Die einen meinen, das war die langweiligste photokina aller Zeiten. Andere sehen das ganz anders. Und ich habe auch meine Meinung dazu:

Die Koelnmesse vermeldet zum Messeschluss folgende Zahlen: 1579 Anbieter aus 46 Ländern und über 162.000 Besucher aus 152 Nationen sind es gewesen. Damit liegt diese photokina in etwa auf gleichem Niveau wie die photokina 2004.

Die Stimmung bei den Ausstellern ist, soweit ich das erfragen und erfahren konnte, sehr gut, sie alle sind mit der Messe hochzufrieden.

Anders die Kollegen. Unter denen herrscht die Meinung vor, dies sei eine sehr langweilige photokina gewesen. Auch der ein oder andere photoscala-Leser hat entsprechend kommentiert.

Ich sehe das ganz anders.

Ein Grund für das vermeintliche Fehlen von Neuheiten ist das Internet samt photoscala und Kollegen. Vieles war schon im Vorfeld bekannt; in den letzten vier Wochen etwa wurden viele neue Geräte vorgestellt, die dank Online-Berichterstattung bereits bekannt, aber erstmals hier auf der photokina fürs Publikum zu sehen waren. Keine Sensationen, zugegeben, aber durchaus interessante Modelle: Nikon D80, Pentax K10D, EOS 400D, Olympus E-400, Sigma SD14, …

Und zweitens war gerade diese photokina eine der spannendsten angesichts dessen, was sich hinter den Kulissen abspielte und jetzt erst bekannt wurde. Gerade auch aus Sicht der deutschen Fotoindustrie:

Leica kauft, und wird nicht etwa verkauft.
• Franke & Heidecke stellt mit der Hy6 eine hochinteresseante Mittelformatkamera mit Zukunftsperspektiven vor.
• Zeiss stellt eine ganze Reihe Objektive vor, darunter auch Neuheiten. Obzwar manuell fokussierend, zeigt sich Zeiss so aktiv wie schon lange nicht mehr und vertritt auch seine Qualitätsansprüche mehr offensiv denn vornehm-untertreibend (siehe Zeiss-Objektive für Nikon, Leica und Hasselblad).
• Hartblei darf Zeiss-Linsen in ukrainische Fassungen einbauen, was lange Zeit undenkbar und unvorstellbar gewesen wäre (siehe Carl Zeiss zeigt Objektive für Nikon, Leica und Hasselblad unten)
• Rollei zieht sich schrittweise aus dem Digitalkamerageschäft zurück (siehe Rollei GmbH schrumpft).

Es bewegt sich viel, auch in der deutschen Fotolandschaft. Mehr als lange Zeit. Und das meiste davon sind erstmal positive Nachrichten. Wir reden hier sicher nicht von erneutem Erblühen zu alter Größe. Aber wir reden davon, dass die deutsche Fotoindustrie – die verbliebenen kleinen Teile davon – im Bereich Mechanik und Präzision anscheinend was auf die Beine stellen will und kann. Und auch digital mit dabei ist. Das ist doch was. Mehr, als in vergangenen Jahren gesagt werden konnte.

(thoMas)