Die Geschicke der „klassischen“ Rollei (jetzt Franke & Heidecke, Braunschweig) und der „modernen“ Rollei (Rollei GmbH, Berlin) driften seit Anfang des Jahres auseinander

Die Rollei GmbH ist ja zum 2. Januar 2006 nach Berlin umgezogen, während Franke & Heidecke als eigenständige Firma in Braunschweig weitermacht (siehe Rollei: Zurück zu den Anfängen – hin zu neuen Ufern). Franke & Heidecke scheinen auf einem aussichtsreichen Pfad, kooperieren weltweit mit Sinar und in den USA mit Horseman und konzentrieren sich auf professionelle Kameras: Rolleiflex & Sinarback im „Super-Digitalbundle“. Es steht zu erwarten, dass sich diese Rückbesinnung bzw. die Fokussierung auf Kernkompetenzen zur photokina 2006 auch in neuen Produkten niederschlägt. Dann wird man auch sehen, wie aussichtsreich dieser Pfad ist und ob er gangbar ist.

Was aber macht die moderne Rollei?

Da gab es doch um die photokina 2004 herum interessante Kooperationen, die wirklich Digitalkameras mit den so genannten und nicht ganz unwichtigen „Alleinstellungsmerkmalen“ verhießen: Zum Beispiel die Rollei dk4010 in Kooperation mit Kyocera, die aus naheliegenden Gründen nicht weitergeführt werden konnte (das Unternehmen hat sich ja nun komplett aus dem Kamerageschäft verabschiedet – siehe Keine Neuigkeiten von Contax und weiterführende Links). Aber da war auch noch die Rollei dr5, entstanden aus einer Kooperation mit Ricoh. Seit nunmehr über einem Jahr ist aber nichts Neues nachgekommen, obwohl Ricoh durchaus etwas zu bieten hätte, zum Beispiel die Caplio R3 mit Bildstabilisierung.

Der Sprecher von Rollei, Hasso Graf Bülow von Dennewitz, Kommunikationsberater, äußert sich dazu wie folgt: in der Vergangenheit hat Rollei gute Erfahrungen mit dieser Zusammenarbeit gemacht. Bei Rollei kann man sich gut vorstellen, diese auch in Zukunft fortzusetzen. Zuvor bedarf es einer sorgfältigen Abstimmung der Produktstrategien der beiden Firmen.

Eine sehr diplomatische, leider auch nicht sehr viel aussagende Antwort, bei der zwischen den Zeilen zu lesen ist: Augenblicklich keine Kooperation im Gange oder auch nur geplant. Schade.

Schade um Rollei.

Aktuell werden Digitalkameras oder MP3-Player in Fernost eingekauft – vieles davon von der taiwanesischen Firma Premier – und als „Rollei“ verkauft. Nichts davon mit „Haben-wollen-Faktor“, denn diese Kameras gibt es auch von anderen, von Billiganbietern (nur der Schriftzug ist ein anderer), und nicht selten preiswerter und mit mehr Zubehör. Eigenständige Entwicklungen respektive Eigenständigkeit sind nicht zu erkennen. Das mag eine Zeit lang gut gehen, dem einst guten Namen Rollei bekommt das allerdings nicht. Ganz abgesehen davon, dass es aufgrund der schnellen Modellwechsel und der ständig sinkenden Preise augenblicklich nicht eben einfach ist, mit kompakten Digitalkameras Geld zu verdienen.

Da können Franke & Heidecke heilfroh sein, dass sie nicht mehr „Rollei“ heißen, und auch, dass die Geschicke der beiden Firmen nicht mehr verknüpft sind. Der Name „Rollei“ wird zwar wohl nicht untergehen, denn er lässt sich nach wie vor gut vermarkten (siehe Voigtländer usw.), doch was die Firma „Rollei“ angeht, ist das nicht so sicher.

(thoMas)