Überraschend hat Leica den bisherigen Leica-Chef Steven K. Lee mit sofortiger Wirkung abberufen. Neuer Chef ist – schon ab morgen – Leica-Eigner Andreas Kaufmann:

Die Leica-Presseinformation dazu:

Solms, den 22. Februar 2008

Leica Camera AG mit neuem Vorstandsvorsitzenden

Dr. Andreas Kaufmann wird mit Wirkung zum 23. Februar 2008 Mitglied sowie Vorsitzender des Vorstandes der Leica Camera AG. Er hat mit Wirkung zum Ablauf des heutigen Tages sein Amt als Aufsichtsrat niedergelegt.

Der Aufsichtsrat hat sich nach eingehenden Überlegungen und Diskussionen dazu entschlossen, Herrn Steven K. Lee, den bisherigen Vorsitzenden des Vorstandes, abzuberufen. Der Aufsichtsrat dankt Herrn Lee für seine Arbeit und wünscht ihm für die weitere Zukunft alles Gute.

Dr. Andreas Kaufmann wird die Strategie des Unternehmens weiterverfolgen. »Ziel der Leica Camera AG ist es, neben den bestehenden neue Märkte und Zielgruppen zu erschließen«, erklärt Dr. Kaufmann. »Unser Name wird auch zukünftig in den Bereichen Kamera und Sportoptik für hochwertige Produkte ›Made in Germany‹ stehen.«

Dr. Andreas Kaufmann ist zugleich Geschäftsführer der ACM Projektentwicklung GmbH, die über einen Anteil von 96,51 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte der Leica Camera AG verfügt.

Leica wünscht Lee also alles Gute für die Zukunft. Dürre Worte, wenig Informationen zu der Abberufung eines, der erst vor knapp anderthalb Jahren – im November 2006 – berufen wurde und durchaus Visionen hatte. Unter seiner Ägide wurden die preiswerten Summarit-M-Objektive vorgestellt, aber auch saftige Preiserhöhungen verkündet. Und Lees Führungsstil war umstritten.

Meister Camera (der sich nicht mehr Leica bei Meister nennen darf), freut sich in einem Ad-hoc-Newsletter unverhohlen: „STEVEN K. LEE IST WEG!“ … Über diese Entlassung können wir uns auf jeden Fall freuen. “ Meister Camera will auch wissen, dass Lee die Entwicklung von neuen Produkten, speziell der kleinen digitalen „Panasonic-Leicas“ vernachlässigt habe.

Nachdem ja nun nicht alle Ideen Lees schlecht waren – die preiswerten Summarit-M-Objekive etwa, aber auch die angedeuteten Leica-Vollformatkameras im M- und R-Sektor sowie ein preiswertere M-Messsucherkamera – sind vor allem menschliche bzw. Management- und Führungsdifferenzen als Grund für den plötzlichen Rausschmiss zu vermuten.

So wurden nach unseren Informationen Mitte 2007 mindestens sechs Mitarbeiter aus dem mittleren Management entlassen, zum Teil wurde ihnen fristlos, zum Teil fristgerecht zum Jahresende, gekündigt. Das betraf leitende Positionen in Forschung, Produktion, Optik und Kommunikation. Und Leica Pressechef Gero Furchheim verschwand im Laufe des Jahres 2007 stillschweigend von der Bühne – Differenzen um die Leica World, lange überfällig, dann eingestellt, waren wohl der vorgeschobene Grund.

Ab morgen jedenfalls wird Andreas Kaufmann, ausgewiesener Leica-Freund und Leica-Eigner (die ACM Projektentwicklung GmbH, die ihm und seinen beiden Brüdern gehört, hat Leica übernommen), die Geschicke des Unternehmens leiten.

(thoMas)