Foto der DP1

Sigmas DP1 ist eine digitale Kompaktkamera mit Foveon-Bildsensor, Festbrennweite 4/28 mm (entspr. Kleinbild) und ansonsten eher spartanischer Ausstattung, bei der das Haupt-Entwicklungsziel augenscheinlich „beste Bildqualität einer Kompakten“ lautete. Was davon, und von der DP1 ganz generell, zu halten ist, soll hier Gegenstand unseres Praxistests sein:

Noch recht zaghaft zeigte man zur letzten photokina im Herbst 2006 am Stand von Sigma den Prototypen einer ungewöhnlichen digitalen Kompaktkamera. Von außen sah man ihr freilich nicht an, was sie von anderen Kameras ihrer Größenklasse unterschied. Die Sigma DP1 enthält einen Sensor, wie er sonst nur in digitalen Spiegelreflexkameras verbaut wird – der ist deutlich größer, als das, was man gemeinhin in den Kompaktkameras findet, was vielfältige Konsequenzen hat.

Eigentlich fragt man sich ja, warum andere da nicht schon früher drauf gekommen sind, schließlich jammert die Fachwelt seit Jahren über die extreme Rauschneigung der wenige Quadratmillimeter kleinen Bildsensoren digitaler Kompaktkameras. Warum also baut man nicht einen schönen großen Sensor in die schicken Gehäuse und bekämpft das Problem damit an der Wurzel, anstatt mit immer aggressiveren Algorithmen das Rauschen (und viele Motivdetails) aus den Bildern herauszuhexen?

Foto der DP1

Nun, die in digitalfotografischen Zeitdimensionen atemberaubend lange Zeitspanne zwischen der Präsentation des Prototypen und der käuflich zu erwerbenden Endversion der Sigma DP1 legt den Schluss nahe, dass, was in der Theorie simpel und völlig logisch scheint, in der harten Realität auf so manchen unerwarteten Widerstand stieß. So darf man zum Beispiel annehmen, dass die bei der Sensoraktivität entstehende Wärme sich in einem sehr kleinen Gehäuse weniger effektiv ableiten lässt als in einer bedeutend größeren Spiegelreflex (SLR). Der Sensor sowie der Bildprozessor und die ihn umgebende Elektronik erzeugen ebenfalls Wärme und beanspruchen zudem notwendigerweise einen beträchtlichen Teil des Gehäuseinnenraums. Wo sollten da noch so entscheidende Dinge wie Akku, Speicherkartenfach, Display-Elektronik und sonstige Käbelchen und Leitungen untergebracht werden? Alles bestimmt keine einfach zu bewältigenden Aufgaben, zumal man sich da wenig „Inspirationen“ bei Konkurrenzprodukten holen konnte, denn die gibt es nicht.

Reduziertes Äußeres
Nun aber ist sie fertig, die Sigma DP1; man kann sie für 799 Euro kaufen und – noch wichtiger – man kann mit ihr fotografieren. Mit etwa einem halben Pfund Gewicht und Abmessungen von 113,3 x 59,5 x 50,3 Millimetern ist sie in der Tat nur unwesentlich größer als viele andere kompakte Digitalkameras. Das Metallgehäuse, der große Sensor im Innern und das recht voluminöse Objektiv, ein 4/16,6 mm-Weitwinkel, das hinsichtlich seines Bildwinkels einer 28 mm-Kleinbildbrennweite entspricht, sind die Komponenten, die wohl den größten Anteil am Gewicht haben. Die Kamera fühlt sich dadurch aber auch recht solide an.

Foto der Rückansicht der DP1

Ein Eindruck, der durch das sehr puristische Gehäuse-Design verstärkt wird, an dem die abgerundeten Ecken fast schon verspielt wirken. Anstelle der sonst meist üblichen Gummierung bewirken kleine Metallnoppen, dass einem der ansonsten glatte, mattschwarze Quader nicht aus der Hand rutscht. Auf der Vorderseite dominiert das Objektiv die Erscheinung, auf der Rückseite finden sich, abgesehen vom Ein-/Ausschalter, dem Auslöser und dem Programmwahlrad auf dem Deckel, die übrigen der wenigen Knöpfe, die man zur Bedienung der Kamera benötigt.

Auch hier setzte sich offenbar die Puristen-Fraktion durch, denn die schwarzen Knöpfe und Tasten verfügen zwar über eingravierte Symbole, die über deren Funktion informieren sollen – bedauerlicherweise aber sind die Symbole nicht farblich unterlegt (man hätte ja schlichtes Weiß nehmen können) und somit nur unter sehr günstigen Lichtbedingungen abzulesen. Nach einiger Zeit mit der Kamera weiß man die paar Knöpfe sicherlich zuzuordnen, den Einstieg macht das aber nicht leichter. Konsequentes Design schmeichelt zwar dem Auge, richtig schön aber wird es erst dann, wenn es die Bedienung eines Gerätes auch noch erleichtert.

Voll farbig – der Foveon-Sensor
Genug der Äußerlichkeiten! Wenden wir uns nun kurz dem Innenleben der Kamera zu. Zentrales Bauteil einer Digitalkamera ist natürlich der Bildsensor nebst Bildprozessor. Der Sensor registriert das Licht und der Prozessor lässt aus den vielen Lichtimpulsen ein farbiges Bild entstehen. Anders als die in den meisten Kameras üblichen CMOS- oder CCD-Sensoren, die eigentlich farbenblind sind und allein durch Verrechnen unterschiedlicher gefilterter, nebeneinander angeordneter Sensorelemente ein Farbbild generieren, zeichnet der von Sigma bereits seit dem ersten DSLR-Modell verwendete Foveon-Farbsensor das Licht in einer dem mehrschichtigen Farbfilm vergleichbaren Weise auf.

Foto des Foveon-Sensors in der DP1

Unterschiedliche Wellenlängen des Lichts dringen nämlich unterschiedlich tief Silizium ein, was man sich so zu Nutze machen kann, dass man die Grundfarben Rot, Grün und Blau in jeweils unterschiedlichen Schichten, aber jeweils am selben Punkt der Sensorfläche abgreift. Jedes einzelne Sensorelement verarbeitet so alle drei Grundfarben. Die bisher erhältlichen Sigma-DSLRs zeichneten sich daher stets durch eine besonders ausgewogene Farbwiedergabe aus. Zudem kann man bei diesem Sensor auf einen für Schärfeverluste verantwortlichen Tiefpassfilter vor dem Sensor verzichten, was ebenfalls die Bildqualität zu steigern vermag.

Die effektive Auflösung der Sensoren allerdings ist aufgrund des völlig anderen Aufzeichnungsverfahrens schwer zu bestimmen. Tatsächlich weist der 20,7 x 13,8 Millimeter (Seitenverhältnis 3:2) große Foveon-Sensor 2652 x 1768 Sensorelemente oder Pixel auf, das entspricht einer Auflösung von etwa 4,7 Megapixeln. Sigma multipliziert diese Zahl dann aber mit drei, entsprechend der drei unterschiedlich farbempfindlichen Sensorschichten und kommt so auf 14,1 Megapixel. Um effektiv auf diesen hohen Wert zu kommen, müssen die Daten allerdings interpoliert werden, was im RAW-Konverter geschieht, wenn man beim Export nach Tiff/JPEG entsprechend die Option „ für große Ausdrucke“ aktiviert. Die JPEGs hingegen liefern nur die 4,7 Megapixel und damit deutlich weniger, als alle derzeit aktuellen DSLRs oder digitalen Kompaktkameras. Dass viel – in diesem Fall viele Pixel – nicht immer viel hilft, zeigen allerdings die Bildergebnisse der DP1, doch dazu später mehr.

Das Auge
Die DP1 verfügt über eine 4/16,6 mm Festbrennweite. Bezüglich des Bildwinkels entspricht das aufgrund des im Vergleich zum Kleinbildformat um den Faktor 1,7 kleineren Sensors einem 28 mm Kleinbildweitwinkel. Die Schärfentiefe hingegen entspricht bei offener Blende 4 einem auf 6,8 abgeblendeten Kleinbildobjektiv. Da können es auch „Von-vorne-bis-hinten-scharf“-Fans gut verkraften, dass man das Objektiv lediglich auf 11 abblenden kann, denn damit erzielt man immerhin die gleiche Schärfentiefe wie mit einem auf etwa 19 abgeblendeten Kleinbild-28er. Allerdings sollte man sich diesbezüglich ein wenig zurückhalten, denn bei der kleinsten Blendenöffnung macht sich eine, wenn auch nicht dramatische, so doch erkennbare, Beeinträchtigung der Gesamtschärfe durch Beugungserscheinungen bemerkbar. Gestalten mit selektiver Schärfe hingegen ist angesichts dieser Daten keine wirkliche Option. Auch wenn der Sensor um ein Vielfaches größer ist als die üblichen Kompaktkamera-Bildaufnehmer lässt sich allenfalls im Nahbereich und bei Offenblende eine einigermaßen deutliche Trennung zwischen Scharf und Unscharf erzielen.

Foto Hans-Peter Schaub

Zwar ist das Objektiv kein Lichtriese, dafür aber bietet es insgesamt exzellente optische Leistungen. Die Verzeichnung ist minimal tonnenförmig, in der Praxis aber zu vernachlässigen. Das gilt auch für die Vignettierung, die allenfalls bei offener Blende und hellen, homogenen Hintergründen überhaupt erkennbar wird.

Auch die chromatische Aberration wurde sehr gut korrigiert und spielt damit keine Rolle. Einzig bei Aufnahmen direkt in die Sonne treten direkt um die Sonne herum und um Gegenstände, die von der Sonne durchschienen werden, kräftig rote Reflexe und Verfärbungen auf.

Die Naheinstellgrenze liegt bei 30 Zentimetern, wobei es für den AF zwei Einstellungen gibt: die eine umfasst den gesamten Einstellbereich von 30 Zentimetern bis Unendlich, die zweite – symbolisiert durch ein kleines Porträt- und Gebirgs-Icon – reicht von 50 Zentimetern bis Unendlich. In den Nahbereich kann man damit nicht wirklich vorstoßen, aber dafür ist die DP1 ja auch nicht unbedingt gemacht. Wer das dennoch gelegentlich tun möchte, kann sich natürlich eine ordentliche Nahlinse – vorzugsweise einen Achromaten – besorgen und diese dann ins 46 mm-Filtergewinde der Gegenlichtblende schrauben.

Aus Gründen, die ich angesichts der insgesamt doch sehr puristischen Auslegung der Kamera nicht recht nachvollziehen kann, bietet die DP1 ein dreifaches Digitalzoom, das man über eine Menüeinstellung aktivieren muss. Die erzielbare Bildqualität liegt erwartungsgemäß nicht sichtbar höher, als wenn man den Ausschnitt im Bildbearbeitungsprogramm optimiert.

Einstellungen
Das Menü erreicht man über die OK-Taste im Zentrum der Vierfach-Taste. Es ist einigermaßen übersichtlich strukturiert, allerdings sind unter den drei Menüpunkten Aufnahme, Kamera-Setup und Wiedergabe unter Umständen jeweils sehr viele Menüzeilen durchzugehen, bevor man zur gewünschten Einstellung gelangt. Eine Funktionstaste, welche die wichtigsten Einstellungen wie ISO, Aufnahmemodus, Weißabgleich, Belichtungsreihe und Messmethode beispielsweise schnell zugänglich macht, würde die Bedienung sehr vereinfachen. Dafür würde ich gerne auf den Digitalzoom verzichten. Mich persönlich störte auch, dass die Funktion für die Kartenformatierung, die ich jedes Mal benutze, wenn ich die Karte wieder einsetze, nachdem die Daten auf den Rechner übertragen wurden, ganz unten im Setup-Menü zu finden ist.

Foto der Sigma DP1 in Aufsicht

Auch die besonders für HDR-Bilder sehr hilfreiche und mit einem Bereich von +/- 3 Blendenstufen recht weit gefasste Belichtungsreihenautomatik kann man nur übers Menü einstellen. Macht man davon oft Gebrauch, stört auch die Tatsache, dass sich diese nach Ausschalten der Kamera immer wieder auf 0 zurückstellt, was dann den erneuten Weg an Position 8 im Menü erfordert.

Die Einstellung des Selbstauslösers hingegen bleibt auch nach dem Ausschalten und Wiedereinschalten gespeichert. Es muss allerdings gesagt werden, dass das Empfinden für die Logik von Menüs und der Einstellungen sehr viel mit individuellen Vorlieben und der Art, wie man fotografiert, zu tun haben. Keine Kamera kann da allen Ansprüchen in gleicher Weise gerecht werden. Hat man eine Kamera erst einmal gekauft, wird man sich in der Regel auch relativ schnell an ihre Besonderheiten gewöhnen.

Kompositionshilfen

Foto vom Externen Sucher VF-11

Nach so viel theoretischer Betrachtung soll’s nun aber ans Fotografieren gehen. Das beginnt üblicherweise mit dem Anvisieren des Motivs. Hier bietet die DP1 standardmäßig allein die Option, Bilder über das 2,5-Zoll große, 230.000 Pixel auflösende LCD zu gestalten. Als nicht ganz billiges Zubehör (rund 149 Euro) ist ein kleiner optischer Aufstecksucher zu haben. Der liefert zwar ein helles Bild, verzeichnet aber im Gegensatz zum exzellenten Objektiv recht kräftig tonnenförmig. Zudem sind die Formatmarkierungen nicht unbedingt einfach abzulesen. Wenn’s aber schnell gehen soll und man zudem auch noch Strom sparen möchte, ist der kleine Aufstecksucher sicher keine schlechte Ergänzung der Ausrüstung. Etwas schade ist allerdings, dass damit auch der Blitzschuh der Kamera belegt ist und man den ebenfalls als Zubehör erhältlichen und im Design sehr gut auf die Kamera abgestimmten Aufsteckblitz EF-140 DG daher nicht gemeinsam mit dem Aufstecksucher benutzen kann.

Gegenüber dem Sucher aber hat das Display ja ohnehin den Vorteil, dass die eingestellten Werte wie ISO, Blende und Verschlusszeit abzulesen sind und man die Aufnahme kontrollieren kann. Allerdings ruckelt das Bild zuweilen doch merklich und friert nach Antippen des Auslösers immer wieder ein. Zudem irritierte mich der Umstand, dass sich das Histogramm nur im Wiedergabe-Modus betrachten lässt, nicht aber standardmäßig direkt nach der Belichtung. Ein Firmware-Update könnte hier sicher leicht Abhilfe schaffen.

Das Display selbst ist passabel, allerdings nicht überragend. Besonders bei geringer Umgebungshelligkeit wirkt es recht grieselig. Bei der Wiedergabe erscheinen die Bilder zudem oft verrauschter, als sie tatsächlich sind. Man sollte sich daher hüten, Aufnahmen vorschnell zu löschen und bei leisem Zweifel stets die Ansicht am Computermonitor abwarten.

Scharf stellen
Die DP1 verfügt über einen auf neun Kreuzsensoren basierenden Autofokus. Die Felder sind – leider etwas umständlich über das Menü – einzeln anwählbar. Die Kamera bietet allerdings nur einen AF-Modus, und zwar den, der erst ein Auslösen erlaubt, wenn die Kamera der Meinung ist, das Motiv richtig scharf gestellt zu haben. Ein Servo-AF ist nicht verfügbar, was in der etwas dynamischeren Reportage-Fotografie durchaus hilfreich wäre.

Foto Hans-Peter Schaub

Allerdings ist der AF ohnehin recht behäbig und zwischen dem Druck auf den Auslöser und dem erlösenden Klick vergeht zuweilen eine gefühlte Ewigkeit, tatsächlich wohl aber „nur“ eine gute Sekunde. Manchmal – wenn der AF kein Ziel findet – weigert sich die Kamera sogar ganz und gar auszulösen.

Dem Problem kann man einigermaßen elegant mit der manuellen Fokussierung aus dem Weg gehen. Bei vielen digitalen Kompakten ein veritabler Albtraum, ist das bei der DP1 mustergültig gelöst. Nach ein-, maximal zweimaligem Druck auf die weiß unterlegte (!) Focus-Taste bringt man die Kamera in den manuellen Scharfstellmodus. Dann kann man bequem mit Hilfe des in Daumenreichweite befindlichen Einstellrädchens und der Display-Anzeige von Hand scharf stellen. Ein Druck auf die LCD-Taste – rechts unter der großen Vierwege-Taste gelegen – aktiviert die digitale Sucherlupe, das heißt, es wird ein vergrößerter Bildausschnitt dargestellt, was präzises Fokussieren sehr erleichtert.

Das manuelle Fokussieren wird auch durch grünes Aufleuchten des ausgewählten Fokus-Feldes erleichtert, sobald die Schärfe optimal eingestellt ist. Die Skala auf dem Display allerdings sollte man nicht allzu ernst nehmen, sie gibt allenfalls eine grobe Orientierung über die eingestellte Entfernung.

Fotografen, die im Umgang mit der hyperfokalen Distanz zur Optimierung der Schärfentiefe geübt sind, können aber so recht genau eine dem jeweiligen Motiv angemessene Schärfeebene einstellen und in Verbindung mit der geeigneten Blendeneinstellung die Schärfentiefe hinreichend präzise dosieren. So kann man in vielen Fällen durchaus leicht auf den etwas lahmen AF verzichten. Ohne AF ist die Auslöseverzögerung vernachlässigbar kurz und so ist man mit der DP1 auch dynamischeren Situationen einigermaßen gewachsen.

Wackelgrenze
Die meisten neueren Kompaktkameras und viele Spiegelreflexmodelle verfügen mittlerweile über einen auf Sensorebene angreifenden Bildstabilisator. Die Sigma DP1 hat so etwas nicht. Allerdings erlaubt es die Kamera auch ohne dieses Hilfsmittel in einem relativ weiten Bereich unverwackelte Bilder zu machen. Im Test war es mir ohne weiteres möglich, bis zu 1/8 Sekunde uneingeschränkt brauchbare Ergebnisse zu erzielen, was in etwa einen Gewinn von knapp zwei Blendenstufen gegenüber der alten Spiegelreflex-Faustregel vom Kehrwert der Brennweite als Verwacklungsgrenze bedeutet.

Wer mit hohem Anspruch an Schärfe bei niedriger ISO-Einstellung im RAW-Format fotografiert, wird aber dennoch – zumindest bei statischen Motiven – die Kamera aufs Stativ setzen. Dabei fällt auf, dass man mit angesetzter Schnellwechselplatte weder Akku noch SD-Speicherkarte wechseln kann, die sich beide unter derselben Klappe im Boden der Kamera befinden.

Schnelle, aber kurze, Bildserien
Sehr flott ist die Serienbildschaltung. Drei Aufnahmen pro Sekunde schafft die DP1 sowohl im JPEG- als auch im RAW-Modus. Das ist durchaus SLR-Niveau, allerdings ist nach den drei Aufnahmen erst mal Pause – bei RAW-Aufnahmen muss man etwa 15 Sekunden warten, bis die Kamera wieder betriebsbereit ist, bei JPEG Fine sind es rund 11 Sekunden. Auch im Einzelbild-Modus strapaziert die DP1 mitunter die Geduld: Nimmt man seine Bilder im RAW-Format auf, was generell empfehlenswert ist, so kann man nur etwa alle acht Sekunden ein Bild machen. Im JPEG Fine-Modus beträgt die Wartezeit zwischen zwei Aufnahmen immer noch stattliche vier Sekunden.

Foto vom Blitzgerät EF-140 DG

Blitzen
Die DP1 verfügt über einen eingebauten Blitz, der allerdings mit einer Leitzahl von 6 bei ISO 100 äußerst schwach ist und eigentlich nur zum Aufhellen taugt (angegebene Reichweite bei ISO 100: 0,3 – 1,5 Meter). Zudem muss man beim Blitzen unbedingt die solide und mit Filtergewinde ausgestattete Sonnenblende abnehmen, möchte man ein Abschatten des unteren Bilddrittels vermeiden.

Wer den Blitz oft einsetzen möchte oder muss, sollte daher direkt den deutlich leistungsstärkeren externen Zusatzblitz EF-140 DG anschaffen. Der bringt mit seiner Leitzahl von 14 deutlich mehr Licht ins Dunkel und gestattet zudem, die Sonnenblende auf dem Objektiv zu belassen. Die unterschiedlichen Blitzmodi – das Unterdrücken roter Augen oder die Synchronisation mit langen Verschlusszeiten – kann man ohne Umweg über das Menü mit der Blitztaste auf der Kamerarückseite einstellen. Die Blitzbelichtung lässt sich in einem Bereich von +/- drei Blendenstufen korrigieren.

Bildqualität
Großer Sensor, hervorragendes Objektiv – da darf man von der Bildqualität einiges erwarten. Dieser Erwartung, das kann man ohne Einschränkung sagen, wird die Kamera auch gerecht. Reizt man ihre Möglichkeiten aus, fotografiert also bei ISO 100 im RAW-Format bei mittleren Blendenwerten zwischen 5,6 und 8, entstehen sehr scharfe, farblich ausgewogene Bilder mit gut durchgezeichneten Lichtern und Schatten.
 

Foto Hans-Peter Schaub

 
Die Farbwiedergabe ist zurückhaltend und keinesfalls übersättigt. Vor allem professionelle Fotografen werden dies zu schätzen wissen, denn kräftige Farben sehen zwar auf dem Computerbildschirm oder in der Beamer-Projektion gut aus, lassen sich aber im Vierfarbdruck kaum reproduzieren. So liefert die DP1 Ausgangsmaterial, welches sich ohne Probleme für Bildschirmpräsentationen aufhübschen lässt, aber gleichzeitig alle Optionen für eine optimale Reproduktion im Druck erhält.

Optimale Belichtung ist bei der Digitalfotografie der Schlüssel, um die Leistungsfähigkeit eines Sensors auszureizen. Die Mehrfeldmessung liefert als Basis dafür insgesamt zuverlässige Ergebnisse. Alternativ stehen eine mittenbetonte Integral- sowie eine Spotmessung zur Verfügung.

Rauschen ist bei ISO 100 nicht erkennbar, bis ISO 400 erhält man auch noch tadellose Ergebnisse mit allenfalls geringem Rauschen in den Schatten. Bei der maximalen ISO-Einstellung von 800 tritt insbesondere das Farbrauschen dann jedoch merklich in Erscheinung. Hierzu muss ich allerdings anmerken, dass das mir zur Verfügung stehende Gerät diesbezüglich noch nicht den endgültigen Stand repräsentierte. Laut Sigma wird an diesem Aspekt noch gearbeitet und man darf davon ausgehen, dass die schließlich an den Handel ausgelieferten Kameras hier noch etwas bessere Ergebnisse liefern.

Auf dem Schirm
Nach dem digitalen Fotografieren, steht zwangsläufig die digitale Nachbearbeitung der Motivbeute an. Fotografiert man im JPEG-Format, ist das mit jedem beliebigen Programm möglich, entscheidet man sich hingegen für das RAW-Format, so ist man derzeit noch auf Sigmas eigene Software, Sigma Photo Pro angewiesen, welches sowohl in einer Windows- als auch einer Mac-Version mitgeliefert wird. Andere Programme, wie etwa Lightroom, Photoshop Elements / CS3 oder Apple Aperture sind derzeit noch nicht im Stande, die DP1-RAW-Dateien zu öffnen.

Das Sigma-Programm ist einfach zu bedienen und bietet die wichtigsten Funktionen zur Belichtungs- und Farbkorrektur. Besonders stabil erschien es mir allerdings nicht. Zum einen kam es bei der Konvertierung nach 16 Bit Tiff immer wieder zu Fehlern – es entstanden quietsch-bunte Falschfarben-Kunstwerke. Zum andern erschien nicht selten die Meldung „Bildkonvertierung aufgrund eines Dateifehlers fehlgeschlagen“. Auch die Geschwindigkeit lässt Wünsche offen. So dauerte es auf einem älteren PC mit 2,4 GHz-Prozessor etwa 25 Sekunden und selbst mit einem aktuellen Vierkern-Prozessor und reichlich Arbeitsspeicher noch rund 10 Sekunden, bevor man im Bearbeitungsfenster mit der Optimierung eines angewählten Bildes beginnen kann.

Ist man das Arbeiten beispielsweise mit Adobe Photoshop Lightroom oder Capture One gewöhnt und hat seinen Workflow auf solch ein Programm abgestellt, so wird man nur widerwillig ein neues Programm installieren und sich mit dessen Bedienung vertraut machen. Vermutlich aber ist es nur eine Frage von einigen Wochen, bevor man auch mit den Standardanwendungen auf die Sigma-RAW-Daten zugreifen kann – und sei es nur über den Umweg des Adobe DNG-Konverters.

Schöne Kamera

Foto Hans-Peter Schaub

„Schöne Kamera – kann ich die haben?“ war das erste, was meine knapp vierjährige Tochter beim Anblick der DP1 von sich gab.

Schön finde ich sie auch und glücklicherweise kann man mit dem schönen Teil auch noch „schöne“ Bilder machen. Gutes Objektiv und großer Sensor verleihen der DP1 eine unangefochtene Alleinstellung unter den digitalen Kompaktkameras. Technisch bessere Bilder ermöglicht keine andere digitale Kompaktkamera (für die Gestaltung ist natürlich immer noch der Fotograf zuständig).

Qualitativ bewegt sich DP1 auf dem Niveau guter 10 Megapixel-SLRs, aber nur, wenn diese auch mit hochwertigen Optiken bestückt sind. Die üblichen billigen Standardzooms sind keine echte Konkurrenz für das Sigma-Weitwinkel.

Die Ausstattung der DP1 beschränkt sich auf wesentliche Dinge. Mit Programm-, Zeit-, Blendenautomatik und manueller Nachführmessung ist man allen Situationen gewachsen. Auf diverse Motivprogramme muss und kann man bei der DP1 gut verzichten.

Die Bedienung erscheint mir teilweise ein wenig umständlich. Zwei bis drei mehr kleine Knöpfchen auf der Rückseite würden viele Ausflüge ins Menü überflüssig machen und das puristische Design nicht wesentlich beeinträchtigen.

Der Autofokus reicht für statische Motive, ist aber in dynamischen Situationen überfordert. Die vorbildlich gelöste manuelle Fokussierung hilft jedoch zusammen mit der ohnehin recht großen Schärfentiefe der Optik, diese Klippe zu umschiffen.

Gänzlich überflüssig erscheinen mir persönlich der Digitalzoom sowie die Option, kurze Videoclips (Auflösung magere 320×212 Pixel) zu drehen. Tatsächlich macht der Digitalzoom auch nur in Verbindung mit der Videofunktion einigermaßen Sinn.

Richtig schnell ist die DP1 nicht. Zwar schafft sie drei Bilder pro Sekunde, die Wartezeiten nach solchen Serienschüssen und auch nach dem Belichten einzelner Bilder sind zumindest gewöhnungsbedürftig, haben aber einen gewissen pädagogischen Effekt. Man überlegt sich sehr genau, wann man auslöst, um auch wirklich den entscheidenden Moment zu erwischen. Tut man’s zu früh, ist die Gefahr groß, dass der Höhepunkt des Ereignisses in die Auszeit fällt, die sich die Kamera nimmt, um das aufgenommene Bild in aller Ruhe auf die Speicherkarte zu übertragen.

Wofür würde ich die DP1 einsetzen?

Landschaften, Architektur, Details, Gruppenaufnahmen – Motive also, die dem Fotografen Zeit lassen und die von der hohen Bildqualität profitieren. Für die Reportage, für Straßen- oder Actionfotografie bevorzuge ich die schnellere und mit eindeutig überlegenem Sucher ausgestattete Spiegelreflex.

(Hans-Peter Schaub)
 
 
Siehe auch:
Sigmas Site zur DP1
Beispielaufnahmen Sigma DP1
Die DP1 bei Sigma Deutschland
Firmware v1.01 für die Sigma DP1
 
Produktfotos von Sigma; Beispielfotos von Hans-Peter Schaub.