Heute schließt die photokina in Köln ihre Tore, für zwei lange Jahre. Was hat sie Neues gebracht, was waren die Eindrücke, was die Höhepunkte? Eins jedenfalls blieb, wie es war: Fotografen sind – meistens – freundlich:

Zunächst einmal: Mein Eindruck ist, dass diese photokina weniger pompös war als vorherige. Große Stände der Großen, das ja. Aber nicht so üppig wie in der Vergangenheit. Die kleinen Chinesen mit den lustigen und skurrilen Angeboten fehlten fast völlig – zumindest haben wir sie diesmal nicht gefunden.
 

Foto thoMas

Die beiden Konzeptstudien von Olympus

 
Letztlich doch eher erstmal vage Vorankündigungen gab es eine ganze Menge. Fujifilm mit kommenden Kameras für den neuen Super-CCD EXR Sensor, Olympus mit einer Micro-Four-Thirds-Kamera und einer ambitionierten kleineren Schwester zur E-3, Sigma mit DP2 und SD15.

Die analoge Fotografie blühte mehr im Verborgenen. Kodaks Professional Ektar 100 und Fujifilms GF670 Professional waren zwei der wenigen Neuheiten in diesem Bereich. Projektoren? Vergrößerer? Altbekanntes, das ja, wenn auch in homöopathischen Dosen, aber wir haben nichts Neues gefunden.
 

Foto

 
Aber etwas Beeindruckendes: mit der IMAGO war eine Großbildkamera mit den Abmessungen 7x4x3 m zu sehen, die einen Menschen im Maßstab 1:1 in Schwarzweiß ablichten kann.

Ganz anders die digitale Fotografie. Sie ist mit dieser photokina insofern erwachsen geworden, als die Kameras deutlich besser sind als noch vor zwei Jahren. Sie sind mittlerweile so gut, dass mit dem Kauf der einen nicht schon der Kauf der nächsten, dann viel besseren, Kamera, ins Kalkül gezogen werden muss. Und das zu vernünftigen Preisen. Das gilt für Kompakte und Spiegelreflexen. Pentax‘ K-m ist ein Beispiel, dem die anderen bald folgen werden.
 

Foto thoMas

Steven J. Sasson (rechts) mit seiner Kamera; daneben Prof. Gottfried Jäger.

 
Der Erfinder der digitalen Kamera, Steven J. Sasson von Kodak, der die „filmless photography“ entwickelte und bereits vor mehr als 30 Jahren erste Digitalfotos mit 100×100 Pixeln bei 4 Bit machte, wurde dafür jetzt auch von der DGPh geehrt. Wir berichteten: DGPh-Kulturpreis geht an Digitalkamera-Erfinder.

Foto der S2 von Leica

Das bis zur photokina bestgehühtete Geheimnis und für viele auch das Glanzlicht dieser photokina war AFRikaLeicas S2, auf die Leica sichtlich stolz ist: Wir können‘s noch!, so ein Techniker von Leica bei der Präsentation. Noch ist die Kamera nicht fertig – 20% ihrer endgültigen Leistungsfähigkeit erst soll sie derzeit erreichen – doch was es zu sehen gab, das beeindruckte schon. Inklusive der Tatsache, dass Leica für sich reklamiert, den einzigen Autofokus zu haben, der wirklich punktgenau scharfstellt. Dies ist laut Leica auch dem geringen Spiel der Objektivkomponenten geschuldet – und in der Tat: MIndestens das Vorserienmuster wirkte wie ein sehr gutes, manuell zu fokussierendes Objektiv; da klappert und wackelt und spielt nichts. Ein Preis wurden noch nicht genannt, und es gibt auch noch keinen: Leica will bis kurz vor Auslieferung im Sommer 2009 warten, bis er festgelegt und bekanntgegeben wird. Der Preis werde sicherlich ein wenig über vergleichbaren Modellen liegen, er solle aber auf jeden Fall konkurrenzfähig sein. Nachdem Hasselblad derzeit heftig Preise reduziert, wird die Mittelformat-Leica vielleicht preiswerter, als wir alle dachten.
 

Foto Ralf Jannke

 
Die S2 ist, nebenbei, auch Technologieträger für die R10. Die kommt, es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, sie wird Autofokus haben. Alte R-Objektive sollen funktionieren, umgekehrt aber werden neue AF-R-Linsen wohl nicht an alten R-Kameras verwendbar sein, so war zu erfahren. Noch blieb auf dem Leica-Stand der Platz für die R10 frei: Sie kommt bald… steht über dem leeren Podest für die Neue.

Anderen gilt die Lumix G1 von Panasonic als die Zukunft der digitalen Kamera bzw. als ein Schritt in die richtige Richtung, digitale Möglichkeiten endlich konsequent zu nutzen. Man wird sehen.

Um zum Schluss unsere Einleitung nochmal aufzugreifen: Bei aller durchaus vorhandenen Verschrobenheit der Individuen – die Fotobranche ist eine freundliche. Das gilt für die Besucher, die auch im Messestress und -gedränge und -gerempel überwiegend freundlich und verständnisvoll bleiben, das gilt aber auch für die Händler und Hersteller, die sich durchaus Konkurrenz machen, aber meist nicht sonderlich gram sind. Und auch mit den Journalistenkollegen ist gut auskommen.

So war die Stimmung auf der photokina denn auch – bei all den Menschen und dem Gewimmel, besonders am Wochenende – eine friedliche und freundliche. Fotografen unter sich.

Und, und damit dann aber Schluss: Unter den Fotografen waren auch junge. Gefühlt deutlich mehr als in den Jahren davor. Insofern: Fotografie hat Zukunft.

(thoMas)
 

Foto Ursula Tausendpfund