Foto Diego López ÁlvarezDie Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT) hat den Europäischen Naturfotografen des Jahres 2008 gekürt, und weitere Preise in Kategorien wie Vögel, Pflanzen und Landschaften vergeben. Die (Sieger-)Fotografen zeigen vor allem die Schönheit der unberührten Natur; nur der Gesamtsieger zeichnet ein düsteres Menschen-Bild:

Die Gesellschaft Deutscher Tierfotografen informiert:

Europäischer Naturfotograf des Jahres 2008

Der Europäische Naturfotograf des Jahres 2008 heißt David Maitland und kommt aus Großbritannien. Mit seinem verstörenden Bild über die Zubereitung von „Bushmeat“, so auch der Titel der Arbeit, konnte er sich gegen eine hochkarätige Konkurrenz europäischer Naturfotografen durchsetzen. Maitland nahm den von der Firma CANON gesponserten und mit 2000 Euro dotierten Preis während des 16. Internationalen Naturfoto Festivals der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen GDT vom 24. bis 26. Oktober 2008 in Lünen entgegen. Mit seinem Bild setzte er sich gegen gut 7000 eingereichte Arbeiten durch. Der Preis wurde von der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen zum 8. Mal vergeben und richtet sich an Amateur- und Profifotografen aus ganz Europa.
 

Foto Ingo Arndt

Monarchfalter versammeln sich zum Trinken an einer Wasserstelle im Winterquartier; Foto: Ingo Arndt

 
Den ebenfalls mit 2000 Euro dotierten und erstmals in diesem Jahr vergebenen Fritz-Pölking-Preis konnte Ingo Arndt aus Deutschland mit nach Hause nehmen. Seine Serie „Die Wanderung der Monarchfalter“ beeindruckte die Jury am nachhaltigsten, den mit 1000 Euro dotierten Fritz Pölking Jugend-Preis 2008 gewann der Pole Jerzy Grzesiak, Jahrgang 1988, für sein naturfotografisches Portfolio.
 

Foto Jerzy Grzesiak

Morgendamhirsch; Foto: Jerzy Grzesiak

 
Über den Markt in der Nähe von Libreville (Gabun), auf dem David Maitland das siegreiche Motiv fotografierte, sagte er: „Das ist eine Vision der Hölle auf Erden“. In verstörender Nahaufnahme zeigt das Bild des Briten, wie der Leichnam eines Schwarzen Stummelaffen für den Verkauf vorbereitet wird: Dem abgetrennten Kopf des Tieres wird über einem Grill das Fell abgeflämmt. Die Affen werden von den Jägern inzwischen nicht nur für den eigenen, in dieser Form seit Jahrhunderten vorkommenden Verzehr getötet – seit geraumer Zeit blüht der Handel mit Affenfleisch, das in Restaurants als Delikatesse angeboten wird. In der Folge sind bestimmte Affenarten in ihrer Existenz bedroht. Gegen diesen Handel bezieht Maitland Stellung, wenn er sagt: „Für mich dokumentiert meine Aufnahme das Spannungsfeld zwischen der traditionellen Subsistenz-Jagd und einer modernen, kommerzialisierten Jagd, die, wenn nicht nachhaltig betrieben, zur sicheren Auslöschung vieler Arten führen wird.“
 

Foto David Maitland

Bush meat; Foto: David Maitland

 
„Zunächst war ich schockiert“, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und Schirmherr des Wettbewerbs. „Doch mit ihrer diesjährigen Auswahl macht die Jury deutlich, dass Tierfotografie nicht allein unverfängliche Bilder der schönen Natur präsentiert. Tierfotografinnen und -fotografen mischen sich vielmehr ein, sie verbinden ihre Fotos mit einer politischen, einer aufwühlenden Botschaft.“ Auch er setzt sich kritisch mit dem Thema „Bushmeat“ auseinander: „Die Jagd auf Wildtiere und der Verzehr des Fleisches gehört zur traditionellen Lebenskultur vieler Völker und ist gerade für die ärmere Bevölkerung ein lebenswichtiger Eiweißlieferant. Nicht dadurch werden die Tiere heutzutage an den Rand des Aussterbens gebracht, sondern durch die kommerzialisierte Jagd und den internationalen Handel mit Wildtieren.“

„Ich hatte die ‘nackten’ Körper der Affen schon des Öfteren auf Märkten gesehen, aber zu erleben, wie den Tieren das Fell abgebrannt wurde, darauf war ich nicht vorbereitet“, beschrieb Maitland seine Empfindungen weiter.

Der Wettbewerb „Europäischer Naturfotografen des Jahres“ wird von der GDT jährlich ausgeschrieben. In acht verschiedenen Kategorien konnten Arbeiten eingereicht werden. Die mit Juliane Margraf (Tourmalin-Tourmanagement Exhibitions), Jutta Janssen (Art Director National Geographic Deutschland) und den Naturfotografen Werner Bollmann, Dieter Damschen und Martin Eisenhawer hochkarätig besetzte Jury machte sich ihre Entscheidung auch in diesem Jahr nicht leicht.

Die Sieger der einzelnen Kategorien:

In der Kategorie Vögel das Bild „Zatrzymany przez sztorm – Mitten im Sturm“ des Polen Lukasz Zandecki, mit der Aufnahme “A tu per tu! – Sehr nah dran!“ konnte sich Manuel Presti aus Italien durchsetzen, Ingo Arndt, GDT-Mitglied aus Deutschland siegte mit „Trinkende Monarchfalter“ in der Kategorie Andere Tiere. „Abranzando la nieve – Den Schnee umarmt“ heißt das Gewinnerbild von Isabel Díez, Spanien. Sie gewann die Kategorie Pflanzen und Pilze. Den Wettbewerb Landschaften entschied die Norwegerin Orsolya Haarberg mit „Kötaréjok – Felsgrate“ für sich, in der Kategorie Atelier Natur siegte Diego López Álvarez aus Spanien. Der Titel seines Bildes: „Cerebros verdes – Grünes Gehirn.“ „Morena diabólica – Unheimliche Muräne“ nannte der Spanier Carlos Villoch das Bild, mit dem er den Wettbewerb „Unter Wasser“ für sich entscheiden konnte. Diego López Álvarez schließlich gewann mit „Colores del Caos – Farben des Chaos“ die Kategorie Mensch und Natur.

 

Foto Manuel Presti

A tu per tu! – Sehr nah dran! Foto: Manuel Presti
 
 
Foto Diego López Álvarez

Cerebros verdes – Grünes Gehirn; Foto: Diego López Álvarez

(thoMas)