Logo Metz mecatech GmbHNach der Insolvenz der Metz-Werke GmbH & Co. KG hat die Fürther Daum-Gruppe deren Blitz- und Kunststoffsparte übernommen. Was der Hersteller von Motoren für E-Bikes und Fitnessgeräten mit den Geräten der Marke Mecablitz vorhat, war lange ungewiss. Doch jetzt gab die neugegründete Metz mecatech GmbH bekannt, die Blitzgeräte-Fertigung in Zirndorf nachhaltig stärken zu wollen. Wie, das hat photoscala-Autor Christoph Jehle die beiden Geschäftsführer der Metz mecatech gefragt.

Seit November 2014 ist die Metz-Werke GmbH insolvent. Ende April 2015 verkündete Insolvenzverwalter Joachim Exner dann: „Metz: Zukunft gesichert“. Seither war viel vom chinesischen Hersteller Skyworth zu lesen, der die TV-Sparte von Metz erworben hat und Entwicklung sowie Produktion von Metz-Fernsehern am Standort Zirndorf fortführen will. Die Blitz- und Kunststoffsparte ging dagegen an die Daum-Gruppe, ein Hersteller von Fitnessgeräten und Motoren für E-Bikes. Wie in deren Portfolio die traditionsrechen Mecablitz-Geräte passen sollten, blieb lange im Dunkeln und ließ Schlimmstes für deren Zukunft befürchten.

Ab sofort firmiert die von den Metz-Werken übernommen Blitz- und Kunststoffsparte als Metz mecatech GmbH am alten Standort in Zirndorf. Ebenfalls hier wird der chinesischen Elektronik-Konzern Skyworth TV-Geräte der Marke Metz entwickeln und produzieren. Bei der Metz mecatech soll nach Angaben des Unternehmens die SMD-Leiterplattenbestückung als neues Geschäftsfeld erschlossen werden, Großkunde wird die Daum-Gruppe werden. Was das alles mit der Zukunft der Mecablitze zu tun hat, hat photoscala-Autor Christoph Jehle die beiden Geschäftsführer der neuen Metz mecatech, Gerd Betz und Lauri Jouhki, gefragt:

photoscala: Gibt es künftig Lieferverflechtungen zwischen Metz mecatech und TV?
Lauri Jouhki: Zunächst sei klarstellend erwähnt, dass die Fürther Daum-Gruppe das komplette Firmenareal samt aller Gebäude und Hallen erworben hat und dem chinesischen Erwerber der TV-Sparte (Skyworth) Büro- und sonstige Flächen vermietet werden. Im Bereich SMT (surface mounted technology) wird die Metz mecatech GmbH solange als (externer) Lieferant für den chinesischen TV-Erwerber (der seit 1.6. unter Metz Consumer Electronics firmiert) tätig sein, solange dieser deutsche Technologie einsetzen möchte. Nach unserem jetzigen Wissensstand wird dies wohl bis in den Herbst dieses Jahres sein.

photoscala: Metz war bislang auch OEM im Blitzbereich. Wird dies fortgeführt?
Gerd Betz: In der Vergangenheit wurden Metz-Blitzgeräte für namhafte Kamerahersteller, wie z. B. Leica oder Samsung, in Zirndorf entwickelt und auch produziert. Derartige Partnerschaften sollen nicht nur fortgeführt, sondern möglichst ausgebaut werden, da auch damit der Standort Zirndorf gestärkt wird.

photoscala: Das SCA-System wurde zuletzt auf einen Stabblitz reduziert. Bleibt der im Sortiment?
Gerd Betz: Der Stabblitz (76MZ5) bleibt bis Ende des Jahres im Sortiment.

photoscala: Mecablitz unterscheidet sich von Wettbewerbern durch das „Made in Germany“, das jedoch nicht geschützt ist. Welche USP sind für Mecablitz geplant?
Gerd Betz: Für die Metz mecatech GmbH ist „Made in Germany“ ein realer und fester Bestandteil unseres Standortkonzeptes. Entgegen früherer Projekte des ehemaligen Metz-Managements, die Produktion von Blitzgeräten immer mehr nach Fernost zu verlagern, verfolgen wir konsequent den umgekehrten Weg. Selbst die zwischenzeitlich bereits ausgelagerte Produktion des neuen mecablitz 26AF1 wurde gestoppt und soll ab dem Sommer ebenso komplett am Firmensitz Zirndorf stattfinden.

photoscala: Bei den Studioblitzgeräten greift man auf chinesische Produkte zurück, die in Zirndorf mit großem Zeitaufwand an die deutschen Vorschriften angepasst werden mussten. Wird sich bei diesen Blitzgeräten etwas ändern?
Gerd Betz: Im Bereich Studioblitz wurde – wie von Ihnen bereits erwähnt – unter hohem Zeitaufwand ein durchaus hoher Qualitätsstandard erreicht, den uns der Markt bestätigt. Vor diesem Hintergrund und der Aufrechterhaltung der Lieferfähigkeit werden wir die Studioblitzgeräte vorerst weiter beziehen. Mittelfristig ist nicht auszuschließen, auch dieses Konzept zu überdenken.

photoscala: Bei den LED-Leuchten hatte man das Problem, dass der Hersteller in Fernost die gleichen Modelle auch dem Wettbewerb exklusiv angeboten hatte. Wie positioniert sich Metz hierzu?
Gerd Betz: Dass „Metz“ hinsichtlich LED (ebenso) im Wettbewerb steht, war von Anfang an klar. Ebenso, dass jeder Hersteller versucht, seine Produkte divers abzusetzen und entsprechende Angebote unterbreitet. Für uns ist dies daher kein „Problem“ im engeren Sinne, sondern ein Umstand, mit dem wir umgehen. Ansonsten verfolgen wir auch in diesem Segment unsere konsequente Qualitätsstrategie, mit der wir uns vom Wettbewerb abheben.

photoscala: Immer mehr Hersteller kommen mit Licht auf den Markt, das sich per App steuern lässt. Thema für Metz?
Lauri Jouhki: Wir beschäftigen uns entwicklungsseitig bereits mit diesem Thema und testen derzeit verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten.

photoscala: Welche Vorteile hat der Handel, wenn er Mecablitze verkauft?
Lauri Jouhki: Der Handel bekommt bei den Blitzgeräten ein lupenreines „Made in Germany“-Produkt, welches höchsten Qualitätsansprüchen entspricht. Metz-Blitzgeräte sind (und bleiben) voll kompatibel zu führenden Kamerasystemen (update via USB). Sie sind im direkten Vergleich zu anderen Blitzgeräten leistungsstärker und für den Endkunden preisgünstiger.
Metz hat einen ausgezeichneten Ruf in der Fotowelt, sei es bei Berufsfotografen, Semiprofis oder engagierten Hobbyfotografen. Darauf aufbauend ist es eines unserer Ziele, Metz-Blitzprodukte zukünftig verstärkt in neue Ziel- und Anwendergruppen zu bringen und auch damit den Handel zu stärken.

photoscala: Gibt es so etwas wie eine zeitnahe Update-Zusage, wenn Kamerahersteller neue Features einführen?
Lauri Jouhki: Auch diese Thematik ist und bleibt ein fester Bestandteil unserer Konzeption. Wir beobachten den Kameramarkt weiterhin aufmerksam und permanent, um so schnell wie möglich notwendige Anpassungen unserer Blitzgeräte einleiten zu können.

photoscala: Welche Kamerasysteme unterstützt Metz künftig? Das war zuletzt nicht mehr wirklich überschaubar.
Gerd Betz: Metz Systemblitzgeräte werden für digitale Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras der Hersteller Canon, Nikon, Sony, Olympus/Panasonic, Fuji, Pentax und Samsung angeboten.

Gerd Betz und Lauri Jouhki

Gerd Betz (links) und Lauri Jouhki (rechts)
führen die Geschäfte der neuen Metz mecatech GmbH.

 

Gerd Betz (51) ist seit fast 25 Jahren bei Metz. Zuletzt leitete er bei den Metz-Werken in seiner Funktion als Prokurist das Unternehmenscontrolling. In der Geschäftsführung der Metz mecatech GmbH verantwortet er die Bereiche Finanzen und Personal.
Lauri Jouhki (30) ist in der Geschäftsführung der Metz mecatech GmbH für die Bereiche Technik und Vertrieb verantwortlich.

Unter der Domain www.metz-mecatech.de wird das Angebot an Mecablitz-Geräten zukünftig erreichbar sein. Derzeit wird sie noch auf den Navigationspunkt „Aufnahmelicht“ der bisherigen Website umgeleitet. Die neue Website ist laut Lauri Jouhki in Arbeit und wird in Kürze zur Verfügung stehen.

(Christoph Jehle / Martin Vieten)