Foto Peggy Sirota; Shalom with an orangeIn den Hamburger Deichtorhallen zeigen derzeit 50 Starfotografen ihre Visionen von Schönheit:

 
 
 
 

Foto Miles Aldridge; Homeworks #3, 2008

Miles Aldridge; Homeworks #3, 2008, Lambdaprint, 101,6×152,4 cm

„Ich mag keine langweiligen Frauen. Ich mag keine schönen Frauen. Ich mag sonderbare Frauen, obsessive Frauen, verrückte Frauen.“

 
Traumfrauen. Der Titel zur Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen gibt sich reichlich naiv. Klingt so, als wüsste man nicht, dass Traumfrauen, dass Schönheit doch etwas ganz Subjektives sind. Doch genau darum soll es in dieser Schau ja auch gehen, um subjektive Visionen des Schönen – gesehen von 50 Fotografen und Fotografinnen wie Peter Lindbergh, Sheila Metzner, Bettina Rheims oder Albert Watson. Ein subjektiver Blick, den die Ausstellungsmacher Nadine Barth und Ingo Taubhorn mit „klassisch, glamourös, persönlich, lyrisch, ironisch, eigenwillig und visionär“ zu umschreiben versuchen.
 

Foto Greg Delves; White Hood 1    Foto Peggy Sirota; Shalom with an orange

Links: Greg Delves; White Hood 1, Alek Wek, long Island 1997, Lambdaprint, 101,6 x 76,2 cm / Rechts: Peggy Sirota; Shalom with an orange, Arizona 2006, C-Print, 48,5 x 38,7 cm

Greg Delves: „Das Bild entstand 1997 für Harper’s Bazaar. Die Story basierte auf einer Idee von Science-Fiction-Filmen und -Fotos aus den siebziger Jahren und sollte von futuristischen Accessoires handeln. Wir hatten eine Location ausgesucht, die eine Atmosphäre von der Abgeschiedenheit einer Mondlandschaft ausstrahlte. Zusätzlich war sie mit allerlei Requisiten aus Plexiglas ausgestattet, um die neuartigen Eigenschaften der Accessoires zu betonen. Als Kind der Sechziger war ich immer schon vom supermodernen Appeal der Fotografie fasziniert gewesen. In meinen Arbeiten aus dieser Zeit, habe ich mich darauf konzentriert, grafisch starke Bilder zu machen, in denen das Modell heroisch wirkt.“

Peggy Sirota: „Ich glaube, dass eine Frau schön aussieht, wenn sie sich schön fühlt, ganz egal wie die Formen ihres Körpers oder die Konturen ihres Gesichts beschaffen sind. Frauen sind strahlend, wenn sie sich geliebt fühlen.“

 
Schon öfter waren in den Deichtorhallen Ausstellungen zu sehen, welche die Welt der Mode, des Glamours und der Werbung mit jener der Kunst zu verbinden trachteten – und auch diesmal ist es so: Viele der hier gezeigten Bilder würden perfekt als Werbefotografien passen, doch Ausstellung und Buch wollen mehr: Frauen mit Persönlichkeit sollen gezeigt werden, Traumfrauen, die anders sind.
 

Foto Sheryl Nields; Scarlett Johansson

Sheryl Nields; Scarlett Johansson, Sun Valley, Los Angeles 2006, Lightjetprint, 76,1 x 101,4 cm

„Schönheit ist ein Zustand der Anmut.“

 
Doch das gelingt nur partiell. Nur wenige der hier gedruckten Fotografien zeigen Traumfrauen in diesem Sinn: dass sie auf ungewöhnliche Art schön sind. Kaum eine ältere Frau – abgesehen von der Schauspielerin Vanessa Redgrave oder der Künstlerin Louise Bourgeois – ist hier zu sehen: „Traumfrauen“ heißt für die Ausstellungsmacher und Fotografen zumeist: schlanke Frauen unter Dreißig. Man muss das nicht unbedingt kritisieren, darf sich aber schon fragen, was der Mehrwert einer solchen Schau ist: Die meisten der gezeigten Bilder findet man – so oder so ähnlich – in besseren Modemagazinen. Schon das (reichlich konventionelle) Coverbild zeigt eine klassische Schönheit: Angelina Jolie.

Nicht allzu lange mag man in diesem Buch blättern. Die Traumfrauen, irgendwie sind sie alle ein bisschen langweilig, man kennt sie schon. Genauso übrigens, wie die nett gemeinten Statements der Fotografen. Die Fotografen sagen zumeist Allerwelts-Sätze wie „Ich mag keine langweiligen Frauen. Ich mag keine schönen Frauen. Ich mag sonderbare Frauen, obsessive Frauen, verrückte Frauen“ über ihre Bilder. Um die „Wahrheit von Schönheit“ soll es in der Ausstellung gehen. Doch auf der Suche nach dieser Wahrheit sind die Macher nicht eben weit gekommen.

(Marc Peschke)
 

Foto Albert Watson; Breaunna Close-Up

Albert Watson; Breaunna Close-Up, Las Vegas, 2001, Inkjetprint, 81,3×122 cm

„Wenn du aus einer Kleinstadt in Schottland kommst, und dich einige Jahre später mit einer Kamera in Las Vegas wiederfindest, dann ist das gerade so, als ob man in einer anderen Galaxie ist. Und jemanden wie Breaunna zu treffen, die damals als Domina arbeitete, war sehr inspirierend. Sie lebt in einer exotischen und erotischen Welt – das hat mich fasziniert.“

 
 
Beteiligte Fotografinnen und Fotografen

Camilla Åkrans / Miles Aldridge / Enrique Badulescu / Walter Chin / Liz Collins / Elaine Constantine / Greg Delves / Michelangelo di Battista / Horst Diekgerdes / David Drebin / Tony Duran / Arthur Elgort / Jenny Gage & Tom Betterton / Nathaniel Goldberg / Torkil Gudnason / Henrik Halvarsson / Pamela Hanson / Steve Hiett / Marc Hom / Matt Jones / Greg Kadel / Ali Kepenek / Paola Kudacki / David LaChapelle / Peter Lindbergh / Glen Luchford / Dan Martensen / Ralph Mecke / Sheila Metzner / Nino Muñoz / Tom Munro / Sheryl Nields / Vincent Peters / Rankin / Bettina Rheims / Paolo Roversi / Satoshi Saïkusa / Luis Sanchis / Norbert Schoerner / Stéphane Sednaoui / Peggy Sirota / Michael Thompson / Donna Trope / Diego Uchitel / Max Vadukul / Albert Watson / Bruce Weber / Jan Welters / Olaf Wipperfürth / Yelena Yemchuk

Titelabbildung Traumfrauen

Katalog

Nadine Barth (Hrsg.)
Traumfrauen (bei amazon.de)
Mit Texten von Katharina von der Leyen, Ingo Taubhorn sowie einem Interview mit Prof. Winfried Menninghaus von Brigitte Werneburg
Gebunden. 224 Seiten mit 150 Abbildungen
DuMont Verlag. Köln 2008
ISBN 978-3832191023
€ 49,90

Ausstellung

Bis 9. November 2008
Traumfrauen. 50 Starfotografen zeigen ihre Vision von Schönheit (beachten Sie das Video auf der Seite)
Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstr. 1-2, 20095 Hamburg
Tel. 040 – 32 10 3-0, Fax 040 – 32 10 3-30