Die Enkel von Franke und Heidecke setzen die Foto-Tradition in Braunschweig fort, während eine Rollei GmbH nach Berlin geht und das Multimedia-Geschäft forciert. Das heißt, Rollei will und wird sich (wieder einmal) neu strukturieren und positionieren:

Rollei in einer Pressemeldung dazu: Braunschweig, den 23.09.2005 – Aus der Rollei Produktion GmbH wird die Franke und Heidecke GmbH, Feinmechanik und Optik. Das Unternehmen führt am Standort Braunschweig die Fertigung von professionellen fototechnischen Produkten, feinmechanisch-optischen Komponenten sowie Hochleistungsobjektiven weiter. Außerdem übernimmt Franke & Heidecke exklusiv den weltweiten Vertrieb der Profiprodukte und bietet selbstverständlich auch den Service für diese Produkte an. Um diesen neuen Aufgaben gerecht zu werden, übernimmt Franke & Heidecke Mitarbeiter der Rollei GmbH.

Im Jahr 2004 übertrug die Rollei Fototechnic GmbH die Gerätefertigung auf die Rollei Produktion GmbH. Nach Eintritt von Kai Franke und Rainer Heidecke in den Gesellschafterkreis – beides Enkel der ehemaligen Firmengründer, wurde die Rollei Produktion GmbH umbenannt in Franke & Heidecke GmbH, Feinmechanik und Optik und ist auf dem ehemaligen Rollei-Werksgelände angesiedelt. Die Geschäftsführung besteht aus den ehemaligen Rollei-Managern Hans Hartje, Karl-Heinz Krings, Rolf Sabban und Reiner Schönrock. Die neue Firma Franke und Heidecke produziert weiterhin die bekannten Profikameras unter der Marke Rolleiflex sowie fototechnisches Zubehör, feinmechanisch-optische Komponenten und Hochleistungsobjektive. Weitere Geschäftsfelder sind Prototypenbau und Kleinstserienfertigung sowie die Entwicklung maßgeschneiderter optischer Lösungen.

Soweit, so gut.

Das bedeutet, dass es jetzt zwei „Rolleis“ gibt: Eine Rollei GmbH, die wohl noch im Herbst nach Berlin übersiedelt, wo auch deren Geschäftsführer Dr. Oliver Fix beheimatet ist, und die ihren Erfolg in „Multimedia-Produkten“ (Digitalkameras, MP3-Player,…) suchen wird. Und eine Franke & Heidecke GmbH, die wiederum den traditionellen Standort und die Produktionsanlagen der „alten“ Rollei beibehält und die die bekannten „klassischen“ Produkte vom System 6000 bis zu den Diaprojektoren fertigen und vermarkten wird.

Nach unseren Informationen besitzt die Rollei GmbH die Rechte an den Namen „Rollei“ wie auch an „Franke & Heidecke“ – aber aufgrund der Tatsache, dass die Enkel der beiden Firmengründer in den Gesellschafterkreis aufgenommen wurden, kann sich die „neue alte“ Rollei in Braunschweig dann doch Franke & Heidecke GmbH nennen.

Nach außen hin ändert sich aber erst einmal kaum etwas: Alle Produkte wird nach wie vor der Markenname „Rollei“ zieren; seien das nun „multimediale“ oder auch „traditionelle“ Produkte.

Bleibt die Frage, wie sich Rollei weiter entwickeln wird. Der eine Zweig, die Franke & Heidecke GmbH – Feinmechanik und Optik mit den „klassischen“ Geräten, hat gute Analogprodukte und auch eine gewisse – wenn auch nicht mehr taufrische – Kompetenz im Digitalkamerabereich (das Rollei Scanback war 1992 seiner Zeit voraus). Hier lässt sich gut anknüpfen, wenn auch noch viel zu tun ist, um wieder aktuelle digitale Produkte (für Profis) bieten zu können.

Der andere Zweig, die Rollei GmbH, hat den gleichen guten Namen, sonst aber wenig Pfunde, mit denen sich wuchern ließe. Erste erfolgversprechende Ansätze (Kooperation im Digitalkamerabereich mit Kyocera und Ricoh), die es erlaubt hätten, konkurrenzfähige Produkte mit „Alleinstellungsmerkmalen“ anzubieten, scheinen gescheitert. Kyoceras Kameraproduktion existiert nicht mehr, und Rollei-Ricoh-Modelle hat die Welt auch schon ein Jahr lang nicht mehr gesehen. Die Rollei-Multimediaprodukte (v.a. Digitalkameras), die augenblicklich angeboten werden, gibt es billiger mit mehr Zubehör bei Aldi und Konsorten. Ob das „Rollei“ da reicht?

Bleibt zu hoffen, dass der noch immer gute Name „Rollei“ nicht durch umetikettierte Billigprodukte völlig zuschanden gemacht wird. (thoMas)

Nachtrag (7.10.2005): So kompetente und interessante Kommentare – danke! Deshalb den Artikel nochmal nach vorne gestellt; als Wochenendlektüre sozusagen.