Logo zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs

Die Europäische Kommission möchte nach eigenem Bekunden gerne erfahren, wie der interkulturelle Alltag ihrer Bürger aussieht. Deshalb veranstaltet sie im „Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs“ einen Fotowettbewerb. Mitmachen kann jeder, vorausgesetzt, er hat vorher das schriftliche Einverständnis aller Abgebildeten eingeholt:

Die Europäische Kommission stellt sich da vor – so steht’s jedenfalls in der Ausschreibung: „Thematisch inspirieren lassen können Sie sich durch die Bereiche Bildung, Religion, Migration, Wissenschaft, Kultur, Minderheiten oder Jugendgruppen. Und denken Sie daran: Ihrer Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt, tun Sie sich also keinen Zwang an, wenn es um das Retuschieren oder die Nachbearbeitung Ihrer Fotos geht, oder um die Erstellung von Foto-Collagen und Montagen.“

Teilnehmen können alle Einwohner der Europäischen Union – und maximal drei Bilder einsenden. Vorausgesetzt, sie haben sich das schriftliche Einverständnis der darauf Abgebildeten eingeholt. Das wird in vielen Fällen unmöglich sein – etwa bei normalen Straßenszenen, wo die Abgebildeten erstens nicht persönlich bekannt und zweitens gleich um die nächste Ecke verschwunden sind.

Wenn die Abgebildeten bekannt sind und gefragt werden können, könnte es ihnen andererseits keiner verübeln, wenn sie nicht einverstanden wären. Die Europäische Kommission stellt nämlich einen Vordruck bereit, mit der ihr alle Rechte der Verwertung übertragen werden. Die Fotomodelle erklären mit ihrer Unterschrift zum Beispiel einen Honorarverzicht, selbst wenn sie europaweit auf Plakaten auftauchen sollten. Von den Fotografen gar nicht zu reden: Auch die müssen laut Teilnahmebedingungen alle ihre Rechte an die Europäische Kommission übertragen – im Zusammenhang mit dem „Jahr des interkulturellen Dialogs 2008“. Übrigens: Auch iStock verlangt die Vorlage von schriftlichen Erklärungen der abgebildeten Menschen. Deshalb sind dort so gut wie keine Straßenszenen zu finden, und wenn, dann sind die Leute nur von hinten zu sehen oder auf eine andere Weise persönlich nicht erkennbar.

Die Europäische Kommission rechtfertigt ihre strikten Vorgaben damit, dass die Bilder in ganz Europa für verschiedenste Zwecke genutzt werden sollen, auch zur Werbung im Rahmen des Themas „Dialog der Kulturen“. Darüber sollten sich die Teilnehmer im Klaren sein, deshalb diese Reglung. Es sei zu schwierig, die unterschiedlichen nationalen Gesetze der Mitgliedsländer zum Thema „Recht am eigenen Bild“ in die Ausschreibung aufzunehmen. Nach deutschem Recht ist die Einverständniserklärung der Abgebildeten bei Verwendung zur Werbung immer erforderlich – und normalerweise werden dafür Honorare gezahlt. Andererseits erlaubt das deutsche Gesetz die freie Abbildung von Menschen, die im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung fotografiert wurden oder als „Beiwerk“ einer Örtlichkeit erscheinen – oder wenn das Bild einem „höheren Interesse der Kunst“ dient. Die Grenzen sind aber fließend. Die Europäische Kommission entschied sich im Zweifel für die sicherste Seite aus ihrer Sicht.

Die Teilnahme mit digitalem Bildmaterial ist ausschließlich online über die Webseiten des Wettbewerbs möglich. Wer sich erfolgreich durch die Bürokratie der Teilnahmebedingungen gekämpft hat, kann auf attraktive Preise hoffen. Es gibt zwei Wege der Prämierung – den Preis des Publikums und den Preis der Jury. So gibt’s für den ersten Preis der Jury eine Canon EOS 5D zu gewinnen und zusätzlich Reisen in drei europäische Hauptstädte (drei Mal zwei Tage). Der Publikumspreis lobt eine Olympus E3 aus und die drei genannten Städtereisen. Einsendeschluss 30. Juni, die Preisverleihung soll im September stattfinden.

Die weiteren Einzelheiten der Teilnahmebedingungen – Einsendeschluss ist der 30. Juni 2008 – stehen auf den Webseiten des Wettbewerbs: Kampagne »Kulturen vor meiner Haustür«.

(Uli Eberhardt)