Den verständlichen Traum von einem die Generationen verlustfrei überdauernden Bild, diesen Traum sollte man als Märchen vom „Mann im Mond“ abtun und nicht Mondpreise bezahlen für eine Option, die nicht existiert:

Drucken Sie Bilder auf Papier aus, das eine Kunststoffbeschichtung hat, zum Beispiel an der Oberfläche, um die Tinten aufzunehmen? Die üblichen Papiere für Fotodrucker sind von solcher Art. Doch über die Haltbarkeit solcher Papiere lasen Sie bisher nirgendwo einen Test. Es gibt keinen.

Es gibt nur jene Angaben, die etwas simulieren, was nie den tatsächlichen Bedingungen entspricht und sich schwerlich testen lässt. Einzig die Zeit wird Aufschluss geben, wie lange diese Papiere halten werden.

Ach, werden Sie fragen, was sollen die Angaben über die Haltbarkeit von Bildern bedeuten? Und worauf beziehen sich diese Angaben, wenn selbst das allseits bekannte Wilhelm Imaging Research Angaben zur Langlebigkeit von Bildern macht. Deren ermittelte Jahreszahlen werden gerne zitiert, insbesondere von den Herstellern für Drucker.

Der genaue Blick offenbart, worum es bei diesen Angaben wirklich geht. Es geht um den Zusammenhang von speziellen Tinten mit ganz besonders hochwertigen Papieren. Und hier beginnt die Konfusion. Werden die Angaben und Argumente für diese und jene Druckertinte, ob Dye oder Pigment, oder für bestimmte Papiere, auf eine Grundlage gestellt, bleibt eigentlich nichts übrig als eine Halde von hohlen Marketing-Argumenten.

Kann man nun die Angaben für die eigene Arbeit mit Fotos nutzen? Ja, man kann, nur anders, als die Hersteller aus der Druckerindustrie es gerne hätten.

Sehen wir uns die Grundlagen zur Haltbarkeit an, von der jedes ausgedruckte Bild bestimmt wird.

Historisches vorweg: Dass Fotos über hundertfünfzig Jahre haltbar seien, ist keineswegs ein Argument, da dies – so absolut isoliert von der Wirklichkeit – nicht stimmt, weil ohne Beleg.

Alle Fotos sind nach wenigen Jahrzehnten bereits deutlich verblasst. Es liegt schon darin begründet, dass die Farbstoffe, alle Farbstoffe eines jeden Herstellers, ausbleichen und sich auch ohne Lichteinflüsse destabilisieren, dann allerdings deutlich langsamer. Dies gilt grundsätzlich auch für schwarzweiße Fotos, obwohl reines Bildsilber eine sehr stabile Substanz ist.

Und genau darum geht es bei jedem Bild auf der Grundlage von Bildsilber. Die beigemischten chemischen Substanzen, die seltenst auch nur weitgehendst ausgewaschen wurden, und niemals vollständig ausgewaschen werden können, setzen der Bildinformation zu, zerstören allmählich die bildgebende Schicht. Die Folge: Jedes Bild verblasst.

Fotopapier verändert sich selbst unter den besten Bedingungen. Längstens hundertfünfzig Jahre sollen es sein, doch nur, wenn der Hersteller hochwertigste Papierqualität produzierte, wenn die Fotochemie weitestgehend ausgewaschen wurde und es frei wäre von chemischen Zusätzen, wenn die Vielzahl der schädlichen Umwelteinflüsse außen vor bliebe, dann allerdings wird das Papier nicht so schnell von weiß nach gelblich verändert. Verändern, so zeigt die Erfahrung, wird sich jedes Papier.

Da die optimalen Bedingungen eigentlich nie existierten, dies in der Vergangenheit der fotografischen Geschichte so niemals geschah, und die Bilder aus den ersten Tagen der Photographie – soweit diese überhaupt erhalten blieben – nur mit hohem konservatorischen Aufwand bewahrt werden können, zeigt dies schon, dass die heutigen Hersteller ein äußerst fragwürdiges Versprechen abgeben, wohl wissend, in einigen Jahrzehnten nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Tatsächlich, einige Tinten, insbesondere die Pigmenttinten, weisen eine messbar lange Stabilität auf und sind gegen Ausbleichen deutlich resistenter als Dyetinten oder viele billige Tinten. Diesen Sachverhalt belegen jene Test, deren Überinterpretation ich bedenklich, in manchen Fällen auch als verlogen empfinde, weil die Hersteller es besser wissen müssten.

Tatsächlich gemessen werden kann die Reaktion auf Licht. Dagegen kaum hinreichend prognostizierbar sind die Einflüsse von chemischen Verunreinigungen und Rückständen, von Mikrobenbefall und Feuchtigkeit.

Für die Einflüsse des Lichts gibt es Alterungstests, bei denen die Exposition um ein Vielfaches dessen herauf gesetzt wird, was der tagtäglichen Beanspruchung der Bilder durch das Licht, insbesondere durch ultraviolettes Licht, entspricht.

Die ermittelten Daten lassen sich hochrechnen – Auf was? Auf ein Zersetzen der Farben von 30 oder 50 %, oder ein entsprechendes Ausbleichen? In Kenntnis dieser, mit wissenschaftlichen Methoden ermittelten Daten, wird jedes heute unter höchstem Aufwand ausgedruckte Bild nach 10 Jahren nicht mehr wie neu aussehen können.

Was überhaupt nicht zu testen ist: Das „Ausdünsten“ jener Weichmacher, die in den Kunststoffen des Fotopapiers enthalten sind. Die die Tinten aufnehmenden Kunststoffe erzeugen nicht nur den makellosen Hochglanz eines Papieres oder die edle, seidene Oberfläche, sie fixieren auch die Tinten in der Tiefe dieses Kunststoffes. Der Abbau der Weichmacher ist nicht aufzuhalten. Damit wird auch der Kunstoff zersetzt und so jede Bildinformation auf der Grundlage von Tinten.

Ein Expositions-Test kann nichts darüber aussagen, wie schnell oder langsam ein Weichmacher ausdiffundiert. Zwar ist bekannt, dass ein in das Molekül eingebundener Weichmacher (Copolymerisation) nur sehr langsam entschwindet, doch ist auch bekannt, dass dies fortwährend geschieht. Beispielsweise gibt eine Lebensmittelverpackung aus Kunststoff den enthaltenen Weichmacher an die Fette des Lebensmittels ab. Es sind zahllose andere Beispiele für das Ausdiffundieren von Weichmachern bekannt.

Der gleiche zerstörerische Effekt wird auch auf alle Fotopapiere mit Anteilen von Kunststoff einwirken. Zugleich stellen die chemischen Restsubstanzen in den Papieren eine weitere Unwägbarkeit dar, um genaue Vorhersagen über die Haltbarkeit von Fotopapieren mit Kunststoffen treffen zu können.

Man kann also eher davon ausgehen, dass unter besten Bedingungen ein ausgedrucktes Bild nach der halben als der maximal ermittelten Zeit, nach etwa 75 Jahren, nur noch rudimentäre Informationen enthält, dass heißt, die Farben sind generell deutlich verblasst und einzelne Farbanteile teilweise entschwunden, schon bedingt durch die sich ändernde Zusammensetzung der die Farben fixierenden Schichten aus Kunststoff.

Dass sich alle Fotopapiere verändern, das sagt schon die Erfahrung mit den bisherigen Fotopapieren, die relativ stabiles Bildsilber in einer Gelatineschicht einschlossen. Die weitaus weniger stabilen Farben für den Fotodruck mit Computersystemen werden auf die sich altersbedingt verändernde Schichten deutlich empfindlicher reagieren, da diese Tinten sehr eng auf die Toleranzen der chemischen Zusammensetzung der Schichten abgestimmt sind. Bereits geringe Toleranzen in der Produktion lassen die Tinten unbestimmbar anders reagieren, besonders bei der Lebensdauer der Bilder.

Den verständlichen Traum von einem die Generationen verlustfrei überdauernden Bild, diesen Traum sollte man als Märchen vom „Mann im Mond“ abtun und nicht Mondpreise bezahlen für eine Option, die nicht existiert.

(Adrian Ahlhaus)

Mit freundlicher Genehmigung des Autors
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Aus dem Blog: Die Welt der Photographie