Piktogramm: SelfieDas Selbstporträt ist ein altes fotografisches Sujet. Doch seitdem auf Armlänge weggestreckte Smartphones als Aufnahmegerät dienen, ist daraus das „Selfie“ geworden – mit manchmal fatalen Konsequenzen für den Fotografen. So richtig kurios wird es hingegen, wenn ein Schopfaffe ein Selfie von sich knipst, und das Urheberrecht juristisch geklärt werden muss…

In dem Moment, da der Fotograf nicht mehr unter ein Tuch schlüpfen musste, war der Weg zum Selbstporträt frei: Man musste nur noch die Kamera auf einen Spiegel richten. Als dann Fern- oder Selbstauslöser aufkamen, konnte sogar die Kamera aus dem Foto herausgehalten werden. Mit dem Aufkommen der Smartphones und der damit verbundenen Möglichkeit, Aufnahmen via soziale Netzwerke schnell und komfortabel zu „teilen“ wurde aus dem Selbstporträt dann das Selfie: Ein schneller Schuss mit dem auf Armlänge gehaltenen Smartgerät (neuerdings per „Selfie-Stick“ sogar noch weiter entfernt) bevorzugt mit dessen Frontkamera, sodass das Display als Sucher dient.

Piktogramme: Selfies

Selfies können in vielen Situationen gefährlich sein. In welchen, erklärt eine Broschüre des russischen Innenministeriums.
 

Doch die Aufnahme eines Selfies ist mit weitausgrößeren Gefahren verbunden als die Fotografie eines altehrwürdigen Selbstporträts. Wie das US-Portal Mashable unlängst berichtete, sollen dieses Jahr bereits zwölf Personen bei der Aufnahme eines Selfies ums Leben gekommen sein. Durch Haiangriffe starben bis dahin acht Menschen – sind Selfies also gefährlicher als ein Bad im Meer?

Häufigste Todesursachen bei Selfies sind Stürze. Besonders tragisch ist der Fall eines japanischen Touristen, über den die BBC berichtete. Der 66-jährige war ausgerutscht und unglücklich gestürzt, als er versuchte, ein Selfie auf den Stufen des Taj Mahal aufzunehmen.

Nicht immer ist es aber einfach nur Pech, das ein Selfie zur tödlichen Angelegenheit werden lässt. Auf der Suche nach dem besonderen Thrill begeben sich „Selfie-Shooter“ gezielt in gefährliche Situationen. So musste unlängst der „Waterton Canyon Park” in Denver, Colorado bis auf weiteres geschlossen werden, weil immer mehr Besucher Selfies mit den dort lebenden Bären schießen wollten. Und die Süddeutsche Zeitung berichtet von einem lebensgefährlichen Trend unter Jugendlichen, Selfies auf Bahngleisen aufzunehmen. Da wundert es nicht, dass laut der auf Mashable veröffentlichten Statistik, Bahnunfälle die zweithäufigste Todesursache bei Selfies sind.

Besonders ausgeprägt ist der Hang zu gefährlichen Selfies auf der Jagd nach vielen „Likes“ in den sozialen Netzwerken offenbar in Russland. Das russische Innenministerium hat jetzt gar eine Broschüre gedruckt, die vor besonders gefährlichen Selfie-Situationen warnt und bei öffentlichen Anlässen verteilt werden soll.

Selfie: Schopfaffe

Schießt ein Tier wie dieser Schopfaffe Selfies mit der Ausrüstung
eines Tierfotografen, unterliegen die Fotos nicht dem Schutz des Urheberrechts.

 

Die fortschreitende Automatisierung der fotografischen Aufnahmen – die moderne Selfies ja überhaupt erst möglich macht – hat aber noch ganz andere Konsequenzen: Auch Primaten können nun einfach auf den Knopf drücken und so ein ansehnliches Selbstporträt von sich anfertigen. Auf diese Weise hat ein Schopfaffe im Jahr 2011 ein Selfie mit der Kamera des Tierfotografen David Slater aufgenommen. Prompt kam natürlich die Frage auf, wer denn nun das Urheberrecht an der Aufnahme habe. Slater beanspruchte es für sich, doch die US-Copyright-Behörde hat nun entschieden: Kein Mensch kann die Urheberschaft an einem Foto für sich beanspruchen, das ein Tier aufgenommen hat.

(Martin Vieten)