67II von PentaxPentax hat dieser Tage bekanntgegeben, dass die Mittelformatkamera 67II ab September 2009 nicht mehr gefertigt wird. Damit wird die Produktion einer Kamera eingestellt, deren Grundkonzeption gut 40 Jahre zurückreicht. Für uns Anlass, im Archiv zu kramen

… und in Würdigung dieser Kamera einen Artikel wieder zu veröffentlichen, der vor rund 10 Jahren in der „Photo Technik International“ (PTI) erschienen ist, als die 67II noch ganz neu war. Auf die damals beigefügten Beispiel-Fotos und Illustrationen müssen Sie heute verzichten; doch auch so mag die Erinnerung an die 67II für den ein oder anderen interessant sein. (Der Artikel ist unverändert im Wortlaut wiedergegeben, lediglich auf die neue deutsche Rechtschreibung wurde korrigiert.)
 

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Oldie but Goldie

Pentax 67II

Im Computerbereich gibt es den Begriff der «Killer-Applikation» und damit soll ausgedrückt werden, dass es sich um ein herausragendes Produkt handelt, das alle anderen gewissermaßen plattmacht. Und in diesem Sinne kann die Pentax 67II durchaus als «Killer-Kamera» bezeichnet werden. Im Verlaufe dieses Artikels wird noch ausführlich die Rede davon sein, warum dem so ist.

Foto der 67II von Pentax

Zur letztjährigen photokina wurde das neu überarbeitete Modell Pentax 67II vorgestellt, und bereits in PTI 6/98 in den technischen Details besprochen. Hier soll auf diese Kamera, die in ihrer Grundkonzeption seit nunmehr immerhin 30 Jahren existiert, noch einmal unter praktischen Gesichtspunkten eingegangen werden.

Rein äußerlich präsentiert sich die Pentax 67II als «überdimensionierte» kleinbildähnliche Kamera für das Format 6×7 cm. Die Pentax ist damit angesichts des großen Aufnahmeformates äußerst handlich und kompakt. Beim neuen Modell wurden einige ergonomische Verbesserungen vorgenommen, so wurden der Handgriff, der Schnellschalthebel und das Einstellrad für die Verschlusszeiten griffiger gestaltet. Bei der Modifizierung hat sich Pentax anscheinend die Wünsche und Kritikpunkte der Fotografen (der Praktiker mithin) zu Herzen genommen, denn aus der «Pentax-67-Mängelliste» (die unter anderem fehlende Spotmessung, Mehrfachbelichtung und TTL-Blitzlichtautomatik auflistete) können nun die meisten Punkte als erfüllt abgehakt werden. So bietet die Neue in Verbindung mit dem neuen TTL-Prismensucher Zeitautomatik mit Sechsfeldmessung, wechselbare Einstellscheiben, eine Mehrfachbelichtungsfunktion, TTL-Blitzautomatik und Messwertspeicherung. Trotzdem bleibt auch die neue Pentax 67II nahezu nahtlos in das bestehende Pentax-67-System integriert (lediglich der TTL-Prismensucher ist nicht austauschbar).

Die Stromversorgung der Kamera erfolgt mit zwei 3 Volt Lithiumbatterien (CR 123A oder gleichwertige) und die sind für das Funktionieren der Kamera auch unbedingt notwendig. Da die Pentax 67II ohne Energie keinen Mucks mehr von sich gibt, empfiehlt es sich, immer ausreichend Ersatzbatterien auf Vorrat zu halten. Mit diesen zwei Batterien ist es allerdings auch schon getan. Auch der Belichtungsmesser-Aufsatz bezieht seine Energie daraus und muss nicht eigens mit weiteren Batterien bestückt werden. Laut Pentax-Testbedingungen können mit einem Satz frischer Batterien etwa 500 Rollen 120er Film respektive 250 Rollen 220er Film bei 20°C belichtet werden; bei -10°C halbieren sich diese Werte.

Foto der Sucher zur 67II von Pentax

Sucher

Neben den Einstellscheiben sind bei der Pentax 67II auch die Sucher wechselbar; tatsächlich wird das Pentaxgehäuse nur mit einer Plastikkappe über der Einstellscheibe ausgeliefert. Der Vorteil dieses «abgespeckten» Lieferumfanges ist sicherlich darin zu sehen, dass sich der Benutzer gleich von vornherein zwischen dem AE Pentaprismensucher 67II (mit integrierter Belichtungsmessung und Zeitautomatik), dem Pentaprismensucher 67II, dem Faltlichtschacht 67II und dem starren Lichtschacht 67II entscheiden kann.

Zwei Sucher wird er wohl wählen; Prisma und Lichtschacht. Mit einem Prismensucher lässt sich die Pentax 67II unterwegs ebenso unkompliziert handhaben wie jede Kleinbildkamera. Besonders der AE Prismensucher mit Zeitautomatik scheint in der mobilen Fotografie schlicht unverzichtbar.

Das Prisma zeigt aber nur 90% des Bildfeldes an; diese Beschränkung erlegte Pentax auf, damit es nicht zu groß und schwergewichtig wird. Die Einstellscheibe selbst allerdings zeigt die vollen 100% des Sucherbildes und die bleiben bei Verwendung des Lichtschachtsuchers auch komplett sichtbar, so dass der Lichtschachtsucher für exakte kompositorische Arbeiten zwingend benötigt wird.

Die der Pentax beigefügte Mattscheibe mit Mikroprismen kann vom Anwender selbst gegen eine Vollmattscheibe, eine Mattscheibe mit Schnittbildindikator oder eine Gittermattscheibe ausgewechselt werden. Alle vier Mattscheiben sind auch in einer helleren Version lieferbar, die sich besonders beim Einsatz lichtschwacher Objektive empfehlen. Laut Pentax kann sich «die Präzision der Belichtung mit diesen Mattscheiben jedoch verschlechtern». In der Praxis allerdings wird es dann keine Probleme geben, wenn der Fotograf dem AE Prismensucher die höhere Durchlässigkeit dieser Mattscheiben über eine Belichtungskorrektur mitteilt. Per Vergleichsmessung auf eine Graukarte lässt sich die Differenz zwischen den Einstellscheiben schnell ermitteln.

Die Qualität eines Sucherbildes bemisst sich neben der Mattscheibengüte vor allem nach der Helligkeit, und die wiederum bestimmt sich bei einer Spiegelreflexkamera durch die Lichtstärke der Objektive. Dank der umfangreichen Palette vergleichsweise sehr lichtstarker Objektive zeigt die Pentax ein sehr brillantes Sucherbild. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass lichtstarke Objektive nicht nur ein helleres Sucherbild zeigen, sondern auch die punktgenaue Scharfeinstellung erleichtern, denn ein lichtschwaches Objektiv ist ja gewissermaßen schon abgeblendet, die Schärfentiefe kommt bereits zum Tragen, und die exakte Fokussierung auf den Punkt fällt schwerer.

Filmisches

Die Kamera lässt sich jederzeit durch einfaches Verschieben der Filmandruckplatte von 120er auf 220er Film umstellen, bei Verwendung des 120er Films sind zehn Aufnahmen möglich, bei Verwendung des 220er Films können sogar 21 Aufnahmen belichtet werden. Das ist auf den neuen Transportmechanismus zurückzuführen, der den Film exakter transportiert. Etwas trickreich ist das Einlegen des Films, und wer in Eile ist, wird so manches mal fluchen, denn weder Leerspule noch neuer Film wollen so ohne weiteres an ihren Platz. Hier eine Sequenz, die recht gut funktioniert, und die einmal mit einem Abfallfilm ausprobiert werden sollte:

  • Kamera auf den Knien ablegen oder am Stativ abkippen, so dass die Rückseite nach oben zeigt. Rückwand öffnen.
  • Filmlänge an der Kamerarückwand einstellen.
  • Filmspulenhalter auf der Kameraunterseite drehen und herausziehen.
  • Film respektive Leerspule einlegen, den Filmspulenhalter sanft eindrücken. Er sperrt jetzt noch etwas, da die Aussparung der Spule noch nicht richtig getroffen wurde.
  • Spulen leicht hin- und herrollen, bis der Halter komplett einrastet. Damit liegen Film und Leerspule perfekt und nur dann kann der Halter in die Ausgangsposition zurückgedreht werden.
  • Filmlasche zur Leerspule ziehen, einfädeln. Beim Transport den Daumen auf die Leerspule legen, damit der Filmanfang nicht durchrutscht.
  • Bei Deckung der beiden Markierungen die Rückwand schließen.
  • Filmempfindlichkeit am AE Prisma einstellen. Loslegen.

Der Filmempfindlichkeitsbereich der Pentax reicht von ISO 6/9° bis ISO 6400/39°. Zusätzlich besitzt die Pentax eine echte Belichtungskorrektur im Bereich von +/- 3 LW in 1/3 Stufen, die unabhängig von der eingestellten Filmempfindlichkeit immer funktioniert (der genaue Grad der Belichtungskorrektur wird auch auf der Abgleichsskala im Sucher angezeigt). Das ist insofern bedeutsam, als es so in Kombination aus der maximalen Filmempfindlichkeitseinstellung ISO 6400/39° mit einer Korrektur von -1, -2 oder -3 möglich wird, auch Filme mit einem EI von 12500, 25000 und 50000 zu belichten. So hohe Filmempfindlichkeiten sind mindestens seit Vorstellung des Ilford Delta 3200 Professional wieder interessant geworden.

TTL Prisma & Belichtung

Foto des smc Reflex 8/1000 von Pentax

Die möglichen Belichtungszeiten des elektronisch gesteuerten Tuchschlitzverschlusses reichen von der 1/1000 s bis 4 s (30 s mit AE Prisma). Neben der B-Einstellung gibt es auch die kaum mehr übliche und dabei manchmal so praktische T-Einstellung: Wird der Schalter PS.TIME rechts neben dem Bajonett nach vorne geschoben, so bleibt der Verschluss nach dem Auslösen in einem besonders stromsparenden Modus so lange geöffnet, bis dieser Schalter wieder zurückgeschoben wird.

TTL-Belichtungsmessung (auch TTL-Blitzen) und Zeitautomatik erschließen sich mit dem AE-Pentaprismensucher 67II, der die Belichtung wahlweise mittels Sechsfeldmessung, mittenbetonter Integralmessung oder Spotmessung bestimmt. Im Sucher werden die eingestellte Verschlusszeit, die jeweilige Belichtungsmessart und bei manueller Belichtungseinstellung eine Abgleichskala für die Belichtungsmessung angezeigt. Besonders im Zusammenhang mit der Spotmessung ist die Möglichkeit der Messwertspeicherung zu erwähnen. Griffgünstig direkt neben dem Schnellschalthebel liegt der kleine Knopf zur Messwertspeicherung; der Wert bleibt zehn Sekunden lang gespeichert, kann aber jederzeit durch erneuten Druck auf die Messwertspeichertaste gelöscht werden. Die aktivierte Messwertspeicherung wird im Sucher durch ein Symbol angezeigt.

Die Belichtungsmessung funktioniert in allen Einstellungen (Spot, Integral, Sechsfeld) sehr zuverlässig. Die Spot- und Integralmessung liefern die gewohnten Ergebnisse: wird bei der Spotmessung das richtige Motivdetail angemessen, stimmt die Belichtung auf den Punkt. Die Integralmessung ist zuverlässig, soweit nicht große Bildanteile besonders hell oder dunkel sind. Gleiches gilt für die Sechsfeldmessung, die nicht ganz so ausgeklügelt und treffsicher arbeitet, wie man das von Kleinbildkameras her gewohnt ist. Sie ist eher als verbesserte Integralmessung zu betrachten. Motive mit hohem Hellanteil wollen korrigiert sein, sonst wird leicht unterbelichtet. Der Fotograf bekommt aber schnell ein Gefühl, wann so eine Korrektur angebracht ist. Es ist dann kein Thema, die Kamera schnell zu einem messtechnisch günstigeren Motivausschnitt zu verschwenken, und diesen Wert per Messwertspeicher zu fixieren.

TTL-Blitzautomatik

Ein Sensor im Spiegelkasten der Pentax 67II steuert die Blitzlichtmessung durch das Objektiv. Für den Anschluss systemkonformer Blitzgeräte bietet die Pentax eine fünfpolige Buchse für Pentax FTZ-Blitzgeräte und eine vierpolige Buchse für den Pentax AF-400 T Automatikblitz. Weiterhin findet sich der gewohnte Kabelkontakt für die X-Synchronisation ohne TTL-Blitzlichtsteuerung. Mit den passenden Systemblitzgeräten ist neben der normalen Blitzlichtfotografie auch das Aufhellblitzen und die Blitzauslösung auf den zweiten Verschlussvorhang möglich. Zudem können mehrere Systemblitzgeräte TTL-gesteuert werden.

Fotografen allerdings, die gerne den Aufhellblitz einsetzen, werden die Blitzsynchronzeit von 1/30 Sekunde als viel zu lang und nicht mehr zeitgemäß empfinden. Ihnen bleibt nur, entweder extrem abzublenden, oder das Zentralverschlussobjektiv 4,0/165 mm zu verwenden, das mit jeder Verschlusszeit bis hin zur 1/500 s synchronisiert ist.

Praxis

Dass die Pentax in ihrer grundlegenden Konzeption seit nunmehr rund 30 Jahren auf dem Markt ist, hat den großen Vorteil, dass zu dieser Kamera auch langjährige und fundierte Erfahrungen vorliegen. Diese sind hier in konzentrierter Form versammelt und gelten sowohl für die neue Pentax 67II wie auch für die Vorgängermodelle.

Foto der Pentax 67II mit Handgriff

Etwas irritierend ist zunächst die merkliche Erschütterung der Kamera beim Auslösen. Da die Pentax große Massen zu bewegen hat (Spiegel, Verschluss), scheint die Tauglichkeit für die Freihandfotografie eingeschränkt. Tatsächlich aber zeigt sich in der Praxis, dass die Pentax überraschend ruhig und sicher in der Hand liegt, so dass auch solche Verschlusszeiten, die nahe beim Kehrwert der Brennweite liegen, keinerlei Probleme bereiten. Will heißen, mit dem 105 mm sind Aufnahmen bei 1/125s ohne weiteres machbar, ja sogar die 1/90s kann ruhig einmal riskiert werden. Pentax hat es sehr gut verstanden, die real vorhandenen Erschütterungen in den unkritischen Bereich vor und nach der Belichtung zu legen, so dass das kein Thema ist. Selbstverständlich gilt auch bei dieser Kamera, dass nur die schnellere Verschlusszeit oder das Stativ knackig scharfe Aufnahmen garantieren. Hinsichtlich der Freihandtauglichkeit berichten Fotografen, die lange Erfahrungen mit der Pentax 67 haben, dass die Verschlusszeit bei hohen Ansprüchen und für garantierte Schärfe mindestens 1/250 s erreichen sollte, schneller ist besser.

Zur Stabilisierung der Freihandfotografie bietet Pentax den nahezu schon legendären und wunderschönen Holzhandgriff an. Es gibt übrigens zur neuen Pentax auch einen neuen Handgriff – aber keine Sorge, auch der ist wiederum aus Holz.

Fotografen, die höchste Schärfeansprüche an ihre Aufnahmen stellen, werden ausschließlich vom Stativ fotografieren und wenn das ausreichend stabil ist, muss man sich um die Verschlusszeiten keine Gedanken mehr machen. Bei Benutzung eines Stativs ist generell empfehlenswert, die Spiegelvorauslösung zu betätigen. Im Verschlusszeitenbereich von 1/30 s bis 1/2 s ist es weiterhin angeraten, die Kamera während des Auslösens per fest aufgelegter Hand zu stabilisieren oder einfach die (möglichst schwere) Kameratasche auf die Kamera zu hängen. Wie bei den meisten Spiegelreflexkameras sind Verschlusszeiten um 1/8 s besonders kritisch: lang genug, um eventuelle Erschütterungen so richtig schön abzubilden, aber noch nicht lange genug, dass diese Erschütterungen auch wieder abklingen könnten. Doch mit den geschilderten Maßnahmen wird man jeder potentiellen Unschärfe Herr.

Objektive

Das Objektivsortiment zur Pentax ist eines der umfangreichsten im gesamten Feld der Mittelformatkameras. 20 Wechselobjektive, darunter auch Fisheye, Zoom, Shift und Telebrennweiten bis hin zum 1000-mm-Supertele decken alle gängigen Aufnahmebereiche ab. Besonders hervorzuheben sind die lichtstarken Teleobjektive wie beispielsweise das 4,0/600 mm, das 4,0/800 mm oder das beliebte 2,8/165 mm. Nicht zu vergessen das Normalobjektiv 2,4/105 mm. Im Angebot fehlen ein Shiftobjektiv (4,5/75 mm) ebensowenig wie Softfokus-, Makro- und Zentralverschlussobjektive.

Foto des smc 4,5/45 Shift von Pentax

Bemerkenswert ist, dass die neue Belichtungsfunktionalität der Pentax 67II realisiert wurde, ohne dass Änderungen an den Objektiven notwendig wurden. Das bedeutet im besonderen, dass jeder Besitzer einer älteren Pentax 67 nahtlos auf das neue Gehäuse umsteigen und seine Objektive uneingeschränkt weiter nutzen kann. Das ist andererseits bei der Firma Pentax so erstaunlich nun wieder auch nicht, zeichnet sich doch gerade diese Firma durch eine hohe Systemkonstanz aus. Wenig verwunderlich ist in diesem Zusammenhang denn auch, dass es einen Objektivadapter für die Pentax 645N gibt, mit dem sich alle 67-Objektive auch an der 4,5×6 benutzen lassen.

Ein Blick in die Preisliste von Pentax ist hochinteressant, denn wer «normale» Mittelformatpreise kennt, wird kaum glauben können, was er da liest. Ohne allzusehr ins Detail zu gehen, hier doch soviel: Die normalen Brennweiten von 45 mm bis 200 mm kosten zwischen DM 1400.- und DM 1800.-, Spezialitäten sind etwas teurer: Fisheye 4,5/35 mm DM 3000.-, Shift 4,5/75 mm DM 4800.-, Zoom 4,5/55-100 mm DM 3000.-. Das sind die unverbindlich empfohlenen Neupreise, nicht etwa Gebrauchtpreise. Das ist insofern irritierend, als da doch wohl die Qualität nicht stimmen kann; verlangen doch andere Mittelformathersteller für Vergleichbares viel mehr. Alle Fotografen aber, die mit diesen Objektiven fotografieren, sind sich einig darin, dass die Objektive zum Besten gehören, was es für Geld zu kaufen gibt.

Auch wir konnten uns in unserem Praxistest davon überzeugen, dass diese Objektive ungeachtet ihres Preises zur absoluten Spitze zählen. Will heißen, Sie können zwar für ein vergleichbares Objektiv bei einem anderen Hersteller deutlich mehr Geld ausgeben, werden damit aber keinesfalls technisch bessere Fotos machen. Das 2,8/165 etwa ist bereits bei Offenblende untadelig brillant, und auch das Zoom 4,5/55-100 mm hat genau diese Festbrennweitenqualität. Im Klartext: Die Objektive zur Pentax 67 gehören in die absolute Spitzengruppe, ohne Wenn und Aber. Warum Pentax dann so günstig ist? Vielleicht sind die anderen ja nur so teuer.

Und wer jetzt gern noch eine Empfehlung möchte, um seine Ausrüstung aufzustocken: Allgemein besonders gelobt werden die Brennweiten 4,0/55 mm, 2,8/90 mm, 2,4/105 mm und 2,8/165 mm – und immer wieder das Shift 4,5/75 mm. Statt längerer Brennweiten bevorzugen übrigens etliche Fotografen einen Telekonverter 1,4fach oder 2fach, da die Objektive ab 300 mm doch sehr groß und schwer werden, und die Schlepperei unterwegs nicht jedermanns Sache ist.

Sonstiges

Schließlich und endlich lassen sich einige Funktionen an der Pentax 67II vom Pentax Servicezentrum (gegen Gebühr) auf individuelle Vorgaben einstellen. So kann beispielsweise die standardmäßig in ganzen Stufen vorgenommene Einstellung der Verschlusszeiten auf halbstufige Genauigkeit ausgeweitet werden; die Dauer der Belichtungsanzeige kann von 10 Sekunden auf 5, 20 oder 30 Sekunden abgeändert werden und die Belichtungsspeicherung lässt sich von ursprünglichen 20 Sekunden auf 10, 40 oder 60 Sekunden umstellen.

Es ist weiterhin möglich, sich im Sucher statt der Bildnummer die gewählte Blende anzeigen zu lassen, was allerdings nur bei Objektiven mit automatischer Blendensteuerung funktioniert. Und es ist auch möglich, sich eine zusätzliche Riemenöse anbringen zu lassen. Damit hängt die Kamera dann in horizontaler Position, während serienmäßig nur zwei Riemenösen auf der linken Schmalseite zu finden sind, so dass sie im Ursprungszustand immer vertikal nach unten hängt und zur Aufnahme gedreht werden muss.

Fazit

Die Pentax 67II kann mit einer Reihe (sinnvoller) Superlative aufwarten. Sie ist die handlichste 6×7 Kamera, sie besitzt die in der Summe größte und lichtstärkste Objektivreihe im 6×7 Format (und kann diesbezüglich auch so manches 6×6- und 4,5×6-Format ausstechen) und man kann diese Kamera ohne weiteres einen stillen Klassiker nennen, wird sie doch seit rund 30 Jahren angeboten.

Bleiben Wünsche bei dieser Kamera? Sicherlich.

Beim Objektivangebot mag sich der ein oder andere das ein oder andere lichtstärkere Objektiv wünschen; so findet sich beispielsweise unter den Weitwinkelobjektiven kein Objektiv der Lichtstärke 2,8. Ein möglicher Fehlerquell ist die manuelle Filmempfindlichkeitseinstellung: Schade, dass sich Pentax nicht dazu durchringen konnte, das von Fuji entwickelte Easy Loading System zu übernehmen, das die automatische Filmempfindlichkeitseinstellung auch für Rollfilme verwirklicht.Etwas unverständlich ist auch, warum Pentax die halbstufige Verschlusszeiteneinstellung nicht gleich ab Werk vorgesehen hat, sondern den Käufer nötigt, dies kostenpflichtig beim Pentax-Service nachrüsten zu lassen. Die langsame Blitzsynchronzeit von 1/30s verunmöglicht das Aufhellblitzen nahezu. Hier kann dann allenfalls auf das mit Zentralverschluss ausgerüstete 4,0/165 mm zurückgegriffen werden. Doch Hochzeits- und Porträtfotografen werden sich nicht nur an der mangelnden Aufhellblitzfunktion stören, sondern die Kamera eventuell auch als zu laut einstufen. Das kann nur der persönliche «Audiotest» klären.

Das eventuell auftauchende Argument fehlender Wechselmagazine allerdings mögen wir so nicht gelten lassen. Die Kamera und das zugehörige System sind so preiswert, dass die Forderung nach einem Wechselmagazin durch den Zukauf eines weiteren Gehäuses bedient werden kann. Eine Einschränkung allerdings hat das Ganze doch: Die Verwendung von Sofortbildmaterialien ist mit der Pentax 67II nicht möglich. So werden all jene Fotografen, die auf das Sofortbild zur unmittelbaren Aufnahmekontrolle angewiesen sind, mit der Pentax auch nicht so recht glücklich werden. Außer, sie sind bereit, einen Betrag, der in etwa dem Gehäusepreis entspricht, in ein Polaroidrückteil von NPC zu investieren (dieses Rückteil ersetzt dann die normale Rückwand; und selbstverständlich darf während der Sofortbildaufnahmen kein Rollfilm eingelegt sein). Und letztlich ist noch auf den fehlenden Motor hinzuweisen, der für einige wenige Einsatzzwecke (Fernsteuerung, Serienaufnahmen) unabdingbar ist.

Diese Einschränkungen für bestimmte Anwendungsgebiete vorweggenommen, kann die Pentax 67II ansonsten jedem Fotografen, der am Mittelformat interessiert ist, nur uneingeschränkt empfohlen werden. Diese 6×7-Kamera vermag in der Disziplin Handlichkeit auch mit den kleineren Mittelformaten 6×6 und 4,5×6 mitzuhalten und das System ist preiswert, dabei hochwertig und üppig ausgebaut. So wird die Pentax 67 aufgrund der zuverlässigen TTL-Messung und der umfangreichen und dabei preiswerten Nahaufnahmemöglichkeiten sehr gerne in der Makro- und Astrofotografie eingesetzt, ist aber auch für viele weitere Motivbereiche (Landschaft, Porträt, Stillife,…) hervorragend geeignet.

Das Gehäuse kostet DM 2600,- und das TTL-Prisma DM 1300.-. Inklusive Normalobjektiv (DM 1400.-) schlägt die betriebsfertige Kamera mit Zeitautomatik mit DM 5300.- zu Buche, mit Lichtschacht und bei Verzicht auf die Zeitautomatik sind es DM 1000.- weniger.

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Spezifikationen 67II

Typ Spiegelreflexkamera im Mittelformat mit Zeitautomatik; 3 Belichtungsmessarten; Wechselsucher; Spiegelvorauslösung; Mehrfachbelichtungsfunktion; Umschaltbar 120er/220er Rollfilm; Multifunktionale Sucheranzeige
Objektivanschluss Doppelbajonett PENTAX 67 mit Innen- und Außenanschluss
Schärfe Manuelle Fokussierung; Schärfekontrolle über Abblendfunktion am Objektiv
Sucher 4 Wechselsucher, 4 auswechselbare Mattscheiben
Belichtung Zeitautomatik mit AE-Pentaprismensucher 67II 1/1000 s bis 30 s stufenlos; Nachführmessung 1/1000 s bis 4 s; ”B”-Einstellung; Sechsfeld-, mittenbetonte und Spotmessung wählbar; Messwertspeicher; Belichtungskorrektur ±3 LW in 1/3-LW-Schritten
Spiegelvorauslösung ja
Selbstauslöser ca. 12 s Vorlaufzeit
Blitz Synchronzeit 1 / 30 s; TTL-Blitzmessung; Automatische Einstellung der Synchronzeit bei Systemblitzgeräten
Film Aufnahmeformat: 70×55 mm; 120er Filmrolle (10 Aufnahmen); 220er Filmrolle (21 Aufnahmen)
Filmtransport Schnellschalthebel
Anzeigen (mit AE-Prismensucher) Umfangreiches Sucherdisplay mit Anzeigen für Verschlusszeit, Blitzstatus, Belichtungskorrektur, Über-/Unterbelichtung, Messwertspeicher, Bildzählwerk, Belichtungsmessmethode, LCD-Feld auf Gehäuseoberseite mit Anzeigen für Batteriestatus, Filmempfindlichkeit, Filmstatus und Blitzstatus
Stromversorgung Zwei 3-V-Lithiumbatterien CR-123A
Abmessungen 185,4×108,4×91,8 mm (Gehäuse); 185,4×150,9×105,8 mm (Gehäuse mit AE-Prismensucher 67II)
Gewicht 1210 g (ohne Batterie und Sucher); 1657 g (ohne Batterie, mit AE-Prismensucher 67II)
Sonstiges Bei Verwendung eines Polfilters muss ein Zirkular-Polfilter benutzt werden.