon in Serie gehen werden. Hierzu führt Schneider-Kreuznach an, dass die entsprechenden Fertigungsanlagen mit der Produktion der offenbar stark nachgefragten FF-Xenon-Cine-Objektive ausgelastet seien. Damit beschränkt sich das Angebot an Foto-Objektive weiterhin auf Großbildobjektiven, die vorwiegend über Linhof, Alpa und Cambo vermarktet werden sowie auf ein Nischenprogramm von vier erklärungsintensiven Tilt-/Shift-Objektiven.

Schneider-Kreuznach: Drei Objektive

Ursprünglich sollten diese drei Objektive für Micro-Four-Thirds bereits Ende 2013 auf den Markt kommen.
Jetzt hat sich Schneider-Kreuznach endgültig von ihnen verabschiedet.

 

Im Bereich Foto und Film legt Schneider-Kreuznach somit seinen Schwerpunkt auf die FF-Xenon-Cine-Objektive. Die sind allerdings im deutschen Fotohandel nur schlecht vertreten. Möglicherweise fällt es zahlreichen Fotohändlern schwer, Objektive ohne Autofokus, wie sie im Cine-Bereich gebräuchlich sind, erfolgreich zu verkaufen. Die Cine-Objektive setzt Schneider daher im Wesentlichen über Fachhändler ab, die sich auf den Video-Markt spezialisiert haben sowie an Rent-Unternehmen, welche die Objektive in ihrem Verleihpark führen.

Insgesamt geht also die Bedeutung der Foto-Objektive bei Schneider-Kreuznach stark zurück. Kräftig ausgebaut werden soll dagegen die Entwicklung und Fertigung mechanischer Komponenten vor allem für die KFZ-Industrie; sie wird nun in einen eigenen Geschäftsbereich ausgelagert. Bereits in der Vergangenheit hat Schneider-Kreuznach die feinmechanische Kompetenz aus dem Objektivbau auch für die Produktion von Einspritzventilen für die Zulieferung an Motorenhersteller genutzt.

Der Umsatz der gesamten Schneider-Gruppe ist wie schon in den Vorjahren 2014 erneut zurückgegangen. Das Betriebsergebnis konnte dagegen im Vergleich zum Vorjahr leicht auf eine Million Euro erhöht werden.

Die Entwicklung der Unternehmenszahlen im Einzelnen:

Zahlen der Schneider-Gruppe
  2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Umsatz 93,7 84,5 77,5 86,6 85,5 78 71,8 67,2
Betriebsergebnis 6,0 1,9 2,5 3,6 4,1 0,6 0,6 1
Operativer Cashflow 0,9 0,7 11,4 3,7 4,2 1,6 2,9 3,5
Bilanzsumme 52,5 56,6 48 50,6 50,9 50,0 47,5 47,7
Investitionen 4,5 5,8 1,5 4,6 4,0 2,8 3,6 4,3
(Zahlen in Mio. Euro)
 
Eigenkapitalquote 47 % 41,9 % 49,6 % 49,4 % 49,2 % 45,8 % 53,6 % 53,70%
Mitarbeiter 556 642 620 660 660 637 630 620

 

Umsatz nach Konzernsparten (in Mio. Euro)
  2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Foto (Photo Imaging) 64,3 51,5 47,8 48,5 42,3 39,6 42,9 31
Kino (Entertainment Imaging) 11,1 12,2 14,2 12,0 9,0 9,1
Industrie (Industrial Solutions/Imaging Systems) 18,3 20,8 15,5 26,1 34,2 29,3 28,9 21,8
Precision Engineering   14,4

 

(Christoph Jehle/Martin Vieten)