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Der Fotoband „Enter Exit“ des Südafrikas Pierre Crocquet de Rosemond ist ein intimer Blick auf eine kleine Gemeinschaft, die vom Großen erzählt: von Leid, Armut und Hoffnungslosigkeit aller Menschen:

Es gibt manche faszinierende Fotobände über Südafrika. Einer der wichtigsten Dokumentaristen des Landes ist der 1930 in der Bergwerkstadt Randfontein in der Nähe von Johannesburg geborene David Goldblatt, der seine Heimat seit Jahrzehnten mit der Kamera beobachtet: die Zechen der Goldbergwerke, die nach den Apartheidsbestimmungen zwangsweise umgesiedelten Menschen, das Leben der Afrikaaner und immer wieder seine Heimat Johannesburg.

FotoPierre Crocquet de Rosemond

Tow times; Foto Pierre Crocquet de Rosemond


Wie Goldblatt ist auch Pierre Crocquet de Rosemond, geboren 1971 in Kapstadt, am gesellschaftliche Nährboden mit all seinen Spannungen interessiert: Die Fotografie ist auch ihm ein Instrument, soziale Strukturen zu befragen. Seine Bilder sind Dokumente einer Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte seiner Heimat, die durch die Spuren der Kolonialzeit ebenso geprägt ist wie durch die Apartheid. Jetzt ist im Verlag Hatje Cantz ein Bildband erschienen, der den Titel „Enter Exit“ trägt.

„Die Bilder sind nicht ideologisch, setzen keine Sicht voraus, sondern überlassen dem Betrachter, wie er sie sehen will. Vor ihm ist alles ausgebreitet, unverstellt scharf bis in die letzte Falte hinein ein Lebensbericht, dem man sich nicht leicht entziehen kann“, schreibt Eugen Blume in seinem Buchtext über Crocquet de Rosemonds Arbeiten – und vielleicht ist es genau das, was sie so bedrückend macht: Sie leuchten das Leben der Gezeigten bis ins kleinste Detail aus.

FotoPierre Crocquet de Rosemond

Feeding forbidden fruit; Foto Pierre Crocquet de Rosemond


Was Crocquet de Rosemond in seinen Schwarzweißfotografien zeigt, ist der Alltag einer kleinen Gemeinde. Dieser Alltag ist karg, ärmlich und er hat – da erinnert der junge Fotograf ein wenig an einen weiteren Landsmann, nämlich Roger Ballen – viele surreale Momente. Es ist ein radikaler Dokumentarismus, der sein Vorbild etwa in der amerikanischen Fotografie von Walker Evans findet.

FotoPierre Crocquet de Rosemond

Morning coffee; Foto Pierre Crocquet de Rosemond


Crocquet de Rosemonds südafrikanische Porträts haben nichts Optimistisches. Desillusioniert wirken die Menschen in ihrer alltäglichen, ereignislosen Armut, vor ihren einfachen Behausungen. Menschen, die am Rande des neuen Südafrika leben und vor einer reichlich trostlosen Kulisse für den Fotografen posieren. Sie sind Vergessene, sozial Ausgegrenzte der Post-Apartheid-Gesellschaft. Und auch vor diesen Bilder verschont uns der Fotograf nicht: Am Ende wartet ein trostloses Grab auf einem trostlosen Friedhof. Ein intimer Blick auf eine kleine Gemeinschaft, die vom Großen erzählt: von Leid, Armut und Hoffnungslosigkeit aller Menschen.

(Marc Peschke)

FotoPierre Crocquet de Rosemond


Pierre Crocquet de Rosemond
Enter Exit (bei amazon.de)
Hrsg. Caprice Horn, Vorwort von Rick Wester, Text von Eugen Blume
Deutsch / Englisch / Französisch
Verlag Hatje Cantz 2007
120 Seiten, 50 Abb. in Duplex. 30, 5 x 24, 6 cm
Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7757-2084-7
35 Euro