Kodak LogoKodak USA musste heute „freiwillig“ Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen. Der Konzern ist damit zahlungsunfähig und geht in die Insolvenz; in der Hoffnung auf Reorganisation. Die Tochtergesellschaften außerhalb der USA sollen von dem US-Verfahren nicht betroffen sein, deren Geschäftstätigkeit normal weiterlaufen:

Er gibt einfach nicht auf, mit seiner Wortwahl, und mit der verzweifelten Hoffnung auf „Reorganisation“: Antonio M. Perez, langjähriger Kodak-Chef, der seit vielen Jahren die „digitale Transformation“ und Reorganisation des amerikanischen Konzerns beschwört, der dabei immer tiefer in die roten Zahlen rutschte. So titelt Eastman Kodak auch jetzt, da Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt wird, so: Eastman Kodak Company and Its U.S. Subsidiaries Commence Voluntary Chapter 11 Business Reorganization (Die Eastman Kodak Company und deren US-Töchter beginnen mit der freiwilligen Geschäftsreorganisation nach Chapter 11).

Was faktisch bedeutet, dass Kodak zahlungsunfähig ist und dank dem Gläubigerschutz nach Chapter 11 seine Verbindlichkeiten vorerst nicht bedienen muss, sondern – unter Insolvenzverwaltung – versuchen kann, sich neu aufzustellen. Gläubiger können Forderungen allenfalls über das Insolvenzgericht geltend machen.

Vor wenigen Tagen noch hatte Kodak eine Neustrukturierung des Konzerns verkündet. Die sieht ja nun ganz anders aus, auch wenn der Schritt nicht unerwartet kommt. Nachdem Kodaks reale Produktionsbereiche die letzen Jahre über immer Verlust eingefahren haben (ausgenommen der analoge Filmbereich) und der Börsenkurs zuletzt dramatisch abgestürzt war, dürfte das größte Vermögen der Firma in ihrem Patentportfolio und in den Markenrechten „Kodak“ liegen.

(thoMas)
 

Nachtrag (19.1.2012; 20:12 Uhr): Aufgrund der gleich folgenden Erklärung von Kodak Deutschland einen neuen, letzten Satz in der Einleitung eingefügt („Die Tochtergesellschaften außerhalb der USA sollen von dem US-Verfahren nicht betroffen sein, deren Geschäftstätigkeit normal weiterlaufen“).

Die Stuttgarter Kodak GmbH äußert sich in einer Pressemitteilung wie folgt:

NORMALE GESCHÄFTSTÄTIGKEIT DER WELTWEITEN KODAK TOCHTERGESELLSCHAFTEN TROTZ DER FREIWILLIGEN ANMELDUNG VON CHAPTER 11 IN DEN USA

Tochtergesellschaften außerhalb der USA sind von dem US-Verfahren nicht betroffen und nicht Gegenstand der gerichtlichen Aufsicht.
Die Warenlieferungen und die Dienstleistungen an die Kunden laufen weltweit normal weiter.
Das Unternehmen hat sich $ 950 Millionen an Massedarlehen-Finanzierung in den USA gesichert.
Kodak durchläuft eine Reorganisation, um seinen Fortbestand als profitables und nachhaltiges Unternehmen sicherzustellen.

19. Januar 2012 – Nach der heutigen Ankündigung, dass die Eastman Kodak Company („Kodak“ oder das „Unternehmen“) und seine US-Tochtergesellschaften eine freiwillige Reorganisation der Geschäftstätigkeit gemäß Chapter 11 begonnen haben, wies Kodak darauf hin, dass seine Tochtergesellschaften außerhalb der USA von dem Verfahren nicht betroffen sind und ihre Geschäftstätigkeit normal weiterläuft. Daher werden bei dieser internationalen Geschäftstätigkeit alle bestehenden und zukünftigen Verpflichtungen gegenüber Kunden und Lieferanten weiterhin erfüllt.

„Unser Europa-Geschäft ist von der freiwillig getroffenen Entscheidung, Chapter 11 anzumelden, nicht betroffen, sondern dieser Restrukturierungsprozess bezieht sich auf das Mutterunternehmen Eastman Kodak Company in USA.” so Philip Cullimore, Managing Director Europe, “In Europa haben wir unser Geschäfte mit Business-to-Business Druckanwendungen signifikant steigern können. Diese Bereiche sind in Europa erfolgreich und wachsen schnell.“

Die Neuorganisation der Geschäftstätigkeit soll die Liquidität in den USA und im Ausland stärken, es soll außerdem nicht-strategisches geistiges Eigentum verkauft werden und bestehende Verpflichtungen sollen angemessen reduziert werden, damit sich das Unternehmen auf seine wichtigsten Sparten konzentrieren kann. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren wegweisende Investitionen in Digitaltechnologien sowie Materialbeschichtungstechnologien getätigt, die ca. 75 % seiner Einnahmen aus den digitalen Geschäftsbereichen im Jahr 2011 generiert haben.

„Kodak macht einen wichtigen Schritt, um es unserem Unternehmen zu ermöglichen, seine Reorganisation abzuschließen“, sagte Antonio M. Pérez, CEO und Chairman. „In der Zeit, als wir unsere Digitalsparte aufbauten, sind wir auch endgültig aus bestimmten traditionellen Bereichen ausgestiegen. Dabei haben wir 13 Produktionsstätten und 130 Verarbeitungslabors geschlossen und unsere Belegschaft seit 2003 um 47.000 Mitarbeiter reduziert. Wir müssen nun diese Reorganisation abschließen, indem wir unsere Kostenstruktur weiter verbessern und unsere nichtstrategischen Vermögenswerte effizient veräußern. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren Stakeholdern, um als effizientes Unternehmen weiter bestehen zu können, das weltweit führend im Bereich Digital Imaging und der Werkstoffentwicklung ist.“

„Unser Ziel ist die Wertmaximierung für unsere Stakeholder, einschließlich unserer Mitarbeiter, Pensionäre, Gläubiger und Pensionstreuhänder. Außerdem konzentrieren wir uns auf die Zusammenarbeit mit unseren geschätzten Kunden“, fuhr Perez fort.

Kodak hat diesen Schritt nach vorangegangenen Gesprächen mit wichtigen Auftraggebern unternommen und plant eine einvernehmlich gestaltete Restrukturierung im Sinne seiner Stakeholder. Kodak geht davon aus, dass die Restrukturierung in den USA im Laufe des Jahres 2013 abgeschlossen sein wird.

„Der Verwaltungsrat, die Geschäftsführung und ich betonen ausdrücklich unsere Wertschätzung für die harte Arbeit und die Loyalität unserer Mitarbeiter“, sagte Perez. „Kodak steht für eine Kultur der Zusammenarbeit und der Innovation. Unsere Mitarbeiter verkörpern diese Kultur und sind ein wesentlicher Bestandteil unseres zukünftigen Erfolgs.“

Das Unternehmen und sein Verwaltungsrat werden von Lazard, FTI Consulting Inc. und Sullivan & Cromwell LLP beraten.

Weitere Informationen über den Antrag nach Chapter 11 stehen online unter www.kodaktransforms.com zur Verfügung. Lieferanten und Vertriebspartner erhalten Informationen unter 0711-406-5120.