Cosina-LogoCosina und Kompetenz – die scheint für manchen auf den ersten Blick nicht so recht zusammenzugehen. Doch wie man sich täuschen kann. Einige der interessantesten und besten Produkte der letzten Jahrzehnte stammen von dieser japanischen Firma – wurden bzw. werden aber gerne auch von Premiumanbietern unter eigener Marke vertrieben:

Foto: Cosina

Wie viele andere japanische Unternehmen auch, war der in der japanischen Präfektur Nagano ansässige Optik- und Kamerahersteller Cosina Co.,Ltd. bislang sehr zurückhaltend, Informationen zu seiner Vergangenheit und den aktuellen Kompetenzen des Unternehmens zu veröffentlichen. Das ändert sich nun ein wenig. Cosina hat kürzlich damit begonnen, Einblicke in die Geschichte und die aktuelle Produktion zu geben.

Gegründet wurde Cosina im Jahre 1959 unter dem Namen Nikoh Co., Ltd. Mit Beginn der 1960er Jahre profitierte Cosina von der steigenden Nachfrage nach Fotoapparaten auf dem japanischen Heimatmarkt, wo immer mehr Menschen ihre eigene Umwelt in Bildern festhalten wollten. Im Jahre 1965 besaßen schon 50 % aller Haushalte eine Kamera. Drei Jahre später waren es schon 60 % und in den frühen 1970er Jahren 70 %. Ein guter Teil dieser Kameras waren preiswerte Kompaktkameras.

Kameraproduktion

1966 begann Cosina mit der Instamatic N 284 die Produktion von Kameras für die Instant-126-Kassetten von Kodak. Mit dem Anstieg des inländischen Kameraabsatzes begann damals auch der Export japanischer Kameras. Ende der 1960er Jahre wurde mit der Cosina of Europe in Amsterdam ein Ableger für den europäischen Markt gegründet. Zur gleichen Zeit begann die Produktion Foto: Cosinavon OEM-Kameras für ausländische Marken. Zu den ersten dieser Modelle zählt die um 1970 unter dem Namen Universa Interflex TL für Europafoto gefertigte Spiegelreflexkamera mit dem für dieses Kameramodell typischen Auslöseknopf.

In den folgenden Jahren kamen mit der Hi-Lite EC (1973) und der Hi-Lite 405 chrom (1976) weitere SLR-Kameras auf den Markt, die in Deutschland über die Hähnel Vertriebsgesellschaft in Erftstadt vermarktet wurden.

Im Laufe der 1970er Jahre wechselte Cosina unter dem Eindruck der Pentax ME auf eine kleinere Bauform, die in Deutschland vom Fotohändler Porst vertrieben wurden. Dazu zählte die Porst Compact Reflex mit M42-Anschluss (1977), für die es mit dem AEC-Controller einen Aufsatz gab, der eine Zeitenautomatik ermöglichte.

Nach Übernahme des Pentax-K-Bajonetts kam mit der CT-1 (1979) mit mechanischem Verschluss und auch ohne Batterie nutzbar, eine neue Kamerabauform auf den Markt, die gewissermaßen die technische Grundlage der späteren mechanischen Bessas darstellt. In der Konstruktion dieser mechanischen Kameras finden sich Ähnlichkeiten zu den FX-3-Kameras der Marke Yashica.

Foto: Cosina

Im Bereich der elektronisch gesteuerten Kameras wurde zu Beginn der 1980er Jahre mit der CS 3, die in Deutschland auch als Porst Compact Reflex OC-N verkauft wurde, eine weitere Spiegelreflexkamera mit Zeitenautomatik in kompakter Bauform auf den Markt gebracht. Die Kameras mit elektronischer Zeitautomatik lassen sich bis heute auf dieses Modell zurückführen. In leicht abweichenden Konfigurationen wurde es von Cosina als Nikon FM 10/FE10, Konica TC-X, Canon T60 und Olympus OM-2000 für praktisch alle Fotomarken produziert. Ausnahmen waren Minolta, die in Malaysia bzw. China über entsprechende eigene Kapazitäten oder Fertigungs-Partner (Seagull) verfügten und Kyocera, die ihre Fertigung der Yashica FX-3 auf Phenix übertragen hatten.

Im Jahr 1980 präsentierte Cosina mit der CX-1 und der CX-2 zwei Kompaktkameras, für die es in der Folge sogar ein Unterwassergehäuse gab. Weitere Bedeutung erhielten diese beiden Kameras als Vorbild für die Lomo-LC-A der Kamerafabrik Lomo im damaligen Leningrad, die auch viele Jahre später den Auslöser für die Gründung der Lomographischen Gesellschaft bildete.

Objektivproduktion

1982 begann Cosina mit der Herstellung von Wechselobjektiven für Spiegelreflexkameras verschiedener Hersteller. Für Vivitar, Tamron und Exakta produzierte man damals Wechselobjektive mit eigenem Autofokus-Modul zu Einsatz an Kameras ohne AF. Und für Vivitar fertigte man mit dem Serie-1-Qdos-Zoom ein Objektiv für die Herstellung von Stereo-Aufnahmen. In Folge der Einführung von Autofokuskameras nahm Cosina in den 1990er Jahren die Produktion von Autofokus-Wechselobjektiven für Spiegelreflexkameras auf, die unter zahlreichen Markennamen verkauft wurden.

Foto: Cosina

Als im Jahre 1998 die „kleinste japanische Kamerafabrik“ Yasuhara, die ihre Kameras bei Phenix in China auf der Basis der Yashica FX-3 bauen ließ, mit der Yasuhara T981 eine Messsucherkamera für das Folgejahr ankündigte, wählte auch Cosina den Schritt zurück und stellte mit der Cosina 107-SW und dem 4,5/15-mm-Objektiv mit Asphären eine Kamera vor, die auf dem Grundgerüst der Cosina-Spiegelreflexkameras basierte und bald darauf als Voigtländer Bessa-L mit dem Super Wide-Heliar 4,5/15 mm Asph. das Licht der Welt erblickte.

Bekannte Partner

Im Jahr 2000 erschien die Bessa-R-Messsucherkamera als Urmutter aller Bessa-Messsucherkameras. Von der zweiten Generation dieser Kameras war zeitweise auch eine Variante als Rollei 35 RF verfügbar, deren Objektive in Braunschweig aus Rollei-Linsensätzen und Fassungen von Cosina montiert wurden.

Foto: Cosina

Die Fertigungsmöglichkeiten und Kompetenzen von Cosina werden bis heute bei zahlreichen Herstellern der optischen Industrie hochgeschätzt. Als optischer und feinmechanischer Fertigungsdienstleister ist Cosina ein vielfach vernetzter Zulieferer von optischen Spezialitäten. Siehe z.B. auch: Die Voigtländer Bessa III (und ihre Hintermänner). Und so verwundert es nicht, dass im Jahr 2005 ein Vertrag über die technische Zusammenarbeit mit Carl Zeiss unterzeichnet wurde: die Zeiss-Ikon-Messsucherkamera wurde gemeinsam entwickelt und wird von Cosina gefertigt.

(CJ)
 
 
Bildquelle: Cosina