Hartblei bietet Tilt-Shift-Objektive für Kleinbild an. Das Besondere daran: In den neuesten Versionen stammen die Linsengruppen original von Carl Zeiss:

Stefan Steib zufolge, den wir auf der photokina dazu befragt haben, ist das Ganze seine Idee. Nachdem sich der Fotograf bei ebay ein Tilt-Shift-Objektiv aus Russland besorgt hatte, befand er die Mechanik für gut, die optische Leistung allerdings vermochte ihn nicht recht zu überzeugen.

Also wandte er sich mit dem Ansinnen an Hartblei, ein Hasselblad-Objektiv auszuschlachten und mit den Zeiss-Linsen ein neues Tilt-Shift zu bauen, worauf die ukrainische Firma auch tatsächlich einging. Mit diesem Prototypen wurde Stefan Steib bei Carl Zeiss vorstellig, die laut seinen Worten von der Idee begeistert waren und ihn auf jede nur erdenkliche Weise unterstützten, andernfalls wäre das Projekt nicht möglich gewesen. Carl Zeiss stellte Entwicklungsunterlagen, Know-how und komplette Linsensätze zur Verfügung, mit denen dann die ersten richtigen Prototypen gebaut werden konnten.

Die Fertigungssequenz sieht nun wie folgt aus:
• Die Linsensätze kommen komplett (verkittet) aus Oberkochen
• Das Aluminium für die Fassungen stammt gleichfalls aus Deutschland und ist dasselbe, wie es auch andere Hersteller wie Leica oder Hasselblad für Objektivfassungen verwenden
• Die Fassungen werden in Kiew (Ukraine) gefertigt – inklusive einer 12-Lamellen-Blende für wirklich nahezu kreisrunde Blendenöffnungen
• Dort werden auch die Linsen in die Fassungen eingebaut
• Die fertigen Objektive werden dann in Essen mit einer Zeiss-Messstation K6 vermessen

So soll gewährleistet sein, dass die neuen Hartblei-Objektive nicht mehr im Entferntesten mit den alten Objektiven vergleichbar sind, die – siehe oben – mechanisch gut, aber optisch nicht sonderlich überzeugend waren.

Die Ankupplung der Objektive erfolgt rein mechanisch via Einfach-Bajonett ohne jede mechanische oder elektrische Übertragung. Das bedeutet einerseits den Verzicht auf jegliche Automatik (Springblende, Belichtungsautomatik), bietet andererseits die Möglichkeit, die Objektive für jeden beliebigen Bajonettanschluss zu adaptieren. Bislang gibt es Anschlüsse für Canon, Nikon und Sony (Minolta), weitere sollen folgen bzw. sind auf Anfrage für Leica, Contax usw. erhältlich und laut Stefan Steib „kein Problem“.

Bei den auf der photokina gezeigten Prototypen machte die Mechanik einen guten Eindruck, konnte sich aber keinesfalls mit der Geschmeidigkeit eines Leica- oder Hasselbladobjektivs messen. Doch das waren ja auch noch Prototypen.

Hartblei D will ab Frühjahr 2007 folgende Brennweiten für Kleinbild anbieten (jeweils 10 mm Shift, 8° Tilt):

• 4/40 mm (Basis Carl Zeiss Distagon T* IF 4/40)
• 2,8/80 mm (Basis Carl Zeiss Planar T* 2,8/80) und
• 4/120 mm (Basis Carl Zeiss Makro-Planar T* 4/120)

Die Preise werden in etwa den brennweitengleichen V-Objektiven von Hasselblad entsprechen (4000, 1500 und 2500 Euro).

Hier sei noch der Hinweis auf den pfiffigen ZÖRK Panorama-Shift-Adapter (PSA) gegeben, der – in Kombination mit einem (heute preiswert zu erstehenden) Vergrößerungs- oder Mittelformatobjektiv – Gleiches bei größeren Verstellwegen zu leisten vermag.

(thoMas)