Walter Zapp – Pionier der Fototechnik und Erfinder der „Spionagekamera“ – der Minox – wäre am 4. September 100 Jahren alt geworden:

Anlässlich des 100. Geburtstages von Walter Zapp hat die Firma Minox eine Pressemitteilung zu Person und Firma verfasst, die wir hier umso lieber wiedergeben, als sie sehr interessant ist:

Die Wetzlarer MINOX GmbH feiert am 4. September 2005 ein ganz besonderes Jubiläum: zum 100sten mal jährt sich der Tag, an dem der geniale Erfinder der MINOX Kleinstbildkamera, Walter Zapp, das Licht der Welt erblickte. Mit der Konstruktion der vor allem als Spionage-Kamera weltweit berühmt gewordenen MINOX legte Zapp im Jahre 1936 den Grundstein für die Entstehung des hessischen Traditionsunternehmens. Sein Ideenreichtum und eine schier unermüdliche Schaffenskraft ließen eine Vielzahl von optischen Präzisionsinstrumenten entstehen und ihren geistigen Vater als einen der großen Visionäre und Pioniere in die Geschichte der Fototechnik eingehen. Vor zwei Jahren war der aus dem lettischen Riga stammende Deutschbalte im Alter von 97 Jahren in der Schweiz verstorben, wo er seinen Lebensabend verbracht hatte.

1936 gelang dem jungen Konstrukteur mit dem Bau der winzigen Ur-MINOX die Verwirklichung eines großen Traumes – die Miniaturisierung der Fotokamera. Trotz geringster Abmessungen – die MINOX konnte mühelos in einer Faust verschwinden – lieferte bereits der voll funktionsfähige Prototyp Bildergebnisse von hervorragender Qualität. Nur zwei Jahre später wurde diese Kamera in einer überarbeiteten Version als so genannte Riga MINOX in der Hauptstadt Lettlands vom staatlichen Elektrogerätewerk VEF in Serie gebaut und ab dem 12. April 1938 auf den Weltmarkt gebracht. Das beliebte 8×11 mm Negativformat war geboren, für das noch heute in Wetzlar hoch präzise und kompakte Kleinstbildkameras von Hand gefertigt werden.

Doch der 2. Weltkrieg setzte diesem Erfolg ein schnelles Ende. Um der drohenden Verschleppung durch die russischen Besatzer zu entgehen, floh Walter Zapp nach Deutschland, eine Riga-Kamera sowie ein Holzmodell aus der Konstruktionsphase im Gepäck.

In Berlin arbeitete er zunächst bei der AEG an der Entwicklung des ersten Elektronenmikroskops mit. Nach dem Kriegsende tat sich schließlich in Deutschland auch für die MINOX eine neue Chance auf. Mit Hilfe der amerikanischen Siegermacht sowie seines alten Freundes und langjährigen Partners Richard Jürgens gründete Zapp in Wetzlar die MINOX GmbH. Geld für die Serienfertigung sowie einen neuen Firmensitz in Heuchelheim bei Gießen brachte die Beteiligung der dort ansässigen Zigarrenfabrik Rinn & Cloos. Bereits 1948 lief die erste MINOX „Made in Germany“ – technisch überarbeitet und nun aus leichtem Aluminium gebaut – vom Band und als Exportschlager rund um die Welt.

Unüberbrückbare Differenzen mit dem Mehrheitseigner sowie die Ablösung seines Partners Jürgens von der Geschäftsführung brachten den Chef-Entwickler und -Konstrukteur Zapp schon im Jahr 1953 dazu, das Unternehmen zu verlassen. Den weltweiten und stetig wachsenden Erfolg seiner Erfindung konnte er schließlich nur noch aus der Ferne beobachten. Die MINOX war längst auch zum beliebten Werkzeug von Akteuren des kalten Krieges avanciert, ein Liebling der Spione.

Erst zu Beginn der 90er Jahre, nach Zeiten der größten MINOX-Firmenkrise, nahm ein neues Management wieder Kontakt zum Erfinder und Firmengründer auf. Man besuchte Zapp an seinem neuen Wohnort in der Schweiz, wo er seit Jahrzehnten lebte und machte ihm ein Angebot, das er nicht abschlug. Im Alter von 90 Jahren nahm Walter Zapp am 01. September 1989 als Entwicklungsingenieur nach über 40 Jahren die Arbeit bei MINOX wieder auf. Noch im Jahr 1990 erschien das von ihm erdachte Taschenteleskop MINOX T8.

Als Krönung seines Lebenswerkes erhielt Walter Zapp noch im hohen Alter zahlreiche Ehrungen und Würdigungen seines Schaffens, darunter ein Ehrendoktortitel der lettischen Akademie der Wissenschaften in Riga sowie der estnische Orden „Kreuz der Heiligen Maria“, der vom Staatspräsidenten persönlich verliehen wurde.

Der Tatendrang des Walter Zapp blieb bis zu seinem Lebensende ungebrochen. Zahlreiche Ideen brachte er noch in Form von Konstruktionszeichnungen zu Papier – darunter seine ganz persönliche Vision einer „Kleinstbildkamera für das 21. Jahrhundert“.

(thoMas)