An die 1700 Fotografen aus 88 Ländern haben sich dieses Jahr am Wettbewerb um den Leica Oskar Barnack Preis beteiligt. Der mit 25.000 Euro dotierte erste Platz geht an den schwedischen Fotografen JH Engström. Als Newcomer wurde die Polin Wiktoria Wojciechowska ausgezeichnet.

Presseinformation der Leica Camera AG:

Leica Oskar Barnack Preis 2015

JH Engström wird für sein Fotoprojekt „Tout Va Bien“ ausgezeichnet

Mit treffsicherer Beobachtungsgabe die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt in einer fotografischen Serie zum Ausdruck bringen – das bleibt der Auftrag des Leica Oskar Barnack Preises. Zum 35. Mal vergibt die Leica Camera AG nunmehr die renommierte Auszeichnung und erhöht 2015 nochmals die Preisgelder. Nun stehen die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs fest.

Der erste Platz in der Hauptkategorie, dotiert mit 25.000 Euro und einer Leica M Kamera mit Objektiv, geht an JH Engström und seine Serie „Tout Va Bien“.

JH Engström: Tout Va Bien, Bild 1

JH Engström: Serie „Tout Va Bien, Bild 1“
 

In „Tout Va Bien“ geht es nicht klassisch-traditionell um ein konkretes Thema. Der schwedische Fotograf JH Engström will sein Projekt vielmehr als visuelle Poesie verstanden wissen, eine fotografische Erzählung, die stark autobiografisch geprägt ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er ausschließlich aus seinem eigenen Leben berichtet. In „Tout Va Bien“ reihen sich die unterschiedlichsten Motive aneinander. Die Gewinnerserie umfasst gleichermaßen Porträts und Landschaften sowie auch skurrile Momentaufnahmen beispielsweise von der Geburt seiner Zwillinge. Auch zwischen Schwarzweiß- und Farbaufnahmen wechselt der Fotograf ab. Engström spielt mit den Gegensätzen und überlässt es dabei dem Betrachter, eine eigene Lesart und Bedeutung in jeder Aufnahme zu finden. Das Projekt umfasst insgesamt rund 90 Aufnahmen und erscheint im Juli als Fotobuch bei Aperture.

JH Engström: Tout Va Bien, Bild 3

JH Engström: Serie „Tout Va Bien, Bild 3“
 

JH Engström, 1969 in Karlstad (Schweden) geboren, verbrachte den frühen Teil seiner Fotografie-Karriere zwischen Schweden und Frankreich. Nach Assistenzen bei Mario Testino und Anders Petersen folgte ein Film- und Fotografiestudium an der Universität in Göteborg, das er 1997 abschloss. Engström hat bereits verschiedene Fotobücher veröffentlicht – darunter unter anderem Trying to Dance (2003), Haunts (2006), CDG/JHE (2008), From Back Home (mit Anders Petersen, 2009), La Résidence (2010) und Sketch of Paris (Aperture, 2013) – und wurde vielfach international ausgezeichnet.

JH Engström: Tout Va Bien, Bild 5

JH Engström: Serie „Tout Va Bien, Bild 5“
 

Den Nachwuchspreis, der seit 2009 verliehen wird, erhält Wiktoria Wojciechowska für „Short Flashes“. In ihrer Serie „Short Flashes“ widmet sich die polnische Fotografin Wiktoria Wojciechowska den flüchtigen Momenten des chinesischen Alltags. Mehrere Monate lang porträtierte sie chinesische Zweiradfahrer auf ihrem feuchten Weg durch den Dauerregen unterwegs in den Riesenstädten Peking und Hangzhou. Das Projekt entstand 2013 und 2014 während der Taifunsaison, als die Straßen von dem endlosen Regen nahezu überflutet waren. Allein und ohne Sprachkenntnisse in China unterwegs, erkundete die junge Fotografin ihre neue Umgebung, ohne dass sie sich irgendjemandem mitteilen konnte. Mit den namenlosen Fahrrad- und Rollerfahrern, die an ihr vorbeirauschten, fühlte sie sich in dieser Anonymität verbunden. Daraus entstand die Idee, diesen Menschen ein Gesicht zu geben – sie aus der Masse hervorzuheben – und so ihr Abbild zu bewahren. Ihre schnappschussartigen Aufnahmen erzählen von der Wahrheit eines unverstellten Augenblicks. Denn im Gegensatz zu gestellten, kontrollierten Porträts zeigt sich in diesen spontanen, unbemerkten Aufnahmen das Echte und Authentische zwischen den einstudierten Verhaltensmustern.

Wiktoria Wojciechowska: Short Flashes, Bild 1

Wiktoria Wojciechowska: Serie „Short Flashes, Bild 1“
 

Bisherige Preisträger:

1980 Floris Bergkamp (Niederlande)
1981 Björn Larsson, (Schweden)
1982 Wendy Watriss (USA)
1983 Neil McGahee (USA)
1984 Stormi Greener (USA)
1985 Sebastiao Salgado (Brasilien)
1986 David C. Turnley (USA)
1987 Jeff Share (USA)
1988 Chris Steele-Perkins (Großbritannien)
1989 Charles Mason (USA)
1990 Raphael Gaillarde (Frankreich)
1991 Barry Lewis (Großbritannien)
1992 Sebastiao Salgado (Brasilien)
1993 Eugene Richards (USA)
1994 Eugene Richards (USA)
1995 Gianni Berengo-Gardin (Italien)
1996 Larry Towell, Bothwell (Kanada)
1997 Jane Evelyn Atwood (USA)
1998 Fabio Ponzio (Italien)
1999 Claudine Doury (Frankreich)
2000 Luc Delahaye (Frankreich)
2001 Bertrand Meunier (Frankreich)
2002 Narelle Autio (Australien)
2003 Andrea Hoyer(USA)
2004 Peter Granser (Deutschland)
2005 Guy Tillim (Südafrika)
2006 Tomas Munita (Chile)
2007 Julio Bittencourt (Brasilien)
2008 Lucia Nimcova (Slowakei)
2009 Mikhael Subotzky (Südafrika) / Newcomer Award: Dominic Nahr (Schweiz)
2010 Jens Olof Lasthein (Schweden) / Newcomer Award: Andy Spyra (Deutschland)
2011 Jan Grarup (Dänemark) / Newcomer Award: Jing Huang (China)
2012 Frank Hallam Day (USA) / Newcomer Award: Piotr Zbierski (Polen)
2013 Evgenia Arbugaeva (Russland) / Newcomer Award: Ciril Jazbec (Slowenien)
2014 Martin Kollar (Slowakei) / Newcomer Award: Alejandro Cegarra (Venezuela)
2015 JH Engström (Schweden) / Newcomer Award: Wiktoria Wojciechowska (Polen)