Logo von PolaroidDer Aufstieg des Tom Petters liest sich wie die typische amerikanische Erfolgsgeschichte „vom Tellerwäscher zum Millionär“; doch jetzt steht er wegen betrügerischen Handels und Geldwäsche unter Anklage:

Geschickt nutzte Petters die Marke Polaroid für seine Zwecke. Die Petters Group ist an insgesamt 60 Unternehmen beteiligt, davon wurden 20 Unternehmen aktiv geführt. Kein Geschäft schien in der Petters Group unmöglich (siehe auch: Brand eins, Entwicklungs-Störungen; PDF-Datei). Im Jahre 2007 gehörte Petters zu den ersten US-Kunden bei EADS für den Airbus A318. Tom Petters gilt als großer Spender für private und öffentliche Vorhaben. Politisch hat er sich von keiner Seite vereinnahmen lassen, er bedachte sowohl die Republikaner wie die Demokraten mit großzügigen Spenden. Das tief verzweigte Unternehmensgeflecht ist auf den Geschäftsmann Petters und seine wenigen Vertrauten zugeschnitten. Eine Konzernstruktur, die zur Offenlegung der Geschäftszahlen verpflichten würde, existiert nicht.

Porträtfoto Tom Petters

Doch der Überflieger Petters hat sich verspekuliert. Am 3. Oktober 2008 wird Tom Petters vom FBI wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Bundesgesetze in Haft genommen. Gegen ihn wird Anklage wegen betrügerischen Handels unter Zuhilfenahme von Post, Nachrichtendienste und Telefon (mail fraud, wire fraud), Geldwäsche und Rechtsbehinderung erhoben. Seine Inhaftierung wird ohne Kaution festgesetzt. Tom Petters erklärt zwar seine Unschuld, wird jedoch als „Klein-Madoff“, die Amerikaner sprechen von „Ponzi scheme“ (Schneeballsystem), bezeichnet (Tom Petters is indicted on 20 counts).

Er soll insgesamt 3,5 Milliarden US-Dollar (ca. 2,7 Mrd. €) veruntreut haben. Dabei handelt es sich um Geld, das Investoren ihm und seinen Vertrauten zur Verfügung stellten, um Warengeschäfte zu tätigen. Diese Warengeschäfte sollen seit Jahren fiktiv und von Petters inszeniert gewesen sein. Das Geld floss in andere Kanäle, diente zum Abbezahlen von anderen Verbindlichkeiten oder zur Finanzierung des luxuriösen Lebensstils. Die Beweise scheinen jedenfalls erdrückend zu sein. Das FBI soll über mindestens einen Belastungszeugen sowie Tonbandaufnahmen verfügen.

Bei den von Petters geprellten Investoren handelt es sich hauptsächlich um sogenannte „Hedgefonds“. Dieser Umstand entbehrt nicht einer gewissen Ironie, gelten Hedgefonds doch als die „Bösen“ in der Finanzkrise, die nun im Fall Petters selbst die Geprellten sind.

(agün)