Die deutsche Sprache reicht heute anscheinend nicht mehr aus, um die Berufs- und Geschäftswelt mit ihren vielfältigen Tätigkeiten zu beschreiben. Anglizismen und – noch schlimmer – Denglisch-Ausdrücke haben längst Einzug gehalten. Was toll klingt, muss aber nicht unbedingt verständlich sein:

Fast jede Branche hat ihre eigenen Fachausdrücke, aber allen gemeinsam ist die Zunahme von Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen aus dem Englischen. Im Zuge der Internationalisierung der Geschäftswelt, auch Globalisierung genannt, ist es sinnvoll, wenn eine Managementfunktion für alle verständlich bezeichnet wird. Ob diese Notwendigkeit auch auf die Sachbearbeiter-Ebene angewendet werden muss, kann mit guten Gründen bezweifelt werden.

Sie können mich jetzt rückständig oder eine „Landpomeranze“ nennen, weil ich der „Internationalität der deutschen Sprache“ nicht in allen Fällen etwas abgewinnen kann, aber ich will Ihnen Beispiele aufzeigen. Ein Unternehmen, das etwas auf sich hält, nennt sich (auch intern) selbst „company“. Der Kundendienst heißt längst „Customer Service“. Der dortige Mitarbeiter „Customer Service Agent“. Haben Sie eine Reklamation bezüglich einer Rechnung, werden Sie an die Abteilung „Billing“ vermittelt. Unsere Englisch-Kenntnisse werden also ständig gefordert und erweitert.

Anspruchsvoll wird es, wenn die englischen Bezeichnungen abgekürzt werden. Dies wird gerne auf Visitenkarten praktiziert, weil der Platz für die schwungvollen Bezeichnungen nicht immer ausreicht. Im Zusammenspiel Fachhandel – Hersteller übernimmt der KAM (Key Account Manager) die Vertriebsaufgaben (heißt jetzt Sales), unterstützt von einem CMS (Channel Marketing Specialist) für die Sales Promotion (Verkaufsförderung).

Verständnislose Blicke, vor allem auf Messen, sind manches Mal inklusive. Der Kreativität sind bei den Wortschöpfungen keine Grenzen gesetzt. Böse Zungen behaupten sogar, dass manches Unternehmen eigens hierfür einen Spezialisten im Human Resource Management (Personalabteilung) beschäftigt. Das spiegelt sich auch in den Stellenanzeigen der großen deutschen Tageszeitungen wider: Ausschreibungen für einen „Developer“ , „Software Engineer Manager“, „Business Consultant“ und „Financial Analyst“ sind nur einige Beispiele. Da kommt richtig Freude auf, wenn „nur“ ein Steuerfachgehilfe gesucht wird. Einige Bezeichnungen grenzen wirklich an Schaumschlägerei und der Prinz entpuppt sich als Frosch.

Die Vorstandsetage geht mit gutem Beispiel voran. Mit Vergnügen erinnere ich mich an meinem ersten Termin mit dem damaligen CEO meines Arbeitgebers. Ich bin da ganz ehrlich, ich hatte keine Ahnung, was „CEO“ bedeutet. Das geräumige Büro mit dem leergefegten Schreibtisch waren mir Antwort genug. Alle Kollegen benutzten das Kürzel mit einer Selbstverständlichkeit, als ob es die Bezeichnung Vorstandsvorsitzender nie gegeben hätte. „CEO“ wurde zum feststehenden Begriff, der direkt vor dem Namen fast wie „Dr.“ oder andere akademische Titel gesetzt wurde. Lediglich der Name dahinter änderte sich in immer kürzeren Abständen (das ist aber eine andere Geschichte).

Die Positionen im Vorstand sind mit bestimmten Ressorts verbunden. Aus dem Englischen haben viele deutsche Unternehmen die Postenbezeichnungen übernommen. Im englischen Management board (Vorstand) gibt es eine Vielzahl an Chiefs. Besonders häufig wird verwendet:

Chief Executive Officer – kurz CEO
Der alleinige Geschäftsführer oder der Vorsitzende des Vorstandes wird als CEO bezeichnet. Er leitet das Unternehmen und arbeitet mit den anderen Chiefs zusammen. Er ist aber deren Vorsitzender und das „Gesicht“ des Unternehmens in der Öffentlichkeit. Ihm obliegt es, alle Fäden in der Vorstandsetage zusammenzuführen.

Chief Financial Officer – kurz CFO
Der CFO wird auf deutsch als Finanzvorstand oder kaufmännischer Geschäftsführer bezeichnet. Der CFO hat die Ergebnisverantwortung des Unternehmens. Die Planung des profitablen Wachstums sowie alle Themen rund um Kapital und Finanzen obliegen ihm.

Chief Information Officer – kurz CIO
Der CIO ist der IT-Vorstand. Er sichert die Bereitstellung aller Dienstleistungen der Informationstechnologie im Unternehmen. Häufig gibt es ihn aber nicht, seine Aufgaben werden oftmals am CFO aufgehängt.

Chief Technical Officer – kurz CTO
Der CTO ist der technische Vorstand im Unternehmen. Er ist unter anderem für die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zuständig.

Chief Operating Officer – kurz COO
Der COO ist ein Vorstandsmitglied und zuständig für das operative Geschäft (Tagesgeschäft). Er ist in der Geschäftsführung verantwortlich für die Optimierung betrieblicher Abläufe. Häufig ist der COO auch für das Qualitätsmanagement im Unternehmen zuständig.

Chief Marketing Officer – kurz CMO
Der CMO ist für die Marketingaktivitäten des Unternehmens zuständig. Insbesondere die Kommunikationspolitik und Distributionspolitik des Unternehmens werden von ihm strategisch geplant. Er zeichnet verantwortlich für das gesamte Marketing-Mix des Unternehmens.

Das ist nur eine kleine Auswahl an Bezeichnungen, die Liste lässt sich noch beliebig verlängern. Doch damit sind Sie für die photokina erstmal gewappnet.

(Andrea Günaydin)