Legendäre Bilder, große Ausstellungen, neue Bücher. In diesem Fotoherbst ist einiges geboten:

In diesem Fotoherbst gibt es legendäre Bilder zu sehen. Die „Geburtsstunde der Fotografie“ etwa wird bis 6. Januar 2013 in Mannheim präsentiert. „Meilensteine der Gernsheim-Collection“ zeigt das dortige „Forum Internationale Photographie“, wo auch Teile des Nachlasses des Fotografen, Fotohistorikers und Sammlers Helmut Gernsheim verwahrt werden.
 

Foto Joseph Nicéphore Niépce, Blick aus dem Fenster in Les Gras

Joseph Nicéphore Niépce, 1826, Blick aus dem Fenster in Les Gras (Reproduktion Helmut Gernsheim)
Historische Gernsheim-Collection / Harry Ransom Center, The University of Texas at Austin

 
 
Foto Walde Huth, Paris 1955, Model Patricia führt Mode von Jacques Fath vor

Walde Huth, Paris 1955, Model Patricia führt Mode von Jacques Fath vor
© Walde Huth / Archiv Horst Gläser / www.waldehuth.de
Zeitgenössische Gernsheim-Collection / Forum Internationale Photographie / Reiss- Engelhorn-Museen

 
 
Foto Robert Lebeck, Belgrad 26. Mai 1955, Flughafen Belgrad

Robert Lebeck, Belgrad 26. Mai 1955, Flughafen Belgrad, Roter Teppich für die Kreml-Herren
© Robert Lebeck
Zeitgenössische Gernsheim-Collection / Forum Internationale Photographie / Reiss- Engelhorn-Museen

 
„Die Geburtsstunde der Fotografie – Meilensteine der Gernsheim-Collection“ ist ein pathetischer Titel für eine Ausstellung, doch ist er nicht übertrieben. Denn die Sammlung des 1913 in München geborenen Helmut Gernsheim umfasst eine ganze Reihe von fotografischen Ikonen, darunter tatsächlich die Geburtssekunde selbst – die nach unserem heutigen Wissen älteste erhaltene Fotografie der Welt: die Heliographie „Blick aus dem Fenster in Le Gras“ von Joseph Nicéphore Niépce aus dem Jahr 1826. Weiterhin sind unter anderem Arbeiten von Julia Margaret Cameron und Lewis Carroll, von Gisèle Freund, Bruce Gilden, Reinhart Wolf oder Thomas Höpker zu bewundern. Siehe auch hier bei photoscala: Die Geburtsstunde der Fotografie.
 

Foto: Vera Lutter

Foto: Vera Lutter

 
Zum Werk von Vera Lutter gibt jetzt ein neues Buch Auskunft. Seit Jahren schon fertigt die 1960 in Kaiserslautern geborene Künstlerin Bilder mit der Camera Obscura. In Venedig etwa hat sie mit einer riesigen, begehbaren Lochkamera fotografiert: übergroße Schwarzweißarbeiten, unheimliche Wiedergänger der Fotogeschichte. Blättern wir durch Vera Lutters neues Buch, begegnen wir Bildern tiefster Dunkelheit und strahlender Helligkeit: Negative der Welt, stille, seitenverkehrte, fremdartige Fotografien, nur aus Grauwerten gemacht, jede ein Unikat. Der Band bietet eine gute Einführung in die Bildwelt der Fotografin, stellt die wichtigsten Serien Vera Lutters vor – bis hin zu neuen Arbeiten wie einer Serie von Mondfotografien.
 

Foto Stefan Boness
 
 
Foto Stefan Boness

Fotos: Stefan Boness

 
Ein neues Fotobuch von Stefan Boness, erschienen bei Jovis, führt auf 96 Seiten die beeindruckende Architektur der „White City“ Tel Aviv vor. 4000 weiße Bauhaus-Gebäude gibt es hier, seit 2003 ist die moderne Architektur der Stadt Teil des UNESCO -Weltkulturerbes. Wie schon in seinem Band „Asmara – The Frozen City“ gelingt dem Fotografen hier eine beeindruckende Dokumentation einer einzigartigen Stadt.
 

Titelseite Geschichte der Fotogeschichte 1839–1939

 
Ein wichtiges Werk zur Fotogeschichte hat jetzt Miriam Halwani veröffentlicht. Ihre „Geschichte der Fotogeschichte 1839–1939“ erschließt Texte seit Talbot und Daguerre und erklärt auf wissenschaftliche, doch gut lesbare Art und Weise, warum die Fotografie heute als Kunstgattung anerkannt ist. Auch bezieht sie jüngere Entwicklungen der Fotogeschichte in ihre Überlegungen ein.
 

Foto Guadalupe Ruiz

Guadalupe Ruiz, Steuerklasse 1
 
 
Foto Guadalupe Ruiz

Guadalupe Ruiz, Steuerklasse 3
 
 
Foto Guadalupe Ruiz

Guadalupe Ruiz, Steuerklasse 4
 
 
Foto Guadalupe Ruiz

Guadalupe Ruiz, Steuerklasse 6

 
Guadalupe Ruiz hat mit „Bogotá D.C.“ ein Buch veröffentlicht, das die gesellschaftlichen Unterschiede im kolumbianischen Bogotá auf eindringliche Weise in Bilder gießt. Von den improvisierten Behausungen der Armen bis zu den Palais der Reichen hat die in der Schweiz lebende Künstlerin fotografiert, in sechs Vierteln ihrer Geburtsstadt. Das Ergebnis ist ein Buch mit soziokultureller Tiefenschärfe, wie es heute selten geworden ist.
 

Foto Candida Höfer, Affinitäten

Candida Höfer, Affinitäten

 
Eine solche Tiefenschärfe strahlt auch das Werk Candida Höfers aus. Die erste Studentin von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie stellt derzeit im neuen Kunstzentrum Artipelag in Stockholm aus – ein Katalogbuch begleitet die Schau und führt in das große Werk Höfers ein.

(Marc Peschke)