Pressefotografie wird für Pressefotografen immer mehr zum brotlosen Geschäft. Der ungebrochene Trend zu mehr Aktualität und weniger Qualität setzt der Branche zu; gegen den Smartphone-Nutzer vor Ort ist schwer anzukommen:

Neue Internatplattformen ermöglichen es jedem Smartphone-Nutzer, seine Schnappschüsse direkt an die Medien zu verkaufen. „Die Welt ändert sich. Wie andere Berufsgruppen auch, müssen wir uns weiterentwickeln. Wer nur abwartet und jammert, wird untergehen“, sagt der Schweizer Pressefotograf Thomas Studhalter.

Die andauernd besser werdenden Kameras der Smartphones haben dazu geführt, dass Amateurfotos langsam Einzug in die Medien halten. Apps wie Scoopshot oder Tackable befördern diesen Prozess. Jedes Foto kann damit direkt an Medienunternehmen verkauft werden. Die Preise bewegen sich typischerweise bei etwa 30 Euro pro Aufnahme. „Das ist gar nicht so schlimm. Große Fotoagenturen setzen die Fotografen viel stärker unter Druck. Sie zahlen üblicherweise nur wenige Cent pro Foto. Außerdem zerstören sie im Gegensatz zu den Amateuren auch das lukrative Geschäft mit den Magazinen“, so Studhalter.

Tagesaktuelle Medien zahlen seit jeher verhältnismäßig wenig für Fotos. Durch den wirtschaftlichen und zeitlichen Konkurrenzdruck aus dem Internet bricht der Markt aber zusehend zusammen. „Auch bei Qualitätsmedien spielt die Qualität der Fotos immer seltener eine Rolle. Schnelligkeit ist alles, was zählt“, so Studhalter. Auch an anderer Front bedrängt die technische Entwicklung die Fotografen. „In wenigen Jahren wird die Qualität von Videoaufnahmen so gut sein, dass man perfekte Standbilder extrahieren kann. Dann werden keine Fotografen mehr ausgeschickt, sondern nur noch VJs“, glaubt Studhalter.

Durch die Veränderungen im Geschäft mit Pressefotos tun sich auch Chancen für Fotografen auf. „Die Wirtschaft grenzt sich gerne von den tendenziellen schlechter werdenden Pressefotos ab. Hier gibt es Möglichkeiten für Fotografen. Der Nachwuchs sollte außerdem auch bewegte Bilder schießen lernen. In Zukunft werden sich auch in der direkten Zusammenarbeit mit Online-Portalen neue Geschäftsfelder auftun. Ich bin optimistisch“, sagt Studhalter. Auch technisches Know-how zahlt sich laut dem Profi aus. 3D-Fotografie und Panoramafotos beispielsweise eröffnen neue Märkte.

(pte / Markus Keßler)