Foto Robert Mapplethorpe: Parrot TulipsIn Berlin ist noch bis Ende März 2011 eine große Retrospektive mit 187 Arbeiten aus dem Gesamtwerk von Robert Mapplethorpe zu sehen; und die ist sehenswert:

 
C/O Berlin informiert:

Robert Mapplethorpe

Retrospektive

 

 
„I never liked photography. Not for the sake of photography. I like the object.“
Robert Mapplethorpe

 

Foto Robert Mapplethorpe: Selbstportrait

Selbstportrait, 1985
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

 
Streng sezierend, radikal reduziert – Robert Mapplethorpes Stilleben und Porträts sind ruhige, formal vollendete Kompositionen in klinischer Reinheit. Bewegungen harmonieren bis ins Detail, makellose Körper werden zu Landschaften und explizit sexuelle Handlungen und Nacktheit zu kühlen, fast unerotischen Körperstudien, bei denen die technische Perfektion im Vordergrund steht. Diese auf die Spitze getriebene Ästhetisierung nimmt dem Inhalt seine Schärfe. Sie isoliert und öffnet den Blick auf das Wesentliche. Genau diese Konzentration und Sachlichkeit verleihen seinen Fotografien noch heute eine Aktualität.

Robert Mapplethorpe orientiert sich in seinen Fotografien an den Maßstäben des klassischen bildhauerischen Kanons. Für seine stillen Porträts und Bilder von muskulösen Männerkörpern, sexuellen Experimenten und schlichten Blumen bedient er sich kunsthistorischer Versatzstücke, die er präzise im harten Licht des Studios inszeniert. Der Körper wird Objekt, die Individualität weicht der Oberfläche und Pose, die die Skulpturen der Antike und Renaissance zitiert. Dass bei seiner Suche nach Vollkommenheit nicht der Inhalt im Vordergrund steht, lässt sich anhand seiner frühen Polaroids erkennen. Schon in diesen ersten fotografischen Skizzen sind alle späteren Sujets enthalten, nur wirken sie aufgrund ihrer Farbigkeit unmittelbarer. In der Hinwendung zur klassischen Schwarz-Weiß-Fotografie verfeinert Mapplethorpe lediglich Technik und Komposition. Von der Totalen geht er immer mehr ins Detail.
 

Foto Robert Mapplethorpe: Dennis Speight

Dennis Speight, 1983
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission
 
 
Foto Robert Mapplethorpe: Patti Smith

Patti Smith, 1975
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

 
C/O Berlin präsentiert 187 Bilder aus dem Gesamtwerk von Robert Mapplethorpe. Die Ausstellung konzentriert sich auf seine fotografische Entwicklung, die anhand der frühen Polaroids bis hin zu den späten Stilleben und Porträts von Andy Warhol, Debbie Harry, Grace Jones und Patti Smith nachgezeichnet wird. Hier wird auch deutlich, dass das Skandalöse seiner Fotografien nur aus dem zeitlichen Kontext heraus erklärbar ist und somit allein von der Interpretation des Betrachters abhängt.

Die Ausstellung schöpft aus dem Fundus der New Yorker Robert Mapplethorpe Foundation und wurde in Kooperation mit dem NRW Forum Düsseldorf zusammengestellt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
 
 
Ausstellung:
Robert Mapplethorpe – Retrospektive
22. Januar bis 27. März 2011

C/O Berlin
Postfuhramt Oranienburger Straße 35/36
10117 Berlin

Öffnungszeiten: täglich 11 bis 20 Uhr

Katalog:
Texte von Felix Hoffmann und Martin Jaeggi
228 Seiten, 138 S/W-Abbildungen in Novaton-Hardcover
29,80 Euro
 

(thoMas)
 

Foto Robert Mapplethorpe: Parrot Tulips

Parrot Tulips, 1988
© Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission